Читать книгу Die schönsten Pferdegeschichten - Lise Gast - Страница 21

… und eine merkwürdige Neujahrsnacht

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Der Gottesdienst, zu dem sie gerade noch zurechtkamen, war wunderschön. Die Christbäume in der Kirche waren noch einmal angezündet worden, und statt der Predigt, bei der man sich ja oft langweilte, ließ der Geistliche die Kinder des Dorfes Sprüche und Gedichte aufsagen, für jeden Monat des vergangenen Jahres einen. Auch Kinder von Ausländern taten mit, ihre ein wenig mühsame Aussprache wirkte sehr rührend. Und dann sang die Gemeinde mit den Kindern zusammen das schöne Silvesterlied: „Das Jahr geht still zu Ende“. Dagmar sagte nachher, das wäre eins ihrer Lieblingslieder, und ohne es wäre es kein richtiger Jahresschluß für sie. Das Ganze war schön und feierlich, und Anja und Petra gingen still neben Dagmar heim, als es zu Ende war. Erst zu Hause fanden sie ihre Lustigkeit wieder.

„Ich bin jetzt Hausfrau und nicht zu sprechen“, sagte Dagmar und band sich eine riesige weiße Schürze um, „ihr könnt inzwischen den Tisch dekken und –“

Wumm! fuhr Brumme an ihnen vorbei, die Treppe hinauf. Sie hatte vorher im Flur gelegen und auf die Mädchen gewartet, Zessi neben sich. Oben bellte sie eine Weile wie verrückt. Petra klopfte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

„Sie ist wohl ein bißchen Lüttüttüh!“ sagte sie nachsichtig. „Naja, alte Leute werden wunderlich.“

„Vielleicht liegt es an dir! Erst Pußta, die nicht weiterwollte, und jetzt Brumme, die verrückt spielt. Pußta ist ja noch nicht alt“, sagte Dagmar. „Ich nehme die Hunde jetzt mit in die Küche, damit ihr Ruhe habt. Ihr könnt schon anfangen zu füttern.“ Sie öffnete die Küchentür, lockte Brumme und Zessi zu sich und schloß sie wieder. Anja lief die Treppe hinauf, um sich umzuziehen. Für die Kirche hatten sie sich natürlich anders anziehen müssen. Petra ging schon zum Stall hinüber.

Als Anja nach ein paar Minuten auch in den Stall kam, sagte sie: „Du, ich bin vorhin aber erschrocken. Ich komme rauf, ganz allein – Dagmar ist ja in der Küche, und du warst schon hier, und beide Hunde bei Dagmar –, da gibt es oben einen lauten Bums. Wo, hab’ ich nicht genau feststellen können, dort geht’s ja um tausend Ekken. Ich bin vielleicht zusammengefahren, sag’ ich dir.“

„Vielleicht ist eine Tür zugefallen“, sagte Petra ziemlich uninteressiert und schob die Karre die Stallgasse entlang, „weil es gezogen hat, oder –“

„Tür zugefallen! Dort oben gibt’s ja gar keine“, sagte Anja beleidigt und holte die Gabel. „Wo soll denn da oben eine Tür zukrachen? Es war ein richtiger Krach, du kannst es glauben. Warte, ich lade auf, und du schiebst weiter. Nein, so was war es nicht. Ich hab’ mich auch umgeguckt, ob irgendwas runtergefallen ist, aber ich wollte doch auch schnell herkommen und dir helfen.“

„Wahrscheinlich spukt’s“, sagte Petra friedlich, „vielleicht ist der Müller uns nachgekommen, der in der Mühle umgeht.“

„Das glaubst du doch selber nicht! Spuk bleibt immer dort, wo er hingehört, also der Müller in der Mühle, oder was meinst du? Ich hab’ jedenfalls mal gelesen, daß es ausgesprochene Spukhäuser gibt. Im Baltikum vor allem gab es die, aber auch in Westfalen und in der Heide. Es sind immer alte Häuser. Und irgendwann früher ist darin etwas passiert.“

„Alt ist das Haus hier aber auch“, sagte Petra nachdenklich. „Es ist ein altes Bauernhaus, mindestens zweihundert Jahre. Aber Dagmar hat nie etwas davon gesagt, daß es hier spukt.“

„Vielleicht will sie es nicht sagen, weil sie denkt, wir fürchten uns dann? Aber gebumst hat es vorhin, ganz bestimmt. Das bilde ich mir nicht ein. Ich war ja gar nicht auf so was gefaßt.“

„Wir sehen nachher noch mal alles durch, ob was auf der Erde liegt, was vorher nicht dalag“, sagte Petra in ihrer vernünftigen Art. „Ich jedenfalls glaube nicht, daß es so was gibt. Auch die Sache mit dem Müller … glaubst du wirklich, die Müllersfrau hat ihn gesehen? Da würde sie vor Schreck ja tot umgefallen sein. Ein Geist dicht neben einem! Das denke ich mir gräßlich.“

„Ich ja auch. Na, hier im Stall gibt’s bestimmt keine Geister. Gottlob –“

„Und oben im Haus auch nicht. Das wüßte Dagmar doch. Sie schläft doch schon immer dort oben, und wir können ja auch die Hunde mit hinaufnehmen. Die würden schon merken, wenn da was umginge.“

„Aber Brumme ist doch auch raufgerannt und hat gebellt.“

„Meinst du –“ Petra unterbrach sie. „Da kommt Dagmar. Sag lieber nichts, sie denkt sonst, wir sind hysterisch. Ja, raus mit der Karre und ausleeren, damit wir sie morgen früh gleich wieder nehmen können. Du, Dagmar, darf ich nachher mal kurz meine Eltern anrufen? Um ihnen ein gutes neues Jahr zu wünschen. So was finden sie nett, weißt du, und warum soll man nicht.“

„Natürlich! Und Anja auch. Deine Mutter hat sowieso vorhin angeklingelt, und ich hab’ gesagt, du rufst zurück. Wenn ich sage, es geht dir gut, du mistest den Stall aus, da denkt sie wunder was.“

Anjas Mutter rief jeden Tag an und bat immer sehr, Anja selbst sprechen zu dürfen. Sie glaubte wohl nur, daß diese noch lebte, wenn sie die Stimme der Tochter hörte. Es war zum Auswachsen, fand Anja. Von sich aus hätte sie nie telefoniert, aber wenn Petra es tat …

Sie versorgten die Pferde, fütterten die Hunde und verließen dann den Stall, der blank und schön aussah, mit dem Versprechen, um Mitternacht noch einmal zu kommen.

„Damit ihr euch nicht fürchtet, wenn draußen die Knallerei losgeht“, sagte Dagmar und streichelte Lotte über ihre Blesse. „Ich find’ es blöd, in der Neujahrsnacht solchen Rabatz zu machen, aber das ist nun einmal so Sitte. Das soll davon kommen, daß die Leute sich vor bösen Geistern und Dämonen fürchteten und sie durch den Radau zu vertreiben glaubten. Zu blöd. Mir tun jedes Jahr die Pferde leid. Na, und die Hunde werden auch immer ganz rabiat.“

Sie gingen sich waschen und fanden sich dann in der Küche ein, um Abendbrot zu essen. Erst der lange Ritt, dann der Gottesdienst und nun die Stallarbeit – Anja konnte sich nicht besinnen, zu Hause jemals solchen Hunger gehabt zu haben. Dagmar zog ihren Apfelstrudel aus dem Herd. Er duftete verheißungsvoll.

„Wir lassen ihn erst ein bißchen abkühlen, während ich noch die Sahne schlage“, sagte sie und kramte im Kühlschrank. „Wo ist die bloß? Haben wir die im Schnee verloren?“

„Nein, ich weiß genau –“ Anja hatte sich neben sie vor die Tür des Kühlschranks gehockt. „Es waren zwei Pappbecher, sie sind mit rausgeflogen, aber ich hab’ sie wieder reingestellt in den Korb. Ich dachte noch, hoffentlich haben sie keinen Riß bekommen und laufen nun aus.“

„Da ist der eine“, sagte Dagmar und holte ihn heraus, „der genügt erst mal. Der zweite ist für das Eis um Mitternacht.“

„Aber er müßte doch dasein“, sagte Anja und kramte weiter. „Ich seh’ ihn nicht. So was Komisches.“

„Ach laß, das hat doch Zeit. Komm, wirf den in den Abfalleimer.“ Dagmar reichte ihr den leeren Becher hinüber und stellte die geschlagene Sahne auf den Tisch. „Dort steht er, in der Ekke.“

Anja öffnete den Deckel und warf den Becher in den Eimer – da sah sie den zweiten darin, er war leer.

„Hier ist ja der andere. Oder ist das einer von gestern?“

„Gestern haben wir keine Schlagsahne gegessen. Und vorgestern auch nicht – na so was!“ wunderte sich Dagmar. „Hat eine von euch –“, aber sie sprach nicht weiter. Beide schüttelten so unmißverständlich den Kopf, daß sich jede Frage erübrigte. „Nein, das hätte ich auch nie gedacht. Nun sagt bloß –“

„Wahrscheinlich hat sie der Geist ausgetrunken, der hier umgeht. Anja hat er vorhin auch erschreckt“, sagte Petra und blies über ihre Portion Apfelstrudel hin, der noch sehr heiß war. „Aber jetzt will ich erst mal in Ruhe essen, laßt mich bloß in Frieden. So einen Apfelstrudel gibt es bei uns zu Hause nie. Du bist ein Genie, Dagmar, nicht nur im Sattel, sondern auch in der Küche.“

„Na, na“, sagte Dagmar geschmeichelt, „weder das eine noch das andere, leider. Ich bemühe mich halt. Und andere Sachen kann ich nicht so gut wie gerade diesen Apfelstrudel. Nun laßt ihn euch schmecken. Was spielen wir nachher, damit die Zeit vergeht? Könnt ihr Schreibspiele?“

„O ja! Wir spielen Stadt – Land – Fluß!“ schlug Petra vor, „und dann kenne ich noch eins, das ist furchtbar lustig.“

„Na wunderbar, da kann man ja noch was lernen“, sagte Dagmar. „Seid ihr satt? Dann los, Tisch leer gemacht, abgewischt und Stifte her. Papier liegt da drüben.“ Sie verstaute Teller und Reste. „Und Stifte –“

„Sind nur zwei da“, meldete Petra.

„Dann hol doch deinen, Anja“, sagte Dagmar, „du hast doch gestern einen gekauft, nicht wahr?“

Anja lief hoch. Nach ein paar Minuten kam sie wieder, kreidebleich, ohne Stift.

„Was hast du denn?“ fragte Dagmar und sah sie verwundert an.

„Ach nichts. Ich – ich finde meinen Stift nicht –“

„Na, das ist ja nicht so schlimm. Wir suchen einen anderen.“ Dagmar zog die Tischschublade auf und kramte darin. „Siehst du, hier ist einer. Mutter hat meistens in der Küche einen Stift in Reichweite, sie hört immer Radio beim Kochen und schreibt sich dann allerhand auf, Buchtitel oder Rezepte oder die Kontonummer von jemandem, dem man helfen soll. Es kommen doch immer mal solche Dinge im Radio.“

Inzwischen hatte Anja Zeit gehabt, sich zu fassen. Sie nahm den Stift, den Dagmar ihr herübergab, und legte ein Stück Papier vor sich hin. Dann begannen sie zu spielen. Petra wartete, bis Dagmar einmal aufstand – sie ließ Zessi hinaus, die gequiekt hatte –, beugte sich über den Tisch und fragte halblaut: „Was war denn vorhin? Sag! Hast du –“

„Laß. Später. Da war was –“

„Oben?“

„Ja. Als ich wegen dem Stift hoch ging. Es rannte vor mir weg.“

„Du bildest dir was ein. Die Geschichte mit dem Müller hat dir angst gemacht, weiter nichts.“

„Aber ich hab’ es doch gehört, ganz deutlich.“ Anja weinte fast. „Ganz nahe – und du willst es mir nicht glauben!“

„Ganz nahe? Ein Mensch?“

„Ich weiß nicht. Es rannte. Ja, es rannte, es huschte nicht. Ein Gespenst müßte doch eigentlich huschen.“

„Weiß man‘s? So was lernt man ja nicht in der Schule. Leider. Das wär’ doch endlich mal was Interessantes. In so einer Stunde würde ich direkt aufpassen.“

„Du glaubst es ja immer noch nicht“, sagte Anja kläglich, „und ich soll nachher – ich geh’ nicht wieder rauf!“ Das letzte klang entschlossen. Petra wollte eben antworten, da kam Dagmar wieder herein.

„Kinder, draußen ist so herrlicher Schnee, es ist eine Schande, hier zu sitzen. Kommt, wir gehen noch mal rodeln.“

„In dieser Finsternis?“ fragte Petra. Dagmar aber lachte.

„Ist gar nicht finster. Der Schnee leuchtet. Kommt, am Haselberg sind schon viele aus dem Dorf, die rodeln. Wer weiß, wie lange der Schnee bleibt.“

„O ja, wir gehen rodeln!“ sagte Anja erleichtert. „Wir gehen raus. Wir rodeln im Mondschein!“ Ihr war vor allem wichtig, aus dem Haus zu kommen, das ihr angst machte. Petra mußte sich entschließen mitzukommen.

„Na schön, von mir aus. Und ich fand es gerade so gemütlich hier.“ Sie seufzte.

„Gemütlich sein kannst du auch noch in fünfzig Jahren, du Faulpelz“, lachte Dagmar. „Jacke an, Handschuhe, los! Wir – was war denn das?“ unterbrach sie sich und blieb mit halboffnem Mund horchend stehen. Anja und Petra lauschten auch.

„Gar nichts“, sagte Petra ärgerlich. „Was ihr nur habt. Immerzu ist was –“

„Wieso denn immerzu?“ wunderte sich Dagmar.

„Ach was. Jetzt gehen wir. Wenn ihr mich schon aus der warmen Küche gezerrt habt, will ich jetzt auch rodeln. Her mit den Schlitten – einer steht ja noch draußen von vorhin, als Brumme ihn ziehen sollte. Den nehm’ ich. Dürfen die Hunde mit?“

„Natürlich! Die freuen sich.“

Es war wirklich einiges los am Haselberg. Kinder und Erwachsene tobten dort, zogen ihre Rodelschlitten bergauf, schrien: „Aus der Bahn!“, wenn sie hinabsausten, und lachten, wenn ein anderer kippte oder im Haselbach landete, der unterhalb des Hügels vorbeifloß. Er war nur an den Rändern zugefroren und in der Mitte noch offen, und es gab viel Geschrei und Gekreische, wenn jemand hineinfuhr.

So vergingen die letzten Stunden des alten Jahres sehr schnell; einer nach dem anderen sah auf die Uhr, die sich im Halbdämmern schwer erkennen ließ, und wandte sich dem Dorf zu.

„Wir müssen auch heim, es ist fast Mitternacht“, mahnte Dagmar, und befriedigt zogen sie ihre Schlitten heimwärts. „Brumme, Zessi, wo steckt ihr! Kommt, es gibt heute nacht noch was Gutes!“

Hach, war es schön, wieder in die Wärme der Küche zurückzutauchen! Petra und Anja sahen einander an und lachten – sie hatten beide knallrote Gesichter und nasse Schöpfe, denn Mützen hatten sie nicht aufgehabt. Dagmar kam mit einem Frottiertuch und rubbelte sie trocken, und sie schrien ach und weh. Dann stellten sie das Radio ein und warteten, bis „Prost Neujahr!“ gesagt wurde. Lachend wünschten sie einander ein gutes neues Jahr, und schon schrillte das Telefon.

„Richtig, wir hatten ja vergessen –“

Beide Elternpaare riefen an, und gleich danach auch Dagmars Mutter. Sie wünschte ihnen allen dreien ein gesegnetes neues Jahr und berichtete glücklich, daß der Professor sich über die kleine Cosy im besten Sinne geäußert hätte. „Sie wird bestimmt ganz gesund, hat er gesagt“, erzählte sie, und man hörte ihrer Stimme ihre große Freude und Erleichterung an. Dagmar freute sich sehr.

„Das ist die schönste Neujahrsbotschaft für uns alle“, sagte sie, „ich hatte nicht gewagt zu fragen. Wie wunderschön! Und jetzt wird Blei gegossen“, bestimmte sie, „das hätten wir beinahe vergessen.“ Sie holte eine Schüssel mit Wasser und alles andere, was noch dazugehörte: Blei und eine Kerze und einen Blechlöffel, und nun drängten sie sich um den Tisch, denn jede wollte anfangen.

„Halt, halt, wir waren ja noch gar nicht bei den Pferden!“ erinnerte Petra. Ja, das ging vor. Sie eilten in den Stall und verteilten die Mohrrüben und wünschten allen Tieren einen guten Jahresanfang. Dann machten sie sich ans Bleigießen. Sie knobelten, wer anfangen dürfte, und es traf Petra. Sie goß ein Pferd, wie sie behauptete – der Klumpen Blei, den sie aus dem Wasser gefischt hatte, sah zwar überhaupt nicht danach aus, aber sie fand, es wäre eins. Anja, die nun drankam, konnte an ihrem Bleiklumpen keins entdekken, sosehr sie auch daran herumrätselte. Und bei Dagmar sah das blinkende Bleistückchen eher aus wie ein Papagei, so meinte sie, und Papageien liebte sie wirklich nicht, wie sie beschämt zugab.

„Man kann nicht alles gleich gern haben, ich mag halt Pferde am allerliebsten und dann Hunde, aber Federvieh – ich weiß nicht … Aber jetzt ins Bett, Herrschaften! Füttern müssen wir morgen zur richtigen Zeit, da gibt’s kein Längerschlafen. Pferde haben ihr Recht. Wir können ja, wenn wir sehr müde sind, nachher wieder ins Bett kriechen.“

„Du, Dagmar, könnten wir heute nacht nicht –“ Anja stockte und sah hilfeflehend zu Petra hinüber. Die verstand.

„Anja meint, oben spukt es“, sagte sie lustig und so, als wäre es nur ein Spaß. „Der Müller geht ihr im Kopf herum, sie denkt, er ist uns nachgekommen und spukt oben. Deshalb –“

„Aber ja, warum denn nicht?“ sagte Dagmar gutmütig und lachte auch. „Wir können noch ein bißchen Radio hören, ehe wir einschlafen. Heute ist allerlei Lustiges im Programm, paßt mal auf. Und zwei Couchen haben wir ja hier, eine schläft dann eben auf dem Fell.“ Sie zog von der einen Truhe ein dickes Schaffell herunter und breitete es auf dem Teppich aus. „Das machen wir manchmal, wenn viel Besuch kommt. Man schläft wundervoll darauf.“

„O ja! Ich möchte auf das Fell!“

„Nein, ich! Bitte, bitte ich!“

Nun mußte geknobelt werden, und Petra gewann. Anja war so froh, daß sie nicht hinaufmußte, daß sie gern verzichtete.

„Nur die Schlafanzüge müssen wir noch holen“, sagte Dagmar und gähnte. „Na, ich werde großmütig sein und eure mitbringen. Wenn das Gespenst kommt, schrei’ ich. Nehmt euch die Decken dort.“ Sie ging zur Treppe. Anja sah ihr angstvoll nach.

„Wir müßten eigentlich mit – jedenfalls eine von uns“, flüsterte sie und rührte sich nicht.

„Laß“, sagte Petra. „Wenn sie sich nicht fürchtet!“

„Du meinst, dann tut ihr das Gespenst nichts?“

Gottlob, da war Dagmar wieder. Sie warf jeder der beiden den Schlafanzug zu und rief dann nach Brumme.

„Du legst dich unten an die Treppe. Ja, komm, du kriegst deine Decke dorthin. So, leg dich. Brav, meine Alte.“

Zessi kam ungerufen und nahm neben Brumme Platz.

„Also! Doppelt genäht hält besser. Jetzt kann kein Müller herunterkommen, ohne über die beiden zu stolpern“, sagte Dagmar zufrieden und rollte sich auf ihrer Couch zusammen. „Gemütlich haben wir’s, oder? Wer erzählt jetzt noch was?“

„Du!“ riefen die beiden anderen wie aus einem Mund.

„Auch das noch. Mit mir könnt ihr’s ja machen –“

Dagmars Stimme verklang in Murmeln. Gleich darauf hörte man sie halblaut und melodisch schnarchen. Anja und Petra mußten lachen.

Bei solch einem friedvollen Schnarchen kam bestimmt kein Spuk ins Zimmer. Überhaupt – Spuk …

„Es gibt ja gar keinen“, sagte Anja noch, und Petra brummte zustimmend: „Hab’ ich ja immer gesagt. War meine Rede Tag und Nacht –“, und dann schliefen auch die beiden ein, von einer Sekunde zur anderen.

Die schönsten Pferdegeschichten

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