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b) Der kommunikationstheoretische Aspekt
ОглавлениеDer von Edmund Arens (*1953) und Eckhard Rau (1938-2011) vertretene Ansatz versteht das Gleichnis als Teil eines historischen Kommunikationsgeschehens.1 Gleichnisse sind
kommunikative Handlungen eines Sprechers in Bezug auf seine Hörer angesichts einer zur Diskussion stehenden Sache.2
Die kommunikative Handlung mit all ihren rhetorischen Techniken sorge für eine Veranschaulichung des Inhalts und dafür, die Herzen der Adressaten zu bewegen.3 Der Zweck der Gleichnisbotschaft sei nicht kognitiver (Information über Gott und sein Handeln), sondern emotiv-praktischer Art (Verhaltensänderung): „Gleichnisse wollen in die ‚Sache‘ der Praxis des Lebens übersetzt werden.“4
Methodisch entspricht dem Ansatz die Rekonstruktion der ursprünglichen Verstehensbedingungen und Assoziationsmöglichkeiten mittels einer Kombination von Realienkunde, Traditionsgeschichte, Religionsgeschichtlichem Vergleich und Redaktionskritik. – Gegen die in der ‚metaphorischen Wende‘ und im französischen Strukturalismus entwickelte Auffassung einer ‚ästhetischen Autonomie‘ der Gleichnisse (→ 2.2.6g) gilt der literarische Kontext als Verstehensschlüssel.