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Kapitel 12
ОглавлениеJulia schreckte aus ihren Gedanken auf, als die Kaffeemaschine einige röchelnde Laute von sich gab. Sie musste sie dringend wieder mal entkalken. Sie schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein und sah auf die Uhr. Einen Moment lang sah sie zu, wie sich der Sekundenzeiger einmal im Kreis bewegte, dann wanderten ihre Gedanken erneut zurück zu jener Zeit, die nun schon über vierzehn Jahre zurücklag.
Julia bekam eine Stelle am Institut für Rechtsmedizin in Freiburg. Das freute sie insbesondere deshalb, weil Max und Nadine im Großraum Freiburg wohnten und auch Caro hier arbeitete. Der Leiter des Instituts, Dr. Ernst Ritter, hatte sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Er war beeindruckt von ihren hervorragenden Abschlüssen und ihrer Persönlichkeit.
„Trauen Sie sich denn zu, in der Pathologie zu arbeiten?“, fragte er. „Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Sie am Anfang nur assistieren werden, die Instrumente reichen und so. Das ist so üblich. Dabei können Sie aber viel lernen. Meinen Sie, Sie kriegen das hin?“
„Ja, ich denke schon. Ich habe ja bereits ein Praktikum in der Pathologie gemacht und dadurch ein wenig Einblick bekommen.“
„Gut. Dann haben Sie die Stelle. Machen Sie das Beste daraus. Und sollten Sie irgendwelche Probleme haben, dann wenden Sie sich an mich.“
„Gerne.“
So erhielt Julia einen Vertrag. Am Anfang war sie die Assistentin des Pathologen, aber das machte ihr nichts aus, denn dieses Stadium mussten alle durchlaufen.
Julia und Verena brachen ihre Zelte in Ulm ab. Sie taten es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie hatten sich in der Stadt zu Hause und geborgen gefühlt und waren nun ein wenig traurig, sie verlassen zu müssen. Andererseits freuten sie sich auf die neue Herausforderung, denn sie kannten Freiburg bereits und es gefiel ihnen sehr gut.
Verena hatte sich in Freiburg bei einer renommierten Zeitung beworben und die Stelle mit Unterstützung ihres Chefs, der sie wärmstens empfohlen hatte, auch bekommen. So brauchten sie nur noch eine Bleibe.
Doch die beiden hatten Glück. Kurz zuvor war Verenas Großtante gestorben und hatte ihr Häuschen, wie sie es nannte, ihrer Lieblingsnichte hinterlassen, da sie selbst keine näheren Verwandte mehr hatte.
Verena war vollkommen überrascht gewesen, denn so gut wiederum hatte sie die Tante nicht gekannt.
„Tante Amalie war schon immer etwas spleenig“, erklärte sie Julia, „aber sie hat klar und deutlich in ihrem Testament geschrieben, dass ich ihr Häuschen bekommen soll. Sie wusste, dass Harald und Marco in einer separaten Wohnung in meinem Elternhaus leben und Volker und seine Frau beruflich in Norddeutschland sind, wo sie wahrscheinlich auch bleiben werden. Also blieb nur ich übrig. Das ist doch toll, damit sind unsere Wohnungsprobleme gelöst, zumal es noch am Stadtrand von Freiburg liegt.“
Verena und Julia fuhren hin, um sich ihr neues Domizil anzusehen. Das ‚Häuschen‘ entpuppte sich als stattliches zweistöckiges Gebäude, das fast wie eine Villa aussah und von einem ebenso großen Garten umschlossen wurde.
„Das ist ja ein Riesending“, entfuhr es Julia, als sie vor dem Haus standen, „können wir uns das überhaupt leisten?“
Es stellte sich heraus, dass Tante Amalie wohl doch nicht ganz so spleenig gewesen war, wie alle immer angenommen hatten, sondern einen ausgezeichneten Geschäftssinn besaß. Denn die Grundsteuer und alle Kosten, die mit dem Haus zusammenhingen, waren bereits für zehn Jahre im Voraus bezahlt worden. Außerdem hatte Amalie noch ein Sonderkonto angelegt, von dem eventuelle Reparaturen und künftige Ausgaben bezahlt werden konnten. Alles in allem ein riesiger Betrag.
Es war auch alles bereits soweit geregelt, dass Verena und Julia nur zu unterschreiben brauchten und dann Eigentümerinnen eines eigenen Heims waren.
„Jetzt können wir in unseren neuen Lebensabschnitt starten“, jubelte Verena und klatschte begeistert in die Hände.
„So ist es, ich bin froh, dass deine Tante so vorausschauend war“, bemerkte Julia, die sich ebenfalls sehr freute.
Mit Hilfe ihrer Eltern renovierten sie das Haus und machten es einzugsbereit.