Читать книгу Spurlos - Manuela Martini - Страница 17

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„Was ist bloß mit dir los gewesen?“ Matthew kratzte mit einer Drahtbürste den Grillrost sauber. Alison blieb mit dem Stapel Teller in der Hand vor ihm stehen. Die Neonleuchte über dem Grill flackerte, sie musste sich abwenden, sonst wurde ihr schwindlig.

„Mir war nicht gut.“ Sie rang sich ein Lächeln ab, „ist schon wieder vorbei.“ Ihr Lächeln klappte bei diesem Versuch besser, und sie ging mit dem Stapel Teller ins Haus, aber als sie ihn auf der schwarzen Granit-Arbeitsfläche der Küche abstellte, brach ihr der Schweiß aus. Ihr Herz klopfte hart und schnell. Hastig drehte sie den Wasserhahn auf und ließ das Wasser über ihre Unterarme rinnen. Diese schrecklichen Stunden! Wie hatte sie sie nur überstehen können? Ihre Eltern sind einfach nicht gegangen und sie dachte die ganze Zeit an diese Valerie und dass sie ermordet worden war und ...

Sie fuhr herum. Matthew stand auf einmal hinter ihr.

„He?, was ist?“

„Ich ... ich war nur in Gedanken.“

Am liebsten wäre sie jetzt davon gelaufen. Einfach aus dem Haus gerannt. Aber sie war unfähig, einen Schritt zu tun, ja, sie fühlte sich wie gelähmt, erstarrt.

„Matthew, bitte!“ Sie streckte abwehrend die Arme aus, doch er kam trotzdem näher und zog sie an sich. Steif hingen ihre Arme an ihrem Körper.

„Liebling“, sagte er zärtlich, „es ist alles in Ordnung. Wir sind wieder für uns. Deine Eltern sind weg. Wir sollten uns mal wieder Zeit für uns nehmen.“

Die Panik hatte sie voll erfasst. Sie zitterte ...

„Ich war in letzter Zeit so selten für dich da …“ Seine Lippen näherten sich ihren. Sie konnte nicht ausweichen, mein Gott! – das darf nicht sein! Er weiß nicht, dass seine Geliebte ermordet wurde, er weiß nicht, dass ich … nein, ich war es nicht, ich habe nichts damit zu tun – alles ist nur ein Alptraum.

„Lass’ uns rüber ins Schlafzimmer gehen …“, sprach er weiter.

„Nein!“ Diese schrille Stimme, das war wohl sie.

Er ließ sofort von ihr ab und starrte sie erschrocken an.

„Es tut mir leid“, sie schlang die Arme um sich selbst, als würde das helfen. „Ich ... ich fühle mich nicht gut ... ich muss mich einfach nur mal hinlegen ... wirklich ... dann geht es schon wieder.“ Ohne eine Antwort abzuwarten stürzte sie an ihm vorbei ins Schlafzimmer, schloss die Tür ab, warf sich aufs Bett und weinte in die Kissen.

„Alison?“, drang seine Stimme durch die Tür.

Sie antwortete nicht.

„Alison? Was ist los?“

Sie drückte ihr Gesicht ins Kissen, sie hielt sich die Ohren zu ... geh! Geh! Geh einfach!, wollte sie schreien, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht mehr.

„Alison, du musst jetzt etwas sagen, sonst trete ich die Tür ein!“

Sie riss sich zusammen, holte Luft und sagt: „Ich fühle mich nicht gut ... das ist alles. Lass mich einfach heute Abend in Ruhe. Morgen geht es mir besser. Gute Nacht ... Schatz.“

Mit Verzögerung wünschte er ihr auch eine gute Nacht. Sie hörte, wie sich seine Schritte langsam auf dem Holzboden entfernten und starrte an die Decke. Wann würde er die Nachrichten einschalten? Gleich? In einer Stunde? In zwei? Sie lag da und wartete auf einen Aufschrei, auf Türenknallen und das Aufheulen des Motors. Doch sie hörte nichts, nur einmal die Wasserspülung der Toilette. Er würde im Gästezimmer schlafen, wie öfter, wenn er früh aufstehen musste, oder wenn er sehr spät nach Hause kam ... wenn er von ihr gekommen war.

Sie tastete nach der Nachttischschublade, zog sie auf und fand im Dunkeln die Schachtel mit den Schlaftabletten. Sie schluckte eine. Dann legte sie sich auf den Rücken und wartete, dass der Schlaf endlich ihre Gedanken auslöschte.

Spurlos

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