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2.3 Kommunikatorforschung

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Kommunikatorforschung beschäftigt sich „mit den Bedingungen und Voraussetzungen der Aussagenproduktion und -gestaltung“ (Beck 2006c: 136) „in den Institutionen der Massenkommunikation“ (Weischenberg 1999: 58). Dabei lag der Fokus lange Zeit auf der „Erforschung journalistischer Kommunikatoren“ (Beck 2006b: 136) und wurde später etwa auch auf „PR-Manger und ‚Öffentlichkeitsarbeiter‘“ ausgedehnt (Beck 2007: 165). Dennoch ist die deutschsprachige Kommunikatorforschung immer noch sehr stark auf den Journalismus ausgerichtet (vgl. dazu auch Pürer 2003: 108f.).

In den Anfängen dieser Forschungsdisziplin wurden Journalisten als individuell bzw. autonom handelnde Kommunikatoren gesehen. Mittlerweile ist man von dieser Sichtweise abgekommen. Die Kommunikate werden in der Regel arbeitsteilig hergestellt und man spricht daher auch von „kollektiven Akteuren“ (vgl. Beck 2007: 164). Zu den Kommunikatoren zählen alle am Prozess der Publikation Beteiligten. Das können Berufe bzw. Tätigkeitsbereiche sein wie

„Redakteure, Reporter, Fotoreporter, Autoren, Rechercheure und Archivare ebenso wie Pressesprecher, Kommunikationsmanager, aber auch Layouter, Grafiker, Cutter, Werbegestalter, Webdesigner und -programmierer, Ton- und Bildingenieure, Drucker, Kameraleute und Verleger, Herausgeber, Programmdirektoren, Intendanten oder andere dispositiv Tätige“ (Beck 2007: 164f.).

Der Sprachwisssenschaftler Bucher verwendet für das Phänomen der arbeitsteiligen Herstellung von Kommunikaten den Begriff „Mehrfachautorenschaft“:

„Medienbeiträge sind hinsichtlich ihrer Urheberschaft mehrschichtig. Sie sind einem Träger des Verbreitungsmediums verpflichtet – beispielsweise einem Verlagshaus oder einer öffentlichen Anstalt – gehen zurück auf verschiedene Quellen – geschriebene Texte, Dokumente, aufgezeichnete oder mitgeschriebene Äußerungen – werden mehrfach überarbeitet und in der Präsentation zusätzlich formatiert, beispielsweise in das Layout einer Tageszeitung eingepaßt oder von einer Rundfunksprecherin dem eigenen Sprechduktus angepaßt.“ (Bucher 1999a: 216)

Im publizistischen Bereich wären solche Mehrfachautoren etwa Journalist, Chefredakteur, Verlagshaus, Presseagentur, von der Material bezogen wird, Grafiker usw. Goffmann und Bell führen folgende Autoren an: den Prinzipal, den Urheber der Äußerung, den Berichterstatter, den Editor oder redigierenden Redakteur und den Präsentator (vgl. Bell 1991, Goffman 1981, zitiert nach Bucher 1999a: 216).

Allerdings unterscheidet sich der Begriff „kollektiver Kommunikator“ vom Begriff „Mehrfachautorenschaft“ dahingehend, dass mit Ersterem eindeutig nur die vermitteltende Instanz bezeichnet wird und nicht etwa die „Urheber der Aussage oder die Quellen“ (Beck 2007: 163), mit Zweiterem auch das Vermittelte, wenn beispielsweise Aussagen verschiedener Personen (mitunter in direkter Rede) wiedergegeben werden. Bucher (vgl. 1999a: 216f.) differenziert diesbezüglich zwischen der Kommunikationsebene der Darstellung (die mediale Handlung) und der Kommunikationsebene des Dargestellten (die Handlungen, die Gegenstand der Berichterstattung, der Kommentierung oder von Mediendialogen sind). Die Mehrfachautorenschaft rechtfertigt es, von einer „Intertextualität“ der Medienbeiträge zu sprechen (vgl. Bucher 1999a: 216).

Zurück zum Begriff „Kommunikator“: Ein Kommunikator im weitesten Sinne steht also für die „publizistische Institution der Aussagenentstehung“ (Weischenberg 1999: 60), er ist ein „Akteur (Handlungs- und Rollenträger), der Aussagen für die öffentliche Kommunikation bereitstellt“ (Beck 2006b: 135). Zu bemerken ist, dass die Rolle des Kommunikators stabil ist – im Gegensatz zur interpersonalen Kommunikation, wo Kommunikatoren und Rezipienten die Rollen wechseln.

Öffentliche Kommunikation wird erst durch Kommunikatoren möglich. Diese haben verschiedene Funktionen zu erfüllen: „Vermittlung von Information, aber auch Überzeugung oder Überredung“ usw. (Beck 2006b: 136). Kommunikatoren gestalten, be- und verarbeiten, selektieren, steuern und präsentieren (vgl. Beck 2007: 163f.). Ihnen „kommt damit nicht nur eine funktionale Schlüsselrolle im Kommunikationsprozess zu, sondern auch eine einflussreiche oder gar mächtige Position“. Kommunikatoren entscheiden „maßgeblich darüber […], welche Nachrichten, Themen und Meinungen Eingang in die öffentliche Kommunikation finden“ (Beck 2007: 165).

Welche Erkenntnisse – vor allem in Bezug auf den in dieser Arbeit interessierenden Journalismus – verdanken wir nun der Kommunikatorforschung? Im Laufe der Entwicklung dieses Forschungsfeldes wurden unterschiedliche theoretische Ansätze verfolgt. Löffelholz (2003) liefert diesbezüglich einen sehr guten Überblick. Auch wenn er anmerkt, dass aufgrund des „pluralistische[n], differenzierte[n] und dynamische[n] Forschungsgebiet[s] innerhalb der Kommunikationwissenschaft“ (2003: 31) eine Systematisierung nur sehr schwer möglich ist, versucht er in seinem Artikel dennoch eine solche. Dazu ordnet er „unterschiedliche theoretische Ansätze, die sich in ihrem Entstehungskontext, ihrer Herangehensweise, ihrem jeweiligen Untersuchungsfokus, der Komplexität ihrer Theoriearchitektur und ihrem Ertrag für die empirische Forschung ähneln“ (Löffelholz 2003: 31) sogenannten Theoriekonzepten zu, insgesamt acht an der Zahl. Sie werden in ihren Grundzügen auch von Beck (2007) im Zuge der Darstellung der Kommunikatorforschung in seiner Einführung in die KommunikationswissenschaftKommunikationswissenschaft. übernommen. Die acht Konzepte eignen sich insofern für die Beschreibung der Entwicklung der JournalismusforschungJournalismusforschung (s. a. Kommunikator), als dass ihre aufsteigende Nummerierung weitgehend der Chronologie ihrer Entstehung entspricht. Eine kurze Übersicht über Charakteristiken der einzelnen Konzepte ermöglicht folgende Tabelle (Tab. 5).1

Tab. 5:

Synopse theoretischer Konzepte der JournalismusforschungJournalismusforschung (s. a. Kommunikator) (Quelle: Löffelholz 2003: 33)

In den folgenden Abschnitten werden nun einige konkrete Ergebnisse (vor allem aus dem Bereich des analytischen und legitimistischen Empirismus sowie aus der Systemtheorie) vorgestellt, die für die Überprüfung der Hypothesen der vorliegenden Arbeit zentral sind (siehe Abschnitt 1.2). Es geht um die Art und Weise, welche Nachrichten von Journalisten ausgewählt werden. Dabei bildet die NachrichtenwerttheorieNachrichtenwert die Grundlage der ThemenfrequenzanalyseThemenfrequenzanalyse (siehe Abschnitt 11). Daneben werden in aller Kürze noch andere Theorien der NachrichtenselektionNachrichtenselektion bzw. -rezeption dargelegt, da sie Aufschluss darüber geben, welche Prozesse sowohl die Berichterstattung als auch die Nachrichtenrezeption beeinflussen.Nachrichtenwert

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