Читать книгу Transfer im schulischen Drittspracherwerb des Spanischen - Lukas Eibensteiner - Страница 26
4 Transfereffekte im Zweit- und Drittspracherwerb
ОглавлениеDer Terminus Transfer stammt nicht wie häufig angenommen aus Lados (1957) Werk Linguistics Across Cultures, sondern ist bereits bei Wilhelm von Humboldt (‚hinübertragen‘, lat. TRANSFERRE) oder bei Hugo Schuchardt (‚übertragen‘) zu finden. Die erste englische Verwendung des Terminus transfer findet sich schließlich in einem Artikel von William Dwight Whitney aus dem Jahre 1881 (vgl. Odlin/Yu 2016: 5–6). Transfer1 wird in Anlehnung an Odlin (1989: 27) als „the influence resulting from the similarities and differences between the target language and any other language that has been previously (and perhaps imperfectly) acquired“ definiert. Sharwood-Smith (1994: 198; Hervorhebung im Original) beschreibt ihn als „the influence of the mother tongue on the learner’s performance in and / or development of a given target language; by extension, it also means the influence of any ‘other tongue’ known to the learner on that target language“. In Anlehnung an diese beiden Zitate kann Transfer demnach als der Einfluss einer Sprache auf eine andere Sprache definiert werden. Er kann prinzipiell auf allen sprachlichen Ebenen stattfinden und ist oft auf sprachstrukturelle Ähnlichkeiten oder Unterschiede zurückzuführen. Je nachdem, ob er sich positiv oder negativ auf die Zielsprache auswirkt, wird er als positiver oder negativer Transfer bezeichnet.
Das Ziel der Transferforschung ist es, zu beschreiben und zu verstehen, wie sich sprachliches Wissen auf die Produktion, das Verständnis und den Erwerb einer Zielsprache auswirkt (vgl. De Angelis 2007: 19). Die nachfolgenden Darstellungen fokussieren primär, wie Transfer den Erwerb einer Zweit- bzw. einer Drittsprache beeinflussen kann. Nachdem der Begriff an sich definiert wurde, wird im nächsten Kapitel auf die Anfänge der Transferforschung eingegangen. Im Anschluss werden die wichtigsten Einflussfaktoren diskutiert. Dazu zählen unter anderem die Sprachtypologie oder das Sprachniveau. In Kapitel 4.3 werden schließlich aktuelle Transfermodelle beschrieben und einige Studien diskutiert, die empirische Evidenz für die entsprechenden Modelle liefern.