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Kapitel 11

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Julia stand im Wohnzimmer ihres Elternhauses und sah zu, wie ihre Mutter den Kaffeetisch deckte.

„Was wolltest du denn mit uns besprechen?“, fragte ihr Vater und sah von seiner Zeitung auf.

Julia wusste nicht, wie sie beginnen sollte und druckste ein wenig herum aber schließlich platzte sie heraus: „Verena und ich lieben uns und wollen zusammenbleiben. Wir sind ein Paar.“

Sie war froh, dass es endlich heraus war und schaute ihre Eltern an. Was kam nun auf sie zu? Schließlich war sie volljährig und es war ihr Leben. Einen Moment war es ganz still im Raum, nur das Ticken der Wanduhr zu hören. Dann sagte ihre Mutter:

„Kind, das habe ich schon lange gewusst oder geahnt, nur eine Bestätigung hatte ich bisher noch nicht.“

Julia war verblüfft.

„Du wusstest es … wieso? Das kann doch gar nicht sein. Ich weiß es doch selbst noch nicht so lange.“

Frau Sommer lachte.

„Julia, so wie du und Verena euch immer angesehen habt, wie ihr miteinander umgegangen seid, da war doch alles klar. Wir alle haben es mehr oder weniger geahnt oder gewusst.“

„Ihr alle?“

„Nun ja, mir war es nicht gleich so klar, aber dann habe ich mit deiner Mutter darüber gesprochen und dann war es offensichtlich“, schaltete sich nun ihr Vater ein.

„Und?“, fragte Julia, „wie ist eure Einstellung dazu?“

„Es ist zwar nicht gerade an der Tagesordnung, aber Hauptsache ist, dass du, dass ihr, glücklich seid. Ich zumindest habe nichts dagegen und kann auch damit umgehen“, sagte ihre Mutter.

„Und du, Papa?“, fragte Julia und sah ihren Vater beklommen an.

Der hüstelte und ließ sich Zeit mit dem antworten. Dann sagte er: „Ich bin derselben Meinung wie deine Mutter. Hauptsache, ihr seid glücklich.“

Er brachte ein schiefes Grinsen zustande.

Julia fiel ein riesiger Stein vom Herzen und sie umarmte ihre Eltern.

„Ich bin sehr froh und erleichtert, dass ihr es so aufgenommen habt“, sagte Julia. „Wissen es denn Max und Caro auch?“

„Ich denke schon“, antwortete ihre Mutter, „zumindest vermuten sie es. Sie sind ja schließlich nicht blind und auch nicht dumm.“

„Wir mögen Verena, schließlich ist sie schon seit ihrer Kindheit bei uns ein- und ausgegangen. Es ist also alles im Lot“, fügte ihr Vater noch schmunzelnd hinzu.

Julia lief sofort zu Verena, um ihr mitzuteilen, wie ihre Eltern reagiert hatten. Auch Verena hatte gute Nachrichten. Sie war ja nicht so ängstlich gewesen, da ihr Bruder sich ja schon geoutet hatte. Als ihre Eltern nun erfuhren, dass sich ihre Tochter in ihre beste Freundin verliebt hatte, waren auch sie nicht sehr überrascht.

Julia und Verena verbrachten ein harmonisches Wochenende zu Hause und fuhren am Sonntagabend wieder zurück nach Ulm.


Endlich hatte Julia ihre Facharztausbildung in Rechtsmedizin geschafft. Nach fünf anstatt den üblichen sechs Jahren. Sie war in Hochstimmung. Inzwischen war sie achtundzwanzig und hatte noch keinen Cent verdient. Andererseits konnte sie eine qualifizierte Ausbildung vorweisen. Nun musste sie nur noch einen Job an einem Institut für Rechtsmedizin finden.

Verena hatte in Ulm eine Stelle als Journalistin gefunden, zunächst als freie Mitarbeiterin, später dann festangestellt. Sie bekam ein kleines Gehalt, das reichte für die Miete und die Nebenkosten. Julia war mit ihrem Studium vollkommen ausgelastet und konnte nicht noch nebenbei arbeiten.

Daher erboten sich beide Elternpaare, ihnen einen Zuschuss zukommen zu lassen, was Julia und Verena nach einigem Überlegen dankend annahmen. So kamen sie ganz gut über die Runden.

Nachdem Julia ihren Abschluss hatte, gönnten sich beide erst einmal eine Auszeit von vier Wochen. Verena hatte noch Urlaub zu bekommen, den sie jetzt nahm.

Es war herrlich, einmal nicht lernen oder arbeiten zu müssen. Sie genossen die freie Zeit in vollen Zügen.

Eines Abends tat Verena sehr geheimnisvoll. Sie hatte einige Zeit in der Küche gewerkelt und Julia striktes Verbot erteilt, diese zu betreten. Jetzt war sie fertig und holte sie.

„Komm“, sagte sie, „das Essen ist fertig. Ich habe eine Überraschung für dich.“

Sie führte Julia in die Küche, wo der Tisch liebevoll gedeckt war. Kerzen brannten. Es duftete verführerisch. Eine Flasche Rotwein stand entkorkt auf dem Tisch.

„Was ist denn hier los?“, fragte Julia.

„Das wirst du gleich sehen“, antwortete Verena.

Nachdem sie gegessen hatten und noch den restlichen Wein genossen, holte Verena ein Päckchen aus ihrer Tasche und legte es auf Julias Platz.

„Was ist das?“, fragte diese.

„Mach‘ es auf.“

Julia entfernte das Papier und eine kleine Schachtel kam zum Vorschein. Sie öffnete sie und erblickte einen Ring.

Fragend sah sie Verena an.

„Äh, ja“, stotterte die, jetzt doch ein wenig verlegen und atemlos, „ich wollte dich fragen ob du … na ja, ob du mich heiraten willst.“

Julia war sprachlos.

Sie sah von dem Ring zu ihrer Freundin und wieder zurück. Dann sagte sie: „Ja, ich will dich heiraten.“

Verena sprang jubelnd in die Höhe, wobei die Flasche bedenklich ins Wanken geriet. Julia konnte sie gerade noch festhalten, bevor sie zu Boden stürzte.

Sie umarmten sich lange.

„Wo werden wir denn heiraten?“

„Das nächste Land, das für uns in Frage kommt, ist Dänemark. Dort können gleichgeschlechtliche Paare schon seit Ende der 80er Jahre heiraten. Ist dir das recht?“

„Gut, dann lass uns nach Dänemark fahren.“

Sie erkundigten sich, was sie alles an Unterlagen brauchten und fuhren dann nach Kopenhagen. Dort heirateten sie auf dem Standesamt. Jetzt hatten sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft.

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland feierten sie mit ihren Eltern und Geschwistern. Auch Verenas Bruder Harald und dessen Lebenspartner Marco waren dabei. Die beiden hatten ein paar Monate zuvor geheiratet.

An diesem Tag waren Julia und Verena rundum glücklich.

„Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft“, meinte Max und hob ein Glas. „Ich freue mich, dass du jetzt zu unserer Familie gehörst, Schwägerin“, fügte er noch, an Verena gewandt, hinzu.

Auch Carolin gratulierte den beiden.

Max und Caro hatten die Nachricht, dass Julia und Verena ein Paar waren, sehr entspannt aufgenommen. Beide hatten kein Problem damit, was Julia sehr freute.

Am Abend ihrer Hochzeitsfeier hatte Max noch eine Ankündigung zu machen.

„Da Julia und Verena nun geheiratet haben, will auch ich den Versuch wagen und in den Hafen der Ehe einlaufen“, meinte er ein wenig geschraubt, was so gar nicht zu ihm passte. „Ihr kennt ja Nadine bereits, wir wollen heiraten.“

Alle klatschten Beifall. Nadine lief rot an.

„Es wird auch höchste Zeit, wenn ihr noch Kinder haben wollt“, meinte Herr Sommer lachend.

Max war inzwischen zweiunddreißig Jahre alt. Er hielt das für ein angemessenes Alter, um zu heiraten. Nach seinem Abitur hatte er Medizin studiert und sich schließlich entschieden, Kinderarzt zu werden.

Das passte sehr gut, denn im Herzen war er immer noch ein großer Junge geblieben. Er konnte sehr gut mit Kindern umgehen und diese vertrauten ihm.

Max wollte eine Praxis auf dem Land eröffnen, denn in der Stadt fühlte er sich nicht wirklich wohl. Nadine unterstützte ihn dabei. Sie hatte Veterinärmedizin studiert und wollte eine Tierarztpraxis eröffnen.

Sie hatten sogar schon die passenden Räumlichkeiten gefunden. Ein ehemaliger Bauernhof, am Stadtrand von Freiburg gelegen, in dessen Hauptgebäude sie ihre Wohnräume einrichten wollten. Den einen Seitenflügel, ehemals der Kuhstall, wurde umgebaut und die Kinderarztpraxis darin untergebracht.

Im anderen Flügel, der vorher als Scheune genutzt wurde, wollten sie die Tierarztpraxis einrichten. So konnten beide am gleichen Ort ihren Beruf ausüben und auch wohnen.

„Das klingt ja alles sehr gut und wohldurchdacht“, meinte Herr Sommer, nachdem Max den Anwesenden ihre Pläne auseinandergesetzt hatte, „wenn ihr irgendwelche Hilfe braucht, beim Renovieren oder so, dann sagt Bescheid.“

Max und Nadine heirateten zwei Monate später und bezogen ihr neues Heim.

Doppeltes Spiel

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