Читать книгу Sieben Gespräche über die heilige und wesensgleiche Dreieinigkeit - Kyrill von Alexandria - Страница 17
12.
ОглавлениеB. Also sagen wir, wenn du meinst, es seien zwei Wesenheiten, eine des Vaters und eine des Sohnes; denn so dürfte wohl der Unterschied deutlicher und gewissermaßen für Jedermann klarer werden.
A. Keineswegs deutlicher. Laß dich doch nicht durch die Reden Jener zu einem falschen Sinne verleiten und halt’ ein, den Fahrweg verlassend, auf Ab- und Irrwege zu gehen!
B. Wie oder auf welche Weise?
A. Wenn nämlich eine sein wird die Natur des Vaters, eine davon verschiedene aber wieder die des Sohnes, wie ist es dann nicht nothwendig, einen Grund auszudenken, der die einander von Natur Ungleichen in Zwei trennt und auseinanderhält? Denn wie soll man die nämliche (Natur) als eine und wieder eine denken? Man kann ja doch bei Menschen, die ein und dasselbe Merkmal der Wesensgleichheit haben, nicht von verschiedener Wesenheit reden und einem jeden Ding das Merkmal der Gemeinsamkeit als ein besonderes (eigenthümliches) beilegen. Denn wenn wir Das thun und gleichsam eine nothwendige Unterschiedsweise in die Wesenheiten hineintragen, als wäre jede in sich selber mehrfach, so wird das Allgemeine in Nichts zerrinnen. Oder wird nicht der wesenhafte Unterschied eine Andersheit, die Andersheit aber hierin eine Verschiedenheit in der naturgemäßen Definition hervorbringen und erzeugen?
B. Ich meine wenigstens.
A. Es wird also übrig sein, ihnen, auch wenn sie es nicht wollen, zu sagen, der Sohn sei nicht mehr Gott dem Vater wesensgleich, sondern vielmehr verschieden und von anderer Natur und den Merkmalen der Gottheit entfremdet, wenn er nämlich eine eigene Naturbeschaffenheit hat, die von der Wesenheit Gottes des Vaters abweicht.
B. Sie behaupten ja, der Sohn sei anders beschaffen, als wie man denken möchte, daß der Vater seiner Natur nach ist. Indem sie daher die Bezeichnung „wesensgleich“ bei Seite lassen und ihr Fremdartigkeit und Ungebräuchlichkeit vorwerfen, sagen sie, man müsse bekennen, er sei wesensähnlich, und legen ihm auch den Namen der Mittlerschaft als einen der am meisten ehrwürdigen und schicklichsten bei.
A. Und was anders als Gefasel wird Dieses sein und in der That Altweibergeschwätz? Denn wenn sie ihm eine gewisse Mittelnatur andichten und höchst unverständig sagen, deßwegen müsse er Mittler genannt werden, so sehe ich wenigstens nicht, was denn daraus folgt, oder was für eine Anschauungsweise uns dadurch hereingebracht wird; aber sag’ es du mir, da ich ja sehr gerne lernen will!
B. Was soll ich dazu sagen?
A. Frage also und trachte zu erfahren, ob der Mittler geworden ist oder ungeworden, in Wahrheit Gott, oder ob auch er zu den Geschöpfen gehört! Denn was er bei Jenen ist, weder schlechthin Gott noch offenbar ein Geschöpf, was für einen Platz unter den Wesen er von ihnen empfangen dürfte, bin ich wenigstens durchaus nicht im Stande in nackten Begriffen zu sagen, auch wenn ich wollte.
B. Eine mittlere zwischen Beiden, zwischen Gott nämlich und Kreatur; deßwegen werde er ja auch Mittler genannt, sagen sie.
A. Höchst unklar werden sie reden, und sehr unverständig werden sie sein, wenn sie so denken. Denn es ist nicht möglich, wenn man den Geist nach oben und unten wendet und die gesammte Natur der Wesen, wie sie sich verhalte, durchforscht, eine solche, auch nur in Gedanken und Begriff erfaßte Natur zu finden, welche sowohl ausser die Grenzen (Merkmale) der wahren Gottheit herausgeht als auch die Eigenschaften der Geschöpflichkeit überschreitet und uns eine über das Geschaffensein erhabene Existenz zeigte. Oder gibt es Etwas zwischen Geworden und Ungeworden, Ungeschaffen und Geschöpf?
B. Ich wenigstens möchte Das nicht zugeben; du hast ja Recht.
A. Zwei Naturen also bemerken wir in dem gesammten Sein; die eine Dessen, der immer und auf gleiche Weise ist und sich verhält, die andere aber derjenigen Wesen, die durch Schöpfung das Sein erhielten; und die des ungeworden (durch sich selbst) Seienden überragt und übertrifft Alles und zeichnet sich durch die höchsten und größten Vorzüge aus; die andere aber ist unterthan und gleichsam unterworfen unter die Füße des Herrn. Du wirst aber Dieß auch ganz klar einsehen, da Christus zu den Schaaren der Juden sprach:73 „Ihr seid von unten, ich bin von oben.“ Daß aber der Eingeborene von oben zu uns kam, erklärt auch der weise Johannes, da er sagt:74 „Der von oben kommt, ist über Allen.“ Er glaubte nämlich, Dem, der von Natur Gott ist, und dem Erzeugten Dessen, der von Natur Gott ist, den erhabensten und höchst vollendeten Vorzug zutheilen zu sollen. Denn daß das „von oben“ nicht örtliche Höhen bedeutet, sondern die Wesenheit Gottes des Vaters selbst anzeigt, wie wäre Das nicht zweifellos, da einer der heiligen Jünger deutlich sagt:75 „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der Lichter, bei dem es keine Veränderung gibt und keinen Schatten von Wandel“? Denn mag nun Jemand die Engel oder das noch Höhere und Alles, was dazwischen ist, durchlaufend bis zu den Seraphim selbst gelangen und die obersten Herrlichkeiten betrachten, die Natur der geschaffenen Wesen wird er nicht übersteigen. Denn entweder ist Etwas von oben, das heißt vom Vater der Lichter, und Das ist eben Gott; nur aber allein der Sohn ist von oben; oder aber etwas ist unten und von unten, das heißt ein Geschöpf und von einem Geschöpfe; in der Mitte aber ist durchaus Nichts. Wenn aber Jemand die Gegner fragte und wißbegierig wäre, indem er sagte: O ihr, was saget ihr uns denn? Ist dieser Sohn, wie ihr ihn nennt, und Mittler geworden oder ungeworden, denn ohne ein Mittleres sind Beide doch offenbar immer; was würden sie wohl sagen?
B. Ich glaube, sie werden in Verlegenheit kommen, und ganz natürlich.