Читать книгу Mitten ins Herz - Marga Swoboda - Страница 16
Zufälle, schrecklich oder schön
ОглавлениеEinfach in die Luft geflogen, das Haus. Früher Feiertagsmorgen, Fronleichnam. Um 7 Uhr 55 ist es passiert. Eine Explosion, so gewaltig, dass augenblicklich alles in Schutt und Flammen war. Die Fensterstöcke hat es aus Nachbarhäusern gerissen. Die Menschen im Haus der Katastrophe, die hatten keine Chance.
Eine unterirdische Gasleitung könnte es zerrissen haben. Erste Spekulationen über die Ursache. Ein Unglück, das überall hätte passieren können. Der Zufall, der mörderische, hat diesen Ort ausgesucht. Und diese Menschen.
7 Uhr 55 an diesem Regen-Feiertag. Ein bisschen länger schlafen als sonst. Nicht aus dem Haus gehen müssen. Aus dem Schlaf oder aus den ersten Morgen-Gedanken heraus in den Tod gerissen werden. Nichts, was man im ärgsten Albtraum für möglich halten würde.
Und dann noch ein Zufall, der zumindest einem Menschen das Leben gerettet hat: Die Frau, die sich um ein Ehepaar in diesem Haus kümmerte. Seit Jahren verlässlich wie ein Uhrwerk. Seit Jahren in liebevoller Verbundenheit mit dem Opfer-Ehepaar.
An diesem Regen-Feiertagsmorgen hat die Frau, die Helferin, verschlafen. An diesem Morgen kam sie zu spät. Zu spät, um zu sterben.
Alles, alles ist Zufall. Das ganze Universum, die schlimmsten und die schönsten Sachen. Der höhere, der schönere Gedanke über den Worten Zufall und Schicksal heißt Gott. Wäre ich die Frau, die an diesem Regen-Feiertagsmorgen verschlafen hat und nicht sterben musste: Ich würde mich nicht beim Zufall bedanken, sondern bei Gott. Und ein Gebet für die Opfer sprechen! Auch wenn es Menschen gibt, die sagen, das nützt jetzt auch nichts mehr.
4. Juni 2010