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Große Söhne, kleine Menschen

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Ein Kind schleppt sich daher. Das Kind torkelt. Das Kind versucht ein paar Schritte aufrecht. Geschafft. Das Kind fällt den Rettern fast in die Arme. Dann fällt das Kind um. Tot.

Ein Vater trägt seinen Sohn durch die Hitze. Eingehüllt in Tücher, der Sohn. Tot. Eine Mutter mit ihrem Kind liegt auf dem Boden. Wasser. Nahrung. Sie sind durchgekommen. Es könnte sein, dass sie überleben.

Das sind die Bilder. Die Bilder von der großen Dürre in Ostafrika. Schon gegoogelt, wo das ist? Weit weg ist das. Elf Millionen Menschen sind das. Ganz Österreich und noch ein kleines Land dazu, wenn man sich die Summe des Elends vorstellen möchte.

Das ist die Welt. Die arme und die übersatte. Das ist die Welt, in der die einen Kinder in Designer-Wiegen hineingeboren werden, und bei den anderen steht der Tod parat. Das ist die Welt, in der du Millionen machen kannst mit Luxus-Kindermode und in der Millionen Kinder sterben wie die Fliegen. Das ist die Welt, in der die UNO-Rettungsleute schreien: Wir können nicht mehr warten. Das ist die Welt, in der solche Schreie und solche Nachrichten lang nicht so wichtig sind wie südafrikanische Schmarren-Geschichten von fürstlichen Flitterwochen. Das Badewetter im nächsten Schwimmbad ist auf jeden Fall wichtiger als das Sterbenswetter in Afrika.

Und in der Mittags-»ZIB« war gestern selbstverständlich das Wichtigste, ob jetzt die großen Töchter in die Bundeshymne dürfen. Bei so viel politischer Brisanz kommen die sterbenden Kinder an zweiter Stelle. Im Übrigen geht mir das Pathos um große Söhne und Töchter wahnsinnig auf die Nerven. Es sind die kleinen Menschen, die Österreich groß machen. Und es sind die kleinen Menschen, die wegsterben wie die Fliegen. In Ostafrika, zum Beispiel.

14. Juli 2011

Mitten ins Herz

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