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Wertes und unwertes Leben
ОглавлениеDas Gespräch mit Kardinal Schönborn, sein Entsetzen darüber, dass Abtreibung zum Kaufhaus-Angebot wird. Man muss kein besonders katholischer Mensch sein, um das Entsetzen zu teilen.
Schrecklich schöne neue Konsumwelt. Du kannst alles haben, und du kannst alles entsorgen. Du kannst dir jede Sorte Glück kaufen, legal oder illegal. Hoffnung, Liebe, Anerkennung, alles den Marketing-Mechanismen unterworfen. Nie sagt jemand in der Werbung: Das Leben kann ziemlich traurig, ziemlich gemein, ziemlich hart sein. Generalbotschaft: Glaub nicht an das Glück im Himmel, glaub nur an deine Kreditkarte. Es ist nicht Gott, der den Takt des Lebens vorgibt, es ist der Mastermind der Industrie. Was sollen einen ethische Fragen noch scheren. Abtreibung, so unkompliziert wie möglich, so schonend wie möglich. Und bitte preiswert. Das entsorgte Kind – schon gesehen, ab wie viel Euro? Es muss jemand nicht unbedingt an die zehn Gebote glauben. Es kann jemand den Sinn dahinter auch ohne Frömmelei erkennen: Regeln, die das Zusammenleben unter Menschen verbessern sollen. Die Menschen schützen sollen. Das Leben schützen sollen. Auch das ungeborene.
Und das Unwerte. Es ist inzwischen leicht, ein möglicherweise behindertes Kind auszusortieren. Welche Kriterien sind die nächsten, um wertes von unwertem Leben zu unterscheiden? Zu wenig schön/nützlich/angepasst, um auf dieser Welt zu leben? Zu alt, zu schwierig, zu langsam?
Vielleicht gibt es eines Tages nicht nur Abtreibung im Kaufhaus, sondern man kann dort gleich unnütz gewordene Angehörige loswerden. Apropos Abtreibung: Es gibt eine ziemlich gute Alternative. Adoption statt Abtreibung. Es muss ein gutes Gefühl sein, sein Kind leben zu lassen.
5. Februar 2007