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2.2. Betrieb Familie

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2.2.Betrieb Familie

Stellen Sie sich Ihre Familie wie einen kleinen Betrieb vor. Die Eltern sind die Vorgesetzten, die Kinder die Mitarbeiter. Da stellt sich die Frage: Haben Sie Führungskompetenz? Wissen Sie, was Sie von welchem Mitarbeiter verlangen können? Sind die Aufgaben klar definiert? Geben Sie Gelegenheit zur Mitsprache? Nehmen Sie die Sorgen Ihrer Mitarbeiter ernst? Überlegen Sie sich, was Sie von einem Chef erwarten, damit Sie gerne für ihn arbeiten, und prüfen Sie, wie weit dieses »Anforderungsprofil« auf Sie zutrifft als »Boss« Ihren Kindern gegenüber.

Wie viel Führungskompetenz haben Sie?

Die nächste Frage ist, ob Sie sich als Chef ernst genommen und respektiert fühlen. Können Sie sich durchsetzen? Wird Ihre Autorität akzeptiert? Sind Sie konfliktfähig? Können Sie delegieren? Wie locker oder mühsam funktionieren die alltäglichen Abläufe? Wie viel Kontrolle dürfen oder müssen Sie ausüben? Passt das Betriebsklima? Stimmt die Vertrauensbasis? Gibt es Mobbing oder Machtmissbrauch? Macht das Zusammenleben Freude oder ist es von Chaos, unterschwelligen Konflikten und Machtkämpfen geprägt? Wichtig ist auch, ob das Führungsteam, die Eltern, gut kooperieren und wertschätzend und freundlich miteinander umgehen und ob Fairness und Solidarität die Beziehungen prägen.

Eine Fülle von Aufgaben

Der Betrieb Familie hat eine Fülle von Aufgaben zu bewältigen, die von Visionen und Zielen geleitet werden: Die materielle Existenzsicherung der Familie, Gesundheit und Freizeit, die Entfaltung und Ausbildung des Nachwuchses – das alles erfordert bewusstes Handeln, die Schaffung tragfähiger und klarer Strukturen und gerade in unserer modernen Welt ein kluges und effizientes Zeitmanagement.

Wofür steht Ihre Familie?

Wie sieht es mit der Familienkultur, mit der »Corporate Identity« in Ihrem Betrieb Familie aus? Welche Ausstrahlung hat er nach innen und nach außen? Welche Rolle spielt er in der Gesellschaft? Welche Werte und Familienregeln sind Ihnen wichtig? Wie werden diese den Mitarbeitern vermittelt? Stärken sie ihnen den Rücken oder stellen sie ein einengendes Korsett dar oder gar ein Gefängnis, aus dem man am liebsten ausbrechen möchte?

Coaching und Weiterbildung

Die Liebe der Eltern zueinander und eine funktionierende Partnerschaft bieten das beste und tragfähigste Gerüst für ein erfülltes Familienleben. Bitte beachten Sie: Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Führungskräfte müssen von Zeit zu Zeit auftanken, brauchen Coaching und Weiterbildung, um die vielfältigen Anforderungen des modernen Lebens zu bestehen. Das gilt auch, wenn die Eltern voneinander getrennt sind, und erhält einen besonderen Stellenwert bei Alleinerziehenden. Wie sieht es mit Ihren persönlichen Ressourcen aus? Wo holen Sie sich die Kraft, die Sie brauchen, um gut für sich selber und Ihre Familie sorgen zu können? Der Austausch im Freundeskreis und die gelegentliche Rücksprache mit kompetenten Vertrauenspersonen helfen, die eigene Situation objektiv zu beleuchten und sogenannte »blinde Flecken« zu vermeiden, auch dann, wenn man selbst »vom Fach« sein sollte.

Familie lässt sich nicht kündigen

Ein guter Chef fühlt sich für seine Mitarbeiter verantwortlich, Eltern umso mehr. Einen wesentlichen Unterschied gibt es allerdings zwischen Firma und Familie: Eltern und Kinder genießen absoluten Kündigungsschutz! Daran kann z. B. auch eine Scheidung nichts ändern. Mit dem Erwachsenwerden erhalten die Kinder immer mehr Selbständigkeit und Unabhängigkeit und gründen eines Tages ihre eigene Firma oder Familie, in welcher die Eltern höchstens noch beratende Funktion einnehmen. Trotzdem bleiben sie mit ihren Kindern in einer lebenslangen Schicksalsgemeinschaft verbunden, die einen einzigartigen Reife- und Entwicklungsprozess für beide Seiten möglich macht, der aber auch schwierige und schmerzhafte Anteile beinhalten kann.

Wie schön ist es, wenn erwachsene Kinder sich in Liebe und Dankbarkeit von ihren Eltern lösen können, um eine neue Beziehung der Gleichberechtigung und Generationensolidarität miteinander einzugehen.

Gewaltfrei, aber nicht machtlos

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