Читать книгу Religionsgeschichte Anatoliens - Manfred Hutter - Страница 27

2.2.2 Arinna

Оглавление

Die Kultstadt Arinna kann bislang nicht sicher lokalisiert werden, wobei verschiedene Vorschläge entweder mit der Lage südwestlich oder nordöstlich von Ḫattuša rechnen; letztere Annahme ist wahrscheinlicher, ohne dass ein konkreter archäologisch fassbarer Befund überzeugend als Arinna identifiziert werden kann.53 Sicher ist, dass die Stadt nicht weiter als eine Tagesreise von Ḫattuša entfernt war, d. h. wohl nicht mehr als maximal 30 Kilometer, da sich der König mehrfach in Festritualen innerhalb eines Tages von der Hauptstadt in diese Stadt begibt.54 Der Ortsname Arinna (ah. URUA-ri-in-na, in jüngeren Texten auch mit dem Sumerogramm PÚ »Quelle, Brunnen« als URUPÚ-na geschrieben) ist wahrscheinlich hattischen Ursprungs und kann mit dem hattischen Wort für »Quelle, Brunnen« (uri-, ur-) verbunden werden. Dass es sich um ein altes hattisches Kultzentrum handelt, ist unbestritten. Nach Ausweis der vor allem junghethitischen Texte lag die Stadt wahrscheinlich etwas erhöht und es scheint ein zentrales Stadttor gegeben zu haben. Ein ḫalentu-Raum55 diente wohl dem König als Wohnung während seines Aufenthalts in der Stadt bei den Festen, eventuell wegen der Nähe zur Hauptstadt auch als temporäre Residenz. Ferner lässt sich feststellen, dass Verwaltungseinrichtungen – Vorratshäuser, in denen Abgaben aus Provinzstädten gelagert wurden, ein Gasthaus und Wirtschaftsgebäude – zum Stadtbild gehörten, während Teiche oder Wasserbecken außerhalb der Stadtmauer lagen.56 Ob alle diese Einrichtungen bereits in althethitischer Zeit existierten, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Dass Arinna eine wichtige Kultstadt war, wissen wir aufgrund der textlichen Überlieferung, in der Tempel für die Sonnengöttin, für ihre Tochter Mezzulla, Zintuḫi, den Berg(gott) Ḫulla und den Wettergott des Waldes erwähnt sind; dabei gab für die zuletzt genannten Gottheiten anscheinend nur in Arinna eigene Tempel,57 was deren besondere Zugehörigkeit zu dieser Stadt zeigt. Wo der Berg Ḫulla genau zu lokalisieren ist, bleibt unklar.58 Im Kult standen drei SANGA-Priester an oberster Stelle der Hierarchie, den zweiten Rang nahmen zwei GUDU12-Priester ein; dass letztere eine niedrigere Stellung hatten, sieht man etwa daran, dass von ihnen im KI.LAM-Fest gesagt wird, dass sie sich vor dem König verneigen müssen, was für die SANGA-Priester im gleichen Zusammenhang nicht gilt.59 Auch Priesterinnen waren im Kult von Arinna beteiligt. Das wohl wichtigste Fest der Stadt war das so genannte »Große Fest von Arinna«, in dessen Mittelpunkt neben der Sonnengöttin die anderen praktisch exklusiv mit der Stadt verbundenen Gottheiten Mezzulla, Zintuḫi und der Berg Ḫulla standen. Auch andere Feste – teilweise mit hattischen Rezitationen – wurden lokal für die Sonnengöttin von Arinna in ihrem Heimatort gefeiert, wobei die umfangreiche Überlieferung jedoch erst mit mittelhethitischen Texten einsetzt.60 Dass ab dieser Zeit die Göttin auch häufig in Texten, die sich auf Kulte außerhalb von Arinna bezogen, eine zentrale Rolle spielt, hängt unmittelbar mit ihrer Bedeutung im Staatspantheon zusammen, in das die Verehrung der hattischen Gottheiten der alten Kultstadt Eingang gefunden hat.

Religionsgeschichte Anatoliens

Подняться наверх