Читать книгу Mama im Unruhestand - Lucinde Hutzenlaub - Страница 5
Vorwort und Dank
ОглавлениеNormalerweise bedankt man sich ja ganz am Schluss bei all den Menschen, die zur Entstehung eines Buches beigetragen haben. Das ist durchaus auch sinnvoll. Bei diesem Buch hier ist es ein bisschen anders, denn schließlich schreibe ich über meine Mutter. Ohne ihre Einwilligung wäre das nicht möglich. Und wenn sie nicht diese großartige, lustige und ganz besondere Frau wäre (die mich manchmal auf die Palme treibt, aber dazu später mehr, denn dies ist schließlich eine DANKsagung), hätte ich überhaupt nichts zu erzählen.
Dabei findet sie selbst, ich hätte doch besser über meinen Vater schreiben sollen. Sie sei doch gar nicht so spannend. Das habe ich übrigens auch schon einmal von meiner Großmutter, also ihrer Mutter, gehört, als ich während meines Abiturs eine Seminararbeit über beeindruckende Frauen schreiben sollte und und mir meine Großmutter als Vorbild ausgesucht hatte. Leider hat sie sich damals durchgesetzt und ich schrieb ein Essay über Maya Angelou, eine US-amerikanische Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin. Ich bekam eine Zwei von meiner Deutschlehrerin und zehn Mark von meiner Großmutter. Ich glaube, sie war sehr erleichtert.
Aber meine Mutter ließ sich zu diesem Buch überreden – vor allem, weil ich ihr versprochen habe, dass es durchaus in der einen oder anderen Geschichte auch um meinen Vater gehen wird. Die beiden waren immerhin fünfzig Jahre verheiratet, und nachdem er letztes Jahr gestorben ist, gewöhnt sie sich nur langsam daran, ohne ihn zu sein. Manche Tage sind also nicht ganz so lustig wie andere. Manchmal wird ihr alles zu viel, und dann muss sie einfach raus. In den Schwarzwald, oder sogar richtig weit weg. Nach Sri Lanka beispielsweise. Aber immerhin gibt es dann wieder etwas zu erzählen. Und ich darf!
Großartig! Allerdings hat sie die Erlaubnis an eine Bedingung geknüpft: Ich soll gefälligst ein Buch schreiben, das Spaß macht. Mir. Ihr. Und allen Lesern.
Dabei darf ich mich auch gerne über sie lustig machen. Sagt sie. Ich möchte aber betonen, dass ich das niemals tun würde. Wenn, dann macht sie das schon selbst. Sie ist nämlich klug, souverän und gelassen genug, um auch über sich selbst lachen zu können. Nicht immer, aber dann, wenn es gut passt.
Sie probiert alles aus, was sie interessiert. Denn wenn nicht jetzt, wann dann? Auch von der Fähigkeit, im Moment zu leben, hätte ich gerne etwas ab. Aber das kriegt man nicht einfach so. Das muss man sich »erleben«, sagt sie. Und ich glaube es sofort. Ja, ich habe den allergrößten Respekt vor meiner Mutter.
»Schreib das mit dem Tattoo«, sagen meine Kinder. »Nein, die Geschichte, wie ihr das Auto gekauft habt!« Mein Mann. Mein Sohn wünscht sich die peinliche Story mit dem Akkordeonspieler oder die von ihrem eigenen Stern in Baden-Baden. Und ich?
Mir fallen auch einige Geschichten ein. Und ja, ich erzähle sie fast alle. Schließlich ist sie meine Mutter. Großartig, lustig, manchmal störrisch, immer einzigartig.
Sie ist so viel unterwegs, dass ich oft schon erschöpft bin vom bloßen Zuhören. Rad- und Wandertouren, Fernreisen, Singen, Tanzen, Wandern, Freunde treffen und umsorgen – sie ist immer auf Achse.
Dabei könnte sie sich doch jetzt wirklich zurücklehnen und ihr Leben genießen. Ganz in Ruhe Yoga machen, Frühstücken gehen und Bücher lesen. Entspannung, Gelassenheit und Ruhe.
»Bücher lesen? Auf der Couch liegen? Entspannen? Spinnst du? Niemals, Lucinde. Für so was hab ich doch überhaupt keine Zeit.«
Tja. Sehen Sie? Es gibt genug zu erzählen.
Am besten, ich fange gleich an. Was meinst du, Mama?
Mama?
Mama?
MAMA?
Oh. Schon weg.
Ach ja, beinahe vergessen: Danke, Mama. Für alles. Ich hab dich lieb,
deine Lucinde