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Arnold Janssen: Missionar aus Leidenschaft für die biblische Botschaft

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Seine Begeisterung prägt noch heute viele Menschen: In 63 Ländern der Welt sind insgesamt mehr als 6 000 „Missionare des göttlichen Wortes“ tätig, 3 500 „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ wirken in 41 Ländern in der Verkündigung des Evangeliums und 400 „Dienerinnen des Heiliges Geistes von der Ewigen Anbetung“ in zehn Ländern begleiten den Dienst ihrer Brüder und Schwestern im Gebet. Die „steyle“ Karriere einer Bewegung, deren Ziel es war und ist, das christliche Leben der Menschen zu vertiefen.

Arnold Janssen, Gründer der „Steyler Missionare“, benannt nach ihrem Gründungsort Steyl in den Niederlanden, war erfüllt von dem Gedanken, die Botschaft des Evangeliums den Menschen in aller Welt zu verkünden. Angeleitet von der Zusage Jesu, „ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1, 7–8), breitete sich die von ihm ins Leben gerufene Bewegung in alle Welt aus.

Dabei hatte Janssen zu Beginn seines Lebens noch nicht die ganze Welt im Blick. Als zweites von zehn Geschwistern einer Fuhrmannsfamilie 1837 im norddeutschen Goch geboren, wurde er von der praktischen und den Alltag durchdringenden Religiosität seiner Eltern geprägt. Alles hatte mit dem Glauben, mit der Kirche zu tun. Schon früh soll der kleine Arnold stundenlang im Gebet verbracht haben. Für den frommen und gewissenhaften Jungen sahen die Eltern daher früh den Weg zum Priester vorgezeichnet. Sie schickten ihn auf das gerade eingerichtete Gymnasium im Nachbarort Gaesdonck. Nach dem Abitur studierte er zunächst Mathematik, Naturwissenschaften und Philosophie und nahm 1859 das Theologiestudium in Bonn auf. 1861 wurde Janssen im Dom zu Münster zum Priester geweiht. Zwölf Jahre wirkte Janssen anschließend als Lehrer an der Bürgerschule in Bocholt. Er galt als streng und war bei seinen Schülern nicht sonderlich beliebt. In dieser Zeit kehrte sich Janssen sehr stark nach innen: Selbst von einem intensiven Gebetsleben und einer tiefen Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu erfüllt, wurde Janssen dann zum Leiter des Gebetsapostolates der Diözese Münster ernannt. Dabei machte Janssen einen wesentlichen Schritt, als er – durchdrungen von der Bitte Jesu, dass alle seine Jünger eins sein sollen (vgl. Joh 17, 21) – den Apostolat auch für andere Konfessionen öffnete. Zu dieser Zeit um 1870 wahrlich keine Selbstverständlichkeit!

Doch spürten er und die Verantwortlichen, dass Janssen als Gymnasiallehrer seine Begabungen nicht ausleben konnte. Er verzichtete auf seine Lehrtätigkeit und gab anschließend die Zeitschrift „Der kleine Herz-Jesu-Bote“ heraus. In ihr warb er für die Mission und haderte mit der vom Kulturkampf schwer gezeichneten Situation der Kirche in Deutschland. In anderen Ländern wurden Missionare für den Dienst in aller Welt ausgebildet, in Deutschland blieb das der Kirche untersagt: Reichskanzler Bismarck versuchte mit allen Mitteln, den Einfluss der katholischen Kirche zurückzudrängen, und legte ihr zahlreiche Verbote und Arbeitshindernisse auf.

Dennoch gedrängt von dem Auftrag, die Botschaft des Evangeliums an alles Volk auszurichten, gründete Arnold Janssen im grenznahen niederländischen Steyl die Gesellschaft des Göttlichen Wortes (Steyler Missionare) und später zwei Genossenschaften der Dienerinnen des Heiligen Geistes, Missions- und Anbetungsschwestern. Aus bescheidenen Anfängen wuchs eines der größten Missionswerke, das Tausende Priester und Missionsschwestern in alle Kontinente entsandte. Bis heute breitet sich der Orden der Steyler Missionare weiter aus.

Arnold Janssen war begeistert – im wahrsten Sinn. Er verehrte besonders den Heiligen Geist als die Kraft, die Menschen dazu befähigt, die Botschaft des Evangeliums weiterzugeben. Seine Kraft bezog Janssen aus einem regelmäßigen Gebet, vor allem des Rosenkranzes, sowie einem intensiven Bibelstudium. Leben und Arbeiten solle durchdrungen sein von der biblischen Botschaft, das gab er auch an seine Ordensleute weiter. Der Eifer schlug nicht selten in eine asketische Strenge um und ließ manche an den hohen Ansprüchen des Ordensgründers scheitern.

Doch die drei Ordensgemeinschaften wuchsen dennoch schnell und wirkten segensreich in vielen bislang vom Evangelium unerreichten Winkeln der Erde. Geschickt machte sich Janssen dabei die rasante Entwicklung der Presse in seiner Zeit zu eigen und entwickelte bei seinen zahlreichen Lesern missionarisches Bewusstsein und die Bereitschaft, die Missionare auch finanziell zu unterstützen. Am 15. Januar 1909 starb Janssen, dankbar für das Wirken seines Ordens in allen Kontinenten. Paul VI. sprach Janssen am 19. Oktober 1975, dem Weltmissionssonntag, selig. Bereits 2003 wurde Janssen von Johannes Paul II. heiliggesprochen.

Was können Christen 100 Jahre nach Arnold Janssens Tod von dem Heiligen lernen? Ein geregeltes Gebetsleben ist fruchtbar und wirkt sich darauf aus, wie wir als Christen im Alltag unser Leben gestalten. Wer mit Gott spricht und im lebendigen Dialog mit dem Dreieinen steht, der möchte anderen das Wort Gottes erschließen und entfalten. Missionarische Kirche zu sein, die im Dialog Position bezieht und nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg hält, das war Janssens Bestreben. Immer im Bund mit der Liebe, die Gott zu allen Menschen hat. Im Leitbild der Steyler Missionare ist bis heute verankert, Menschen in ihrer Kultur, in ihrer Sprache und in ihrer Lebenswelt das Evangelium nahezubringen.

SVD – Societas Verbi Divini – Gesellschaft des göttlichen Wortes: So heißt die Gründung Arnold Janssens. Den Schatz der Bibel zu heben und ihm im Alltag lebbar zu machen, war ein weiteres Anliegen des Steyler Ordensgründers. Vielleicht erlebt die Kirche vor allem in der Rückbesinnung auf ihre Wurzeln von Gebet und Bibelstudium einen missionarischen Aufschwung. Arnold Janssens Werk und Leben zeigen, dass dieser Weg fruchtbar sein kann.

Beter, Mönche und Gelehrte

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