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Gatekeeping

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Die Gatekeeper-Foschung (bestehend seit den 1940er Jahren; vgl. Kübler 2003: 146) versteht Journalisten als Türsteher, Wächter oder Pförtner, die entscheiden, „welche Ereignisse zu öffentlichen Ereignissen werden und welche nicht, und […] damit zur Formung des Gesellschafts- und Weltbildes der Rezipienten [beitragen]“ (Kunczik/Zipfel 2005: 242). Sie nimmt also nicht die Merkmale der einzelnen Ereignisse in den Blick, sondern die Rolle der Redakteure, Redaktionen und anderer Strukturen in der Nachrichtenselektion. Die wichtigsten Ergebnisse fasst Schulz in fünf Punkten knapp zusammen (vgl. 1990, zitiert nach Kunczik/Zipfel 2005: 245):

1 „Die Nachrichtenselektion ist teilweise abhängig von subjektiven Erfahrungen, Einstellungen und Erwartungen des Journalisten.

2 Sie wird bestimmt durch organisatorische und technische Zwänge von Redaktion und Verlag (z.B. Zeitdruck, verfügbarer Platz).

3 Die Auswahl orientiert sich oft an der Bezugsgruppe der Kollegen und Vorgesetzten; die Vorstellungen von den Bedürfnissen des Publikums sind eher diffus und unzutreffend.

4 Die redaktionelle Linie ist ein wichtiges Selektionskriterium.

5 Die Berichterstattung wird weitgehend vom Agenturmaterial vorgeformt, dem gegenüber sich die Redakteure meist passiv verhalten.“

Nach Shoemaker gibt es fünf Ebenen, auf denen die Entscheidung getroffen wird, ob über ein Ereignis berichtet wird oder nicht: (1) die individuelle Ebene (Präferenzen des Journalisten), (2) die Ebene der Arbeitsgewohnheiten (z.B. Layout, Vorhandensein von Bildern), (3) die organisatorische Ebene (z.B. Auslandskorrespondenz, Budget, Leitlinie der Redaktion), (4) die soziale und institutionale Ebene bzw. Extra-Media-Ebene (Rezipienten, Werbepartner, wirtschaftliche und politische Einflussfaktoren), (5) die gesellschaftliche Ebene (auf globaler Ebene werden bestimmte Länder stark, andere hingegen kaum berücksichtigt) (vgl. Shoemaker 1991, zitiert nach Jäckel 2005: 191; siehe auch Stengel/Marschall 2010: 121).

Ein Vorwurf gegenüber der Gatekeeper-Forschung ist, dass Faktoren wie der Inhalt oder die Gewichtung der Berichterstattung unberücksichtigt blieben und außerdem oft nur eine Durchlass-Station untersucht wurde, obwohl die Entscheidung nicht nur beim Journalisten allein liegt, denn: Bereits Agenturen selektieren Nachrichten; Journalisten wählen aus einer bestehenden Auswahl erneut aus (vgl. Kunczik/Zipfel 2005: 245). Nachrichtenselektion ist ein äußerst komplexer Vorgang, der nicht auf die Entscheidung eines Individuums reduziert werden kann.

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