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2.4 Akteure und Akteurinnen im Kult

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An den vielfältigen Formen des Kultes sind Personen mit unterschiedlichen Aufgaben beteiligt, wobei eine einheitlich verwendete Terminologie bzgl. »Kult«, »Liturgie«, »Rituale« usw. in den hethitologischen Publikationen nicht vorhanden ist. Daniel Schwemer verwendet »Kult« primär für Feste (und vermeidet Begriffe wie »Zeremonie« bzw. »Liturgie« wegen ihrer jüdisch-christlichen Konnotation) und unterscheidet den »Kult« terminologisch von »Ritualen« (häufig mit therapeutischer Funktion). Allerdings erwähnt er zutreffend, dass eine genaue Abgrenzung von »Kult« und »(magisches) Ritual« nicht immer möglich ist.104 Aus meiner Sicht ist es daher besser, »Kult« als allgemeinen Oberbegriff zu verwenden, d. h. dazu gehören sowohl Zeremonien und Liturgien bei Festen und Opfern zur Verehrung von Gottheiten sowie jene Rituale, die für einen Einzelnen oder eine Gruppe mit therapeutischen, reinigenden oder stärkenden Zielen durchgeführt werden. Auch in den Ritualen werden dabei Götter durch Opfer und Gebete einbezogen, wie auch bei Festzeremonien die Teilnehmer (bzw. Priester) mit Opfern und Gebeten in Kontakt zu den Gottheiten treten. In dieser Hinsicht sind daher sowohl »Rituale« als auch »Feste« lediglich unterschiedliche Ausdrucksformen bzw. Typen innerhalb des Kultes. Alle die bei solchen kultischen Handlungen – in verschiedener Weise – beteiligten Personen kann man daher als »Akteure im Kult« bezeichnen, wobei die Funktionen dieser Personen weit gestreut sind: Priester und Priesterinnen (inklusive möglicher Spezialisierungen), Musiker(innen) und Tänzer(innen) als »professionelle« Akteure bei Festzeremonien, aber auch jene Personen, die Aufgaben im Tempel – inklusive der Betreuung oder Verwaltung von Wirtschaftsgütern des Tempels bzw. von Abgaben für den Tempel – ausüben; Ritualfachfrauen, Therapeuten, Heilerinnen bzw. Spezialisten und Spezialistinnen zur Erschließung des göttlichen Willens durch Orakeltechniken sind weitere Gruppen von den mit dem Sammelbegriff »Kultakteure« zusammengefassten Personen. Die Aktivitäten einzelner Personen sind dabei nicht immer explizit auf eine einzige Funktion beschränkt.

Für das althethitische Priestertum ist auf die schon genannte Stelle des KI.LAM-Festes zu verweisen, dass der SANGA der Stadt Ziplanta ein erstklassiges Gewand bekommt, der tazzelli-Priester aber nur ein zweitklassiges. Dies zeigt eine Hierarchie für Ziplanta, aber man darf die Situation nicht automatisch als eine institutionalisierte priesterliche Rangordnung im ganzen althethitischen Reich interpretieren.105 Denn obwohl in vielen Texten verschiedene »Priester« als Akteure von Kulthandlungen genannt sind, existieren keine Textzeugnisse, die Fragen der Institutionalisierung des Priestertums behandeln, sondern Priestertitel sind wenngleich in großer Zahl fast immer nur stereotyp mit der Aufzählung von – oft ebenso stereotypen – Kulthandlungen bezeugt: Sie brechen Brote als Opfergaben, rezitieren und bringen den Göttern Trankopfer dar. Spezifische Pflichten und besondere Funktionen verschiedener Priesterkategorien sind dabei nur ansatzhaft festzustellen. Genauso muss man bedenken, dass keineswegs alle »Tempelbediensteten« (LÚMEŠ/MUNUSMEŠ É.DINGIRLIM) zu den »Priester(inne)n« zählen, wie deutlich die »Instruktion für die Tempelbediensteten« (KUB 13.4) zeigt, wenn im Kolophon dieser Instruktionen folgende Personengruppen als Tempelbedienstete genannt sind:106 Küchenpersonal der Götter, Bauern der Götter, Rinder- und Schafhirten der Götter. Im Zusammenhang mit der zeitlich richtigen Durchführung von Festen nennt die Instruktion auch die SANGA-Priester, die GUDU12-Priester, die AMA.DINGIRLIM-Priesterinnen und (andere) Tempelbedienstete (KUB 13.4 ii 57, iii 35f.).

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