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2.2.3 Ziplanta

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Auch für die dritte Kultstadt Ziplanta (jüngere und später dominierende Schreibung Zippalanda), die bereits in althethitischer Zeit eine wichtige Rolle spielte, ist die genaue Lokalisierung umstritten.61 Oft wird Ziplanta gemeinsam mit der Stadt Ankuwa genannt, wobei für Ankuwa von manchen die Identifizierung mit Alişar Höyük62 angenommen wird, so dass als Folge dieser Identifizierung für Ziplanta vermutet wird, dass die Stadt südöstlich von Ḫattuša liegt, etwa in Uşaklı Höyük.63 Andere verorten die Stadt nordöstlich der hethitischen Hauptstadt, wobei Maciej Popko die Identifizierung von Ziplanta mit Alaca Höyük annimmt, eine Identifizierung, die jedoch wenig Zustimmung gefunden hat.64 Aus Festritualtexten kann geschlossen werden, dass die Stadt zwei Tagesreisen von Ḫattuša entfernt war.65 In althethitischer Zeit war Ziplanta anscheinend nur eine kleine Stadt, jedoch ein (über)regionales religiöses Zentrum, dessen Feste auch von Teilnehmern von anderen Orten, die später größere Eigenständigkeit erhielten, mitgefeiert wurden. So nahmen z. B. beim großen Fest von Ziplanta auch Personen aus Katapa, Kartapaḫa, Šalampa, Ulušna sowie der Verwalter (AGRIG) von Ankuwa teil.66 Dies zeigt, dass bereits in althethitischer Zeit der Kult von Ziplanta in ein Netzwerk anderer Orte eingebunden war. Viele der Feste begannen in der Stadt, wobei der weitere Festablauf die Teilnehmer zum Berg Daḫa führte, der nicht allzu weit von der Stadt entfernt gewesen sein dürfte. Dass dieser Berg – als »vergöttlichter« Berg – eng mit der Kultstadt verbunden war, macht noch das große Gebet Muwatallis II. deutlich, worin die Gottheiten von Zippalanda in junghethitischer Zeit genannt werden: Wettergott von Zippalanda, Berg(gott) Daḫa, männliche und weibliche Gottheiten von Zippalanda, Berge und Flüsse von Zippalanda (KUB 6.45 i 57f.). Auffallend an dieser junghethitischen Pantheonliste von Zippalanda ist, dass im Unterschied zu den Listen der Gottheiten anderer Orte in diesem Gebet nur der lokale Wettergott – vielleicht unter dem Namen Wašezzili67 – und der Berg Daḫa als individuelle Gottheiten genannt sind. Dies entspricht dem Befund der althethitischen Zeit, der deutlich macht, dass der Kultort fast ausschließlich auf die Verehrung eines Wettergottes und des in der Nähe liegenden Berges fokussiert war, andere Gottheiten, die wir aus der althethitischen Zeit kennen, jedoch in Ziplanta fehlen. Die Stadt ist – nach Ausweis der Texte, da wegen der nicht gesicherten Lokalisierung keine archäologischen Daten herangezogen werden können – durch zwei öffentliche Bauten geprägt:68 Das sind der Tempel des Wettergottes in der »oberen« Stadt und ein ḫalentu-Gebäude, das auch als Residenz des lokalen Herrschers sowie des hethitischen Königs diente, der die Stadt bei den Reisen aus Anlass großer Feste besuchte. Dem Tempel des Wettergottes dürften auch Schreine bzw. Kapellen für einige andere Gottheiten angegliedert gewesen sein; so sprechen – allerdings erst junghethitische – Texte von »Häusern der Götter« sowie von einem »Haus der Sonnengöttin der Erde«. Diese spärlichen Angaben deuten erneut auf die relativ exklusive Beschränkung der Kultstadt auf den eigenen Wettergott. Weitere textlich fassbare Baulichkeiten in Ziplanta sind die Stadtmauer, einige Stelen (NA4ḫuwaši-) als Kultplätze und Häuser von Priestern. Wahrscheinlich gab es auch auf dem Berg Daḫa einige Kultbauten.69 Dies zeigt die Erwähnung eines »Tores des Gottes Daḫa« (KBo 16.49 i 5, iv 3; KBo 16.78 iv 17), da damit wohl der Eingang eines Schreines für den Gott auf dem Berg bezeichnet ist. Einblick in die Bedeutung der Kultstadt gibt ferner ein Abschnitt des KI.LAM-Festes – vor allem bezüglich der Priester-Hierarchie der Stadt; den Priestern werden im Rahmen des Festes unterschiedliche Geschenke überreicht:70

Dem SANGA gibt man ein Gewand erster Qualität, dem tazzelli-Priester gibt man ein Gewand zweiter Qualität, dem ḫamina-Priester gibt man ein Gewand zweiter Qualität, dem Mundschenk und dem Sänger gibt man zwei Soldatengewänder. Dies gibt man den Leuten von Ziplanta.

Der SANGA ist der wichtigste Priester der Stadt, der in den Texten aus Ziplanta ausschließlich in kultischer Funktion auftritt. Die zweite Stelle der Hierarchie hat der tazzelli-Priester inne, der ebenfalls eine äußerst zentrale Position im Kult dieser Stadt seit althethitischer Zeit hat. An dritter Stelle ist der ḫamina-Priester zu nennen, der – im Unterschied zum tazzelli – auch in anderen Orten zum Priesterkollegium gehört. Der GUDU12, dessen wichtige Stellung in Nerik vorhin genannt wurde, ist in Ziplanta offensichtlich von eher nachrangiger Wichtigkeit, denn er tritt meist nur gemeinsam mit dem ḫamina- auf. Zusammenfassend zeigt damit auch die Kultstadt Ziplanta eine eigene Stellung in althethitischer Zeit, die jedoch ebenfalls – wie die beiden vorhin genannten Kultstädte – als hattisches Erbe in den Staatskult eingegliedert wurde, wobei die Stadt und der Tempel des lokalen Wettergottes bis in die Großreichszeit im Rahmen der Kultreisen bei den großen Jahresfesten vom König besucht wurden.

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