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Langsam füllte sich der Konferenzraum im Polizeipräsidium Bremen mit den Beamten des K33, zuständig für Kapitaldelikte, Brand und Vermisste. Sachgebietsleiter Manfred Moldau nahm am Kopf des Konferenztisches Platz, direkt vor dem Whiteboard, das an der Rückwand aufgestellt war. Mit dem Klopfen eines Teelöffels gegen die vor ihm stehende Kaffeetasse gab er das Signal für den Beginn der Beratung, einziger Tagesordnungspunkt, die Ermordung von Regina Ammermann. Zuerst berichtete die Rechtsmedizin über die Todesursache. Regina Ammermann war mit dem eigenen Erbrochenen erstickt worden. Die Ergebnisse der Rechtsmedizin ließen keine andere Interpretation zu. Es wurden diverse Hämatome an Körper und Gesicht, Reste von Klebeband an Mund und Wange sowie Abwehrspuren an den Händen gefunden. Des Weiteren wurden einzelne Schuppen gefunden, die nicht vom Opfer stammten. Ein DNA-Abgleich wies allerdings keinen Treffer auf. Auch Einbruchspuren wurden nicht gefunden. Die gesamte Spurenlage war äußerst dürftig. Der Täter hatte offensichtlich Handschuhe getragen und sich scheinbar große Mühe bei der Beseitigung etwaige Spuren gegeben.

Moldau gab jetzt das Zeichen für die Techniker, den Film der 3D Kamera abzufahren. Die hochauflösende Kamera fertigt Panoramabilder an und ermöglicht einen virtuellen Rundgang um den Tatort herum. Regina Ammermann lag gekrümmt, seitlich auf dem Teppich ihres Wohnzimmers, die Hände mit einem Kabelbinder auf dem Rücken gefesselt, daneben ein Stuhl, der umgestürzt auf dem Boden lag. Das gesamte untere Wohngeschoss wurde jetzt gezeigt, keine Verwüstungen, keine geöffneten Schubladen. Alles schien unberührt auf seinen Plätzen zu sein. Der Täter hatte es offensichtlich ausschließlich auf Regina Ammermann abgesehen.

Jetzt berichteten die Beamten, welche die Nachbarschaft befragt hatten. Auch hier war das Ergebnis äußerst dürftig. Lediglich eine Nachbarin der Toten hatte von einem Paketboten berichtet, der einige Tage vor der Tat bei Frau Ammermann klingelte und, nachdem ihm nicht geöffnet worden war, sich strikt geweigert hatte, das Paket bei der Nachbarin abzugeben. Eine Nachfrage bei dem örtlichen DHL-Dienst ergab, dass an diesem Tag kein Paket an Frau Ammermann ausgeliefert werden sollte. Moldau sprach aus, was alle Anwesenden dachten:

„Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat der Täter an dem Tag seinen ersten Versuch gestartet, der aber scheiterte, weil Frau Ammermann nicht zu Hause war.“

Alle Anwesenden nickten. Das Phantombild, das man mit Hilfe der Nachbarin hatte anfertigen lassen, wurde jetzt auf dem Whiteboard gezeigt. Wieder ergriff Moldau das Wort.

„Falls wir in den nächsten Tagen nichts Brauchbares haben, müssen wir in den sauren Apfel beißen und das Bild an die Presse gegen.“

Mehrere Beamte stöhnten auf.

„Ich weiß, was das bedeutet, liebe Kollegen. Wir werden überhäuft mit obskuren Hinweisen, die viel Arbeitskraft binden werden. Ich gebe uns noch einige Tage. Wenn wir bis dahin nichts haben, müssen wir diese Last auf uns nehmen.“

Jetzt meldete sich aus der hinteren Ecke des Raumes eine kleine zierliche Frau mit Kurzhaarfrisur und einer schwarzen Brille, die für ihr schmales Gesicht viel zu groß wirkte.

„Ich denke, aus all dem, was wir hier heute erfahren haben, lässt sich nur ein Schluss ziehen, dass es sich um ein persönliches Motiv des Täters oder der Täterin handeln muss. Wir sollten uns ausschließlich um das Leben des Opfers kümmern.“

Moldau wiegte seinen Kopf hin und her.

„Sachte Frau Kollegin, ich halte eine solche Festlegung für zu früh. Zu diesem Zeitpunkt sollten wir in alle Richtungen ermitteln.“

Aus der anderen Ecke kam Zustimmung. Einer der Kollegen murmelte leise: „Unsere Akademikerin nun wieder, keine Erfahrung, aber hier auftrumpfen wollen.“

Paula Kerstein, so hieß die Kollegin, hatte in der Tat keine herkömmliche Polizeiausbildung absolviert, sondern war als juristische Mitarbeiterin eingestellt worden. Sie verfügte über ein abgeschlossenes Jurastudium mit Erstem und Zweitem Staatexamen. Danach hatte sie ein Jahr in den USA zwei Semester Kriminalpsychologie mit dem Schwerpunkt Profiling studiert. Obwohl Moldau ihren Vorschlag abgebügelt hatte, kam er nach der Sitzung zu ihr.

„Frau Kerstein, nehmen Sie sich zwei Kollegen und gehen Sie in die Firma, in der unser Mordopfer arbeitete und versuchen Sie alles, aber auch wirklich alles, über Frau Ammermann zu erfahren.“

Leicht verwundert nahm Paula Kerstein ihre Akten und verließ das Konferenzzimmer. Warum hatte er ihr nicht vor der ganzen Mannschaft diesen Auftrag erteilt? Hatte er vielleicht ein Problem damit, sich vor den Kollegen mit ihrem Vorschlag zu identifizieren?

Zerbrochen auf Wangerooge

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