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e) Der psychologische Aspekt

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Iver K. Madsens psycholinguistischer Ansatz fragt nach den Assoziationen des Autors beim Verfassen eines Gleichnisses.1 Ähnlich fragt Martin Leiner (*1960) textpsychologisch nach dem Produktionsprozess und seinen unbewussten, emotionalen und kognitiven Faktoren.2 Die Emotionalität der Texte sei ausschlaggebend, um die intendierte Einstellungsveränderung zu erreichen. – Tim Schramm (*1940) legt mit dem bibliodramatischen Zugang einen eigenständigen psychologischen Ansatz vor. Dabei wird die Erzählebene ausgelotet und mit persönlicher Erfahrung des Auslegers angereichert.3 Einfühlung in den Text, freie Assoziation und historisch-kritische Arbeit ergänzten sich gegenseitig. Mithilfe textpragmatischer Techniken wie ‚antithetischer Zwilling‘ und offenen Erzählschlüssen führten die Gleichnisse unterschiedliche Handlungsmuster vor Augen und provozierten suggestiv Stellungnahme bzw. Parteinahme. Als kleine bibliodramatische Bühnenstücke kämen die Gleichnisse erst dann zu ihrem Ziel, wenn sie ‚ins Leben gezogen‘ bzw. immer wieder neu inszeniert werden.4 – Schramm zufolge führt das Bibliodrama auch zu einer neuen Einschätzung der Allegorese:

Im Bibliodrama – das ist meine Erfahrung – tut sich nicht selten ein (auch) allegorisches Verstehen der Texte auf; die Allegorese kehrt zurück im mimetischen Spiel, vorwissenschaftlich-spontan und ungeniert. Das ist kein Wunder, denn wer die Bilder ernst nimmt, sich von Symbolen berühren läßt und der Einladung zur Identifikation folgt, der überschreitet schnell den Buchstaben-Sinn; er findet Tiefenschichten in ‚seinem‘ Text, die sich oft als so evident erweisen, daß die strikte Abwehr einer allegorischen Auslegung durch die historisch-kritische Exegese als unangemessen erscheint.5

Ein Beispiel für die Nähe von Bibliodrama und Allegorese ist das in den Gleichnissen Lk 15,3-32 zu entdeckende ‚trinitarische Triptychon‘, das den Hirten auf Jesus Christus, die Frau auf den Heiligen Geist und den Vater auf Gott hin deutet.6

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