Читать книгу Sieben Gespräche über die heilige und wesensgleiche Dreieinigkeit - Kyrill von Alexandria - Страница 9

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A. Nicht richtig werden sie sprechen, mein Bester, sondern für’s Erste werden sie als sich selbst widersprechend gefangen werden, da sie ja den Ausdruck als unschriftgemäß verwerfen. Denn ob man nun meine, daß man den Sohn wesensgleich oder, wenn Dieß durchaus nicht, daß man ihn wesensähnlich nennen müsse, nichtsdestoweniger läuft uns durch beide Bezeichnungen der Name „Wesenheit“ neben herein. Indem sie aber den Ausdruck für falsch erklären, das „wesensgleich“ nämlich, und ihn als unächt, irrthümlich, mit den heiligen Schriften nicht übereinstimmend und als was nicht noch Alles verschreien, lassen sie ihn wieder zu und schreiben ihn unter die am allermeisten beglaubigten. Wenn man es ihnen also auch hingehen ließe, zu sagen, der Sohn sei dem Vater wesensähnlich, was scheinen dir dann wohl diese Leute zu thun?

B. Nicht wenig ungerecht zu sein und die Bedeutung jenes21 Ausdruckes zu fürchten, während er doch trefflich und sehr klar das Wahre anzeigt.

A. Glaube nur nicht, daß es sich anders als so verhalte, mein Lieber; jugendlich übermüthig aber gleichsam auf ihre lose Geschwätzigkeit und die höchst unheiligen Lehren ihrer Führer schneiden sie den Sohn ab von seinem natürlichen Verhältniß und Verwandtschaft zu Gott dem Vater und lassen ihn kaum, vielleicht noch aus Mitleid, eine Nachbildung und Ähnlichkeit mit ihm haben, damit er endlich als wenig verschieden erscheine von Dem, was nach seinem Bilde geschaffen oder wenigstens in Bezug auf die Beschaffenheit der Sitten gleichsam nach der göttlichen und lauteren Schönheit ausgebildet ist.

B. Wie meinst du Das?

A. Hörst du denn nicht, mein Lieber, daß Christus befiehlt und sehr deutlich sagt: „Werdet barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel es ist“?22

B. Jawohl.

A. Verstehst du also nicht, daß auch die Beschaffenheit der Sitten uns eine Gestalt gibt und durch die wirkliche Tugend gewissermaßen der göttliche Charakter uns eingeprägt wird? Denn die Gottheit ist auf nicht nachgebildete und wesenhafte Weise gut; daß aber als Dieses [sc. gut] nachahmungsweise auch wir selbst erscheinen durch Betragen und Sitten, gehört doch wohl zu den Möglichkeiten, wenn wir das Streben und Trachten nach allem Vortrefflichen freiwillig erwählen. Denn wir werden ja doch nicht meinen, wenn wir an Verstand und Herz im Rechten sind, daß Diejenigen, welche das göttliche Ebenbild, durch die Beschaffenheit ihrer Sitten schimmernd, in ihren Seelen haben, eine wesenhafte und unveränderliche Ähnlichkeit mit ihm haben, die bis zur durchgängigen Gleichheit mit seinen Eigenschaften fortginge und sich erstreckte, da wir ja damit zugeben würden, daß Gott uns selber ähnlich sei, indem überhaupt Nichts einen trennenden Unterschied mache. Wir sind nämlich geschaffen nach seinem Bilde und Gleichnisse.23 Allein so verhält es sich nicht; viel wenigstens fehlt auch daran; denn unendlich viel liegt dazwischen. Wir nämlich sind nicht einfach von Natur, die Gottheit aber ist durchaus einfach und ohne Zusammensetzung, reich aber ist das Allvollkommene an sich selbst und bedarf Nichts. Alle körperliche Natur aber ist zusammengesetzt aus Theilen, die zur Erfüllung eines vollkommenen Wesens zusammentreffen. Und wir sind aus Erde, wenigstens dem Fleische nach, verweslich und verwelklich, Gräsern gleich und den Lilien des Feldes ähnlich; Gott aber ist hierüber erhaben. Und leicht umkehrbar ist des Menschen Seele und hat verschiedene Wandlungen, sowohl vom Guten zum Schlechten als von der Schlechtigkeit wieder zum Guten. Befestiget aber gleichsam und fest gegründet ist Gott in seinen Gütern, einen Übergang zu Anderem zu erleiden unfähig; und wesenhaft ist seine Festigkeit, nicht ein Erwerb freiwilliger Sicherheit. Es ist also offenbar, daß für die Geschöpfe die Ähnlichkeit mit Gott keine natürliche ist, sondern gewissermaßen im Handeln und in der Beschaffenheit der Sitten sich zeigt.

B. Diese Ansicht dürfte wohl richtig sein, da ja sowohl von den Engeln diejenigen, welche ihren Anfang nicht bewahrten, als auch wir selbst der Verwandtschaft mit Gott verlustig gingen, an der Natur aber nicht beschädigt wurden. Denn wir sind keineswegs in das völlige Nichtsein dahingegangen, sondern wir existiren, auch ohne den Besitz der Tugend. Der Erkenntniß einer gewissen Wissenschaft und Kunst aber durch die allzu große Leichtigkeit und Hinneigung zum Bösen verlustig geworden sind wir zur Annahme des Früheren wieder berufen worden durch Christus, der uns umbildet, um zu jener ersten und urbildlichen Schönheit erneuert zu werden. Und wir sagen doch nicht, daß er uns eine solche Herrlichkeit zu erreichen gebe, als gingen wir aus der Menschheit in eine andere Natur über, sondern weil wir aus einer schlechten Willensrichtung umgeändert werden, das Bessere thun und denken zu wollen.

Sieben Gespräche über die heilige und wesensgleiche Dreieinigkeit

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