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Die Herren Helden
ОглавлениеZum Wochenende rüsten wieder rudelweise Wehrdiener ab, und man darf Gift drauf nehmen, dass es hoch hergehen wird. Die jungen Herren wollen nach dem drögen Kasernendasein endlich die Säue rauslassen, und das gelingt, wie selbst noch der Trottel jeder Kompanie weiß, am Besten, wenn man ausgiebig Schnaps in sich hineinschüttet.
Bei ihren seltsamen Übungen haben die Soldaten gelernt, was ein richtiger Mann ist. Nur nicht zimperlich sein ist die Devise, und das will beim Abklopfen zufällig vorbeikommender Damenhintern ebenso beherzigt sein wie beim standesgemäßen Wettsaufen.
Die staatlich verordneten Kriegsspiele sind sehr geeignet, aus vormals scheinbar ganz normalen jungen Männern tumbe Lackeln zu machen. Dem Rudelunwesen entsprechend, fallen selbst Burschen, die noch innere Widerstände gegen gruppenweises Getöse haben, zurück in pubertäre Trottelei. Ist auch klug von ihnen, denn wer nicht mitmacht, ist erstens ein Feigling und kriegt zweitens Saures. Der Countdown läuft ja bereits in zahllosen Wirtshäusern, und es wird heftig trainiert für das große finale Besäufnis. Ein Todesopfer hat eine dieser berüchtigten Abrüster-Vorfeiern bereits gefordert: Der unglückselige Wehrdiener Herbert Maritschnik schüttete einen halben Liter Tequila in sich hinein und war nicht mehr zu retten.
Das wird aber viele der frisch dressierten Teufelskerle nicht davon abhalten, sich gegenseitig unter den Tisch und eventuell ins Grab zu saufen. Ein echter Austro-Indianer kennt bekanntlich weder Schmerz noch Promillegrenze.
Wäre nett, wenn die Herren Helden nach ihren Feiern wenigstens zu Fuß heimgehen würden, sofern sie noch können.
Man lässt sich auch von einem echten Haudegen nur ungern niedermähen.
27. August 1992