Читать книгу Mama im Unruhestand - Lucinde Hutzenlaub - Страница 16

»Würdest du meinen Kindern raten, das anders zu machen?«

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»Ich wünsche mir, dass alle deine großartigen, unterschiedlichen und besonderen Kinder ihren eigenen Weg gehen, auch wenn er für sie und andere vielleicht nicht immer bequem ist. Ich wünsche mir für Lilli, Maria, Paulina und William, dass sie nicht so kritisch mit sich sind. Ich habe immer gedacht, Selbstkritik wäre vor allem ein Mädchenthema, aber wenn ich mir deinen Sohn so anschaue … Jungs können das offensichtlich genauso. Vielleicht habe ich da auch in der Erziehung was falsch gemacht. Immerhin habe ich dich zu so einem selbstkritischen Wesen erzogen. Und du hast es weitergegeben.«

»Merkst du was?«

»Merke ich …? Oh, dass du meine Tochter bist?«

»Na ja, und dass du das mit der Selbstkritik immer noch ganz gut drauf hast.«

»Stimmt. Ganz schön überflüssig. Weil im Grunde sind wir alle genau richtig geworden.«

»Im Grunde?«

»Lucinde, du nimmst es aber auch wieder genau! Also, was rate ich den Vieren noch?«

»Uh, meine Mutter, der Interviewprofi! Finde ich gut, dass du wieder zur eigentlichen Frage zurückkehrst.«

»Tja. Gelernt ist halt gelernt.« Einer der Lieblingssprüche meines Vaters, den meine Mutter irgendwann übernommen hat. Den habe ich wirklich lange nicht gehört.

»Also, ich rate ihnen, dass sie ihre Träume nie aufgeben und an ihre Ziele glauben. Manchmal könnten sie ruhig auch ein bisschen egoistischer sein und sich selbst mehr achten. Ich weiß ja, dass das gar nicht so leicht ist.

Ich wünsche mir, dass William respektvoll mit Frauen umgeht. Dass auch er sich selbst die Freiheit erlaubt, seinen eigenen Weg zu gehen und nicht aus Vernunftgründen irgendeinen Beruf ergreift, der ihm nicht gefällt.

Ich wünsche mir, dass ihr alle jeden Abend mit Frieden im Herzen und guten Gedanken einschlafen könnt. Das finde ich wirklich wichtig. Man schläft viel ruhiger, und es bedeutet ja schließlich auch, dass man sein Bestes gibt. Dafür ist es wichtig, dass sie ihre Intuition pflegen. Und natürlich wünsche ich mir für sie, dass sie glücklich sind. Sie sollten auf gar keinen Fall mit einem Partner zusammenbleiben, den sie nicht lieben.

Offen und tolerant sollen sie sein und die Welt entdecken. Für ihre Werte einstehen und sich nichts und niemandem unterwerfen, ohne dabei den Respekt vor anderen zu verlieren. Ich wünsche ihnen ein klares Nein und ein starkes Ja. Und ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie die Schönheit der Natur wahrnehmen und mit allen Lebewesen achtsam umgehen.«

»Wow. Das war ja beinahe eine Predigt!«

»Siehst du. Und dir rate ich auch etwas.«

»Okay?«

»Du bist immer beschäftigt und in Eile. Ich freue mich zwar, wenn du Spaß an deinem Beruf hast und erfolgreich bist, aber trotzdem: Mach ein bisschen weniger und genieße mehr den Moment. Das hört sich zwar vielleicht wie ein Kalenderspruch an, aber ich weiß einfach, dass wir uns später an die besonderen und einzelnen Momente erinnern. Aber man muss sich auch die Zeit dafür nehmen und sie erleben. Ach ja, und wenn ich schon die Chance dazu habe, so was zu sagen: Hör auf deine alte Mutter.«

»Ja, Mama. So alt bist du ja jetzt auch noch nicht. Und überhaupt: Weniger machen und mehr genießen? Wo war da mein Vorbild in den letzten vierzig Jahren?«

»Och …«

Mama im Unruhestand

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