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i) Fazit: Gleichnisse als Offenbarungsmedium und ‚Sprachereignis‘
ОглавлениеDie ‚metaphorische Wende‘ führt zur Wiederentdeckung der po(i)etisch-ästhetischen Sprachkraft und der Unersetzbarkeit von Metapher und Gleichnis. Form und Inhalt, narratio und theologischer Bezugsrahmen bilden eine unauflösliche Einheit. Jesus als Gleichniserzähler etablierte eine unvergleichliche, dem Inhalt und dem Bilderverbot adäquate Form der Rede von Gott. Indem er die anbrechende Gottesherrschaft verkündigte, ließ er sie bei den Menschen Wirklichkeit werden. So gelten die Gleichnisse als Offenbarungsmedium sui generis und als einzigartiges, performatives Sprachereignis. Das in → 1.5.11 zitierte Diktum Jüngels bringt den Kern der ‚metaphorischen Wende‘ auf den Punkt. Inhaltlicher Kern der Gottesherrschaft ist demzufolge die Liebe als den Menschen neu geschenkte Existenzmöglichkeit (existenziale Interpretation). Die Suche nach einem Vergleichspunkt und einer Deutungsebene jenseits des Erzählten ist in diesem Ansatz obsolet.