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Happy Birthday to me!

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Man hat ja wenig Einfluss auf den eigenen Geburtstag. Ich meine, was den Termin angeht. Gut, die Kardashians und all die anderen Celebrities da draußen, die so eine Geburt zwischen eine Beauty-OP und eine medienwirksame Spendengala legen müssen, die planen das natürlich schon. So eine Geburt steht vermutlich irgendwann morgens zwischen zehn und zwölf in ihrer Agenda, aber früher geht nicht, weil erst dann der Visagist fertig mit seiner Arbeit ist. Kaiserschnitt, Kind raus, Fitnesstrainer, High Heels und hautenges Kleid. Blitzlichtgewitter, fertig. Das ist natürlich Spaß. Niemals würden die Kardashians einen Kaiserschnitt so planen. Für Geburten haben sie nämlich Leihmütter.

Ich hab meine nicht geliehen. Sie hat mich absolut selbst geboren. O ja. Und ich kenne alle Details. Dass die Bauchmuskeln meiner Mutter so trainiert waren, dass sie mich beinahe nicht rausgekriegt haben. Dass mein Vater, damals Redakteur beim Süddeutschen Rundfunk, bei einem Fernsehdreh war und keiner mit mir gerechnet hat. Was unter uns schade ist, denn er war der erste Vater in Stuttgart, der erfolgreich darauf bestanden hat, im Kreißsaal mit dabei sein zu dürfen. Tja. Der ganze Ärger umsonst, hat mein Vater wahrscheinlich gedacht. Was der Arzt gedacht hat, ist nicht überliefert. Ich vermute mal, er war nicht unglücklich darüber.

Jedenfalls: Dass ich im Mai geboren wurde, dafür kann ich nichts. Das hindert meine Mutter allerdings in keinster Weise daran, mir jedes Mal wieder mitzuteilen, wie unpraktisch das ist. Also, das mit dem Geburtstag. Ich bin vermutlich vor allem deshalb ein Einzelkind geblieben.

Dass mein Geburtstag ziemlich oft auf Muttertage, Konfirmationen, Pfingsten oder überhaupt Wochenenden fällt, ist eine Zumutung, finde ich ja selbst auch. Tage, an denen man durchaus Dinge unternehmen kann, die wesentlich mehr Spaß machen, als Kuchen zu essen und Sekt zu trinken. Reisen zum Beispiel.

In meiner frühen Kindheit waren meine Eltern durchaus gewillt, an meinem Geburtstag zu Hause zu sein, das weiß ich sehr zu schätzen, aber ich glaube mich zu erinnern, dass damit spätestes an meinem 16. Schluss war.

»Ja, weißt du Lucinde, ich persönlich habe ja ein eher gespaltenes Verhältnis zu meinem Geburtstag«, erklärt mir meine Mutter, um ihre Abwesenheit zu relativieren. »Er bedeutet mir gar nichts. Ja, am liebsten wäre ich da dann einfach irgendwo unterwegs und müsste nicht die ganze Zeit ans Telefon gehen.«

»Schön und gut«, sage ich und schaue ihr dabei zu, wie sie in Reiseprospekten blättert. »Das mag ja sein! Aber es handelt sich dabei ja auch nicht um deinen, sondern um meinen Geburtstag, und ich hätte dich einfach gerne dabei. Du bist doch meine Mutter!« Ich kann ihre Einstellung zwar nachvollziehen und bemerke auch bei mir eine gewisse Tendenz in diese Richtung, aber das kann ja durchaus auch daran liegen, dass eben niemand in dieser Familie je mit mir meinen Geburtstag feiern wollte, seitdem ich einigermaßen groß bin.

»Ich weiß, dass ich deine Mutter bin. Aber die bin ich ja auch an den anderen 364 Tagen im Jahr.«

Hier kommen wir wohl eher nicht weiter. Ich feiere meinen Geburtstag also irgendwie schon, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Blumen, einen Kuchen und viele Geschenke zu bekommen, das Haus voller Gäste zu haben und weit nach Mitternacht ins Bett zu gehen – und dem Gefühl, dass das doch alles gar nicht nötig ist und man diesen Geburtstag besser ignoriert.

Ja, seitdem ich die vierzig überschritten habe, ertappe ich mich selbst dabei, wie ich mir Geburtstagsvermeidungsstrategien zurechtlege. Und warum? Erstens, finde ich, geht das alles viel zu schnell mit dem Älterwerden und so. Und zweitens möchte ich es – ähnlich wie an Weihnachten – einfach nur schön haben. Entspannt. Und so wie in der Werbung: lachende Gesichter, fröhliche Menschen, liebevoll ausgesuchte Geschenke und Freude darüber, dass es mich gibt. Hohe Erwartungen, die nicht ganz leicht zu erfüllen sind. Stattdessen backe ich mir selbst einen Kuchen, obwohl ich kaum etwas weniger leiden kann, als nachmittags rumzusitzen und Kohlehydrate in mich reinzuschaufeln. Ich serviere meinem Besuch Kaffee, der sich zwar gut unterhält, aber nicht mit mir, weil ich ja in der Küche bin. Und abends lädt mein Mann mich (und die Kinder) zum Essen in ein Restaurant meiner Wahl ein, das ich danach aussuche, was die Kinder gerne essen, das nah an zu Hause liegt und einigermaßen bezahlbar ist (denn wir sind echt viele). Am Ende meines Geburtstages bin ich oft so platt, dass ich nur noch schlafen will, aber ein Geburtstag ohne wenigstens einen Absacker in einer Bar ist doch kein richtiger Geburtstag, stimmt’s? Noch schlimmer finde ich die runden Geburtstage ohne Kaffee und Kuchen, dafür mit Häppchenbuffet, Motto und Tanzen bis zum Morgengrauen. Da bin ich schon müde vom bloßen dran Denken!

»Na ja«, sagt meine Mutter und grinst. »Du wirst halt auch nicht jünger!« Eben. Nicht, dass ich diese Feste nicht mögen würde (ich mag sie sogar sehr), aber eben lieber dann, wenn nicht ich der Festochse bin. Wenn jemand anderes Geburtstag hat, das finde ich großartig. Da macht mir sowohl die Vorbereitung als auch die Party selber Spaß. Gerne auch bis morgens um fünf. Ach, ich bin einfach hin- und hergerissen.

»Siehst du? Und deshalb fahre ich lieber weg.« Mit sich zufrieden verschränkt sie ihre Arme vor der Brust und grinst. »Also, wir könnten ja auch zusammen wegfahren. Ich kenne da ein wirklich nettes Hotel.« Hm. Wo war noch mal mein Koffer?

Mama im Unruhestand

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