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Kapitel 10

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Nach ihrer Wiedersehensnacht hatte Verena beschlossen, sich in Ulm zu bewerben und einen Job als Journalistin zu finden. Sie wollten sich eine größere Wohnung suchen und zusammenziehen. Bis Julia ihre Facharztausbildung in Rechtsmedizin hinter sich hatte, wollten sie zusammen in Ulm bleiben. Danach würden sie weitersehen.

Sie besprachen, wie sie ihre Beziehung handhaben wollten und kamen überein, diese nur dann offenzulegen, wenn sie direkt danach gefragt wurden.

„Für mich ist das kein Problem, dass wir zusammenbleiben und unsere Zukunft gemeinsam verbringen wollen. Für manche Leute aber schon.“

Verena war nachdenklich geworden. Sie rührte intensiv in ihrer Kaffeetasse.

„Ich denke auch, wir halten uns erstmal bedeckt. Ich muss erst einmal einen Job finden, schließlich bin ich noch Anfängerin. Hauptsache, du liebst mich und stehst zu mir, so wie ich zu dir stehe.“

„Ja, du hast Recht. Zumindest bis wir beide sicher im Beruf Fuß gefasst haben, sollten wir es so handhaben. Ich stehe zu dir und wenn es erforderlich ist, dann lege ich unsere Beziehung auch offen. Aber erst einmal machen wir davon nicht zu viel Aufhebens. Ich habe zu hart gearbeitet, um nun alles aufs Spiel zu setzen.“

„Kein Problem. Momentan ist es mir auch lieber so.“

„Du hast den Kaffee jetzt genug gerührt“, meinte Julia dann mit einem schelmischen Lächeln.

„Wann sagen wir es den Eltern?“, wollte Verena noch wissen. „Hast du Angst davor, es deinen Eltern zu sagen?“

„Angst ist nicht das richtige Wort. Meine Eltern sind eigentlich recht offen, aber trotzdem kann ich nicht wirklich einschätzen, wie sie darauf reagieren werden.“

„Sie werden es locker aufnehmen.“

„Wieso bist du dir da so sicher?“

„Nun, ich kenne deine Eltern schon von klein auf und ich weiß, dass sie zu dir stehen werden. Sie lieben dich und wollen, dass du glücklich bist. Egal mit wem. Du bist doch glücklich?“

„Hm, da muss ich mal nachdenken“, sagte Julia und machte ein unschuldiges Gesicht.

„Biest“, sagte Verena.

„Wieso? Ich bin sehr glücklich mit dir, ich weiß gar nicht, warum du dich aufregst.“

„Da hast du aber gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt“, meinte Verena und lachte.

„Nein, im Ernst, ich liebe dich sehr und bin sehr, sehr glücklich mit dir, Verena.“

„Das wollte ich hören. Ich bin nämlich auch sehr glücklich mit dir.“

„Zurück zum Thema: wie halten wir es mit unseren Eltern?“

„Wie wäre es, wenn wir am Wochenende nach Hause fahren. Du redest mit deinen Eltern, ich mit meinen. Es wird bestimmt nicht so schlimm, wie du es dir vorstellst.“

„Du hast es da einfacher.“

„Wieso?“

„Dein Bruder hat sich doch vor kurzem geoutet, dass er schwul ist und deinen Eltern seinen Freund vorgestellt. Die sind also schon Kummer gewohnt. Was haben sie denn genau gesagt?“

„Zuerst waren sie natürlich baff. Sie wollten doch unbedingt Enkelkinder haben. Meine Mutter hat sich zuerst wieder gefasst und gemeint, die Hauptsache wäre, dass Harald glücklich ist. Bei meinem Vater hat es etwas länger gedauert.“

„Und inzwischen? Hat er es akzeptiert?“

„Ja, hat er. Harald ist ein Stein vom Herzen gefallen. Aber ich denke, wenn ich nun noch ankomme und sage, dass ich lesbisch bin, dann ist das schon etwas Anderes.“

„Warum denn?“

„Dann sind schon zwei ihrer drei Kinder homosexuell. Ich fürchte, dann muss Volker für die ersehnten Enkelkinder sorgen.“

Verena zwinkerte Julia zu.

„Ich habe keinen blassen Schimmer, wie meine Eltern das aufnehmen werden. Oder Max und Caro. Muss das wirklich sein?“

„Ja, muss es. Du wirst sehen, es wird halb so schlimm. Deine Geschwister sind in Ordnung.“

„Na schön. Irgendwann müssen sie es ja erfahren.“

Am darauffolgenden Wochenende fuhren Julia und Verena nach Hause, um mit ihren Eltern zu reden.

Doppeltes Spiel

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