Читать книгу Sieben Gespräche über die heilige und wesensgleiche Dreieinigkeit - Kyrill von Alexandria - Страница 16
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ОглавлениеA. Und doch meine ich, hierin wenigstens sei nichts Schwieriges, mein Lieber; es kann aber, was ich sage, auch sehr leicht, meine ich, jedweder weise und verständige Mann verstehen, wenn er bedenkt, erstens, daß wir, die wir zu den Menschen zählen, durch ein natürliches Band zur Gleichheit unter einander verbunden sind; wir sind aber auch auf andere Weise geeint. Geschieden nämlich in eine eigene Person, die eines jeden Einzelnen nämlich, wonach der eine Petrus ist oder Johannes, der andere Thomas oder Matthäus, sind wir eines Leibes geworden in Christo, durch ein Fleisch genährt und durch einen heiligen Geist zur Einheit versiegelt; und da Christus ungetheilt ist (denn er ist keineswegs getheilt), so sind wir alle Eins in ihm. Darum sagte er auch zu seinem Vater im Himmel:72 „Damit sie Eins seien, wie wir Eins sind.“ Siehe nämlich, wie in Christo und dem heiligen Geiste wir alle Eins sind, sowohl dem Leibe nach als dem Geiste nach! Zu tadeln also sind, die etwas Anderes zu denken belieben, da sie nicht einmal Das richtig verstehen, was über uns geschrieben steht.
B. Zu tadeln freilich, du hast ja Recht. Nichtsdestoweniger möchte ich gerne fragen, ob wir annehmen werden, daß der Sohn mit Gott dem Vater geeint sei wie gewiß auch wir unter einander, oder ob man überdieß noch eine Einheit zwischen ihnen zugeben soll.
A. Auch der Sohn, sagen wir, ist mit dem Vater geeint wie wir (unter uns). Er ist ja zugestandener Maßen mit dem Erzeuger gewiß doch auch wesensgleich, wenn er anders in Wahrheit Sohn ist und aus ihm. Obwohl er aber in eigener Person (Hypostase) existirt und von ihm gewiß geglaubt wird, daß es sich so verhalte, ist doch nicht wie wir von einander, nach dem Gesetze der Körper, auch er vom Vater getrennt in völliger Scheidung, nach der Verschiedenheit der Einzelnen nämlich, er hat aber eine unaussprechliche natürliche Einheit, ohne daß die Personen eine wechselseitige Vermengung erleiden, wie wenigstens Einige meinen, der Nämliche sei Vater und Sohn; sondern während Jeder von Beiden existirt und subsistirt und eine eigene Wirklichkeit (ὕπαρξις) [hyparxis] hat, bestimmt die Identität des Wesens die Einheit.
B. In eigener Person also oder Wesenheit, sagst du, neben der des Vaters existire der Sohn?
A. Vielmehr nicht in anderer Wesenheit neben der der Gottheit, sondern in anderer Person, nämlich der des Sohnes.
B. Ist denn etwas Anderes die Wesenheit und etwas Anderes die Person?
A. Ja; groß nämlich ist der Unterschied und Abstand, da ja die Wesenheit das Einzelne in sich befaßt.
B. Wie meinst du Das? Denn langsam, wie es scheint, bin ich hierin wenigstens.
A. Weißt du denn nicht, daß auch ich hierüber zu reden nicht geübt bin? Gleichwohl aber muß man an die Untersuchung gehen, sofern sie möglich ist, wie im Bilde etwa, da die göttliche Erhabenheit in unzugänglichen Höhen ist. Also die Bedeutung der Wesenheit scheint auf eine gewisse gemeinsame Sache zu gehen. Der Name der Person aber wird im Einzelnen von Dem, was unter diesem Gemeinsamen begriffen ist, ausgesagt. Du sollst aber glauben, daß ich Dieses jetzt beweise.
B. Was denn doch?
A. Wir definiren den Menschen als ein vernunftbegabtes sterbliches Lebewesen, indem wir Dieß nach dem ihm zukommenden Begriffe annehmen, und Dieß, sagen wir, sei die Bestimmung der Wesenheit, die auf jeden der einzeln Existirenden geht. Unter dieses Gemeinsame nun, nämlich den Menschen, oder den Begriff des Menschen, fällt, meine ich, Thomas sowohl als Markus, oder laß uns sagen, Petrus sowohl als Paulus. Und die Wesenheit zwar könnte man so bestimmen, von den Einzelnen aber hat man damit noch keine klare und deutliche Bezeichnung gemacht. Denn der Mensch überhaupt ist noch nicht Petrus und Paulus. Wenn man aber Thomas oder Petrus sagt, so wird man von den Bestimmungen der Wesenheit das (damit) Bezeichnete nicht aufheben (denn ein Mensch ist er um Nichts weniger); man hat aber (damit) einen etwa in solcher Art und in eigener Person und einzeln für sich Existirenden bezeichnet. Die Wesenheit also bezieht sich auch auf jeden Menschen, da sie ja eben den gemeinsamen Begriff der Gattung erzeugt, die Person aber schicklicher auf einen, da sie weder das Bezeichnete ausser die Gemeinsamkeit hinausstellt noch auch das Einzelne und Besondere zur Undeutlichkeit vermengt und vermischt.
B. Ich verstehe jetzt; denn es scheint mir nicht ganz ungeschickt erklärt zu sein.
A. Bekennend also, daß der Sohn wesensgleich sei mit Gott dem Vater und in eigener Hypostase, sagen wir, daß er verbunden und zugleich unterschieden mit ihm Eins sei, indem wir durch die Rücksichten der Identität nothwendig innigst verbinden den Unterschied der Personen oder Namen und die Verschiedenheit der Hypostasen, welche wie im Vater ebenso auch im Sohne da ist, damit nicht die durchgängige Gleichheit und unwandelbare Dieselbigkeit und Identität des Wesens sowohl im Vater als im Sohne irgendwie den Unterschied verwische und die besondere Eigenheit eines Jeden von Beiden gewissermaßen ganz ununterscheidbar mache. Denn der Eine ist Vater und nicht Sohn, der Andere aber wieder Sohn und nicht Vater.