Читать книгу Mitten ins Herz - Marga Swoboda - Страница 11

Ein Tanz auf brüchigem Eis

Оглавление

Annähernd so alt wie dieses Jahrhundert und so klar und so mutig und deshalb jung in den Gedanken. Wenn es wahr ist, dass der Geist und die Seele und der Körper den göttlichen Funken ausmachen, dann lebt dieser Funke in Kardinal Dr. Franz König, und dieses charismatische Licht leuchtet in Liebe und Wärme und Klugheit.

Wer könnte sich entziehen? Da stand dieser große alte Mann am Rednerpult bei der Salzburger Festspiel-Eröffnung; Worte der Demut und des Mutes zugleich. Worte, die jeden, der sie hörte, auf die eigentlichen Fragen des Lebens zurückwarfen. Der Sinn des Lebens; wie verblendet von falscher Sehnsucht und Sucht.

Das Eis, auf dem wir uns bewegen, ist dünn geworden, zitierte der Kardinal Friedrich Nietzsche. Bilder und Selbstbilder weckte die Mahnung: wie wir alle so verrückt tanzen auf dem dünnen, brüchigen Eis.

Wie unmodern der Glaube geworden ist. Blindes Vertrauen in die Macht der Wissenschaft und der Forschung, und alles zeigt doch wieder nur die menschlichen Grenzen an. Der große Horizont: die bedrohlichen Konturen des Atomzeitalters. Weltumspannendes Internet und das Böse, das der Kardinal beim Namen nannte.

Wie unmodern der Glaube geworden ist. Alle Rätsel der Welt – lösbar bis auf das eine große Rätsel des Lebens. Den Sinn. Woher wir kommen, wohin wir gehen.

Das Gesicht des Kardinals, das mit so unbeschreiblicher Weisheit und solchem Mut ins neue Jahrtausend blickt. Ein charismatisches Licht. Was für ein Licht gegen den Nebel und die Stumpfheit eitel gesteckter und verfolgter Ziele. Wie man die tiefe Ergriffenheit des Auditoriums spürte. Und wie selbst vor dem Fernsehschirm Empfindungen geweckt wurden, die über den Tag und das Jahrtausend hinaus wirken.

25. Juli 1998

Mitten ins Herz

Подняться наверх