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a) Der didaktische Aspekt
ОглавлениеDie Wiederentdeckung der Gleichnisform wird von Ingo Baldermann (*1929) und anderen Gleichnisauslegern didaktisch fruchtbar gemacht.1 Dem Gleichnis als Offenbarungsmedium entspreche didaktisch die Methode der Nacherzählung. Ziel dieses Umgangs sei es, die Erzählung aus der Perspektive des Autors zu lesen und zu verstehen. Das Gleichnis hat, so Baldermann,
die Kraft der erzählenden Sprache für sich: Jede Erzählung bringt den Hörer dazu, daß er die Dinge mit den Augen des Erzählers liest.2
Die methodische Konsequenz lautet: Rekonstruktion der Entstehungssituation der Gleichnisse. Gelingt die Nacherzählung, so Baldermann, können die Adressaten zum Glauben finden und eine neue Existenzmöglichkeit ergreifen; damit hätte das Gleichnis seinen Zweck erfüllt. Der Ansatz verknüpft das rhetorisch-argumentative Gleichnisverständnis mit der hermeneutischen Hochschätzung der narrativen, mündlich vorgetragenen Gleichnisrede und mit ihrer existenzialen Interpretation.3 – Ein Neuerzählen des Gleichnisses ist für Erhardt Güttgemanns (1935-2008) der methodische Ansatz, um den Gleichnissen in veränderten hermeneutischen Situationen ihre ursprüngliche Wirkung zurückzugeben. Hierfür entwickelt er die Auffassung vom Gleichnis als ‚generativer Poetik‘ – einer Poetik, die das, worum es geht, allererst hervorbringt. Güttgemanns betont die Verschränkung von Form und Inhalt sowie die didaktische Zweckbestimmung der Gleichnisse.4