Читать книгу Sieben Gespräche über die heilige und wesensgleiche Dreieinigkeit - Kyrill von Alexandria - Страница 15
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ОглавлениеA. Wesensgleich freilich, da er ja in der That von Natur aus und wesenhaft aus ihm und in ihm ist. Wie er nämlich nicht wahrhaft und fest bewährt, ja nicht einmal geziemender Maßen für wesensgleich mit uns gehalten oder erklärt würde, wenn er nicht Mensch geworden wäre, so wäre er nimmermehr aus Gott und in Gott, wenn er nicht durch natürliche Beziehungen zur Einheit mit ihm verbunden wäre; aber auch nicht anders wäre die Menschheit göttlicher Natur theilhaftig, wenn sie Dieß nicht gewonnen hätte durch Vermittlung des Sohnes, indem sie gleichsam eine natürliche Art der Verbindung erlangte. Ganz mühelos aber ist es, sich zu erkundigen bei dem Sohne, welcher sagt:65 „Damit Alle Eins seien wie du, Vater, in mir und ich in dir, damit auch sie in uns Eins seien, auf daß die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, damit sie Eins seien, wie wir Eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen Eins seien.“
B. Wenn sie nun aber sagen würden, die Einheit des Sohnes mit dem Vater sei etwa der Art, wie man sie auch bei uns selbst denken könnte, was werden wir dazu sagen? Es steht nämlich geschrieben:66 „Die Menge der Gläubigen aber war eines Herzens und* einer* Seele.“ Denn obwohl in Allen sehr viele Seelen waren, sagt er, Alle hätten eine gehabt, indem er Namen und Sache der Einheit doch gewiß nicht der Natur selbst beilegte, sondern vielmehr den ungespaltenen Willensrichtungen zuschrieb, weil sie eine und dieselbe Ansicht und Gesinnung hatten. Und weil der Sohn in Allem gleichgesinnt und gleichgewillt ist mit dem Vater, darum eben ist er auch Eins mit ihm. Das nämlich schreien Jene herum, die Unglückseligen.
A. Allein auch hierin werden sie wieder überführt werden, ihren Geist geradezu mit höchstgradiger und äusserster Thorheit erfüllt zu haben. Denn kein ungereimter Gedanke, wie es scheint, ist so nichtig und verächtlich, daß er nicht den Verstand der Unverständigen verheere und zwar ohne Mühe. Denn „der Thor wird Thörichtes reden, und sein Herz wird Nichtiges denken, um Irrthum zu reden wider den Herrn,“ wie geschrieben steht.67 Denn sollte man nicht meinen, es sei denn doch die Fülle von Thorheit und äusserster Albernheit, gerne zu sagen und zu behaupten, keineswegs eine natürliche, sondern vielmehr eine freiwillige sei die Einheit des Sohnes mit Gott dem Vater? Denn er wird sich, glaube ich, auf keine Weise unterscheiden, wenn nämlich es so sich verhält und wahr ist, von den zur Sohnschaft Berufenen und auf den Namen der Gottheit durch den Willen des Vaters Adoptirten, welche auch durch den Glanz ihrer Tugend die so ausgezeichnete und erstaunliche Ehre sich erwarben. Was aber wird noch hindern, Jene sollen es sagen, daß auch von den Heiligen ein Jeder, der Das, woran Gott eine Freude hat, zu denken und zu thun gewillt ist und das dem Herrn Wohlgefällige gleichsam zu seinem eigenen Willen gemacht hat, die so ausserordentliche Stimme des Sohnes erschallen lasse und zum Vater sage: „Wie ich und du Eins sind“? Sie sollen uns also eine solche Stimme von einem Heiligen herbeibringen! Aber sie werden keine haben, daran fehlt viel. Denn das Gegentheil, glaube ich, kann man sehen, daß nämlich Solche, die gleichwohl zum Gipfel der Frömmigkeit gelangt sind, auf allerlei Weise bekennen, daß sie Sünder seien, und über ihre eigene Natur nicht in Unwissenheit sich befinden. Und es wäre vielleicht nicht schwer, unzählige Stimmen aus den heiligen Schriften zu sammeln und aufzuhäufen; doch derlei Übungen den Gelehrten zu überlassen möchte ich nicht für unzweckmäßig halten. Ich will mich aber zu Dem wenden, was Jene sagen, denn Das ist jetzt besser, und will nun auch reden, indem ich die Betrachtung der Einheit bei uns wieder aufnehme. Zur Einheit nämlich durch den Glauben sind wir zweifelsohne zusammengebracht und zusammengeführt; wir werden uns aber in Nichts durch eine Verschiedenheit des Wesens von einander unterscheiden, wenn auch ein Jeder gewissermaßen in eine eigene Hypostase (Person) sich scheidet. Denn wir sind gleichartig, und von der Wesenheit Aller ist die Bestimmtheit und der Begriff einer, der von Allen gleichmäßig ausgesagt wird. Die Einheit aber mit Gott besitzen wir nicht in nackten und bloßen Willensbestrebungen, sondern noch ein anderer geheimnißvoller und nothwendiger Grund verbindet uns dazu. Denn wie der heilige Paulus uns gelehrt hat, „sind wir Viele ein Leib, weil wir an einem Brode Theil haben.“68 Oder weißt du denn nicht, daß er sagt,69 auch die Heiden seien Christo einverleibt worden, indem sie die Einheit mit ihm erlangten durch den Glauben, offenbar aber auch durch die mystische Segnung.70
B. Ja, allerdings!
A. Also zugleich natürlich und freiwillig ist die Einheit bei uns; wir wollen aber sehen, ob die (Einheit) in Christus auch eine solche ist.71
B. Wie meinst du? Denn ich folge dir nicht ganz.