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Mein Vater ist mein Papa

Von meinem biologischen Erzeuger Gerhard Bleher erfuhr ich mit vierzehn Jahren. Bis dahin wusste ich nichts von seiner Existenz. Ergo war mein Vater mein Papa. Er trat zwar erst in mein Leben, als ich zwei Jahre alt war, das kam mir allerdings nicht sonderlich komisch vor, denn auch Oma lebte mit ihren Kindern ohne Mann. Das war einfach so. Ich hatte zu Georg – so hieß mein Papa – gleich einen guten Draht. Er war ein durchweg gutartiger und lieber Mensch. Das spürte ich. Es gab seltene innige Mutter-Tochter-Momente, deswegen war sie keine schlechte Mutter, denn meine Kindheit war gut so, wie sie war, und letztendlich führten mich die beengten Verhältnisse zu meinem Weg in die Freiheit. Mit Papa hatte ich etwas hinzubekommen. Irgendwie hatte ich sie ja auch zusammengebracht. Lotte, Anne und Manne waren auch daran beteiligt. Wenn Papa zum Fußballplatz ging, führte sein Weg bei uns vorbei. Da wir ständig draußen vor dem Haus spielten, sahen wir ihn oft, und er wechselte jedes Mal ein paar Worte mit uns. Der Mann von Mamas Freundin Helene spielte ebenfalls im Verein und irgendwann ist Mama dann mal mitgegangen. Von da an nahm alles seinen Lauf, bis Papa eines Tages im Stadtgarten von Reutlingen um ihre Hand anhielt. Selbst Oma Frida konnte ihre Bedenken gegen Männer ein wenig mildern, denn zufälligerweise – wenn es so etwas wie einen Zufall gibt – kamen beide gebürtig aus Bad Säckingen an der Schweizer Grenze und hatten gemeinsame Bekannte, was immer für Unterhaltung sorgte.

Papa liebte meine Mutter aufrichtig und innig, ich glaube mehr als sie ihn. Sie waren für damalige Verhältnisse ein gleichberechtigt lebendes Paar. Sie arbeiteten beide und teilten sich den Haushalt. Sie waren damit beschäftigt, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Sich um Kinder zu kümmern, so wie man das heute versteht, gab es nicht. Das war auch bei meinen Freunden nicht anders. Die beiden kamen meist gemeinsam von der Arbeit, weil meine Mutter keinen Führerschein hatte und Papa sie abholte. Dann kochten sie zusammen. Mama gab die Kommandos, übernahm die Verantwortung für Auswahl und Zubereitung, Papa machte den Rest. Ich vermute, dass das für ihn nichts Neues war, schließlich war er einige Jahre beim Bund gewesen. Nur dass sein Oberst keine Röcke trug und mit ihm auch nicht das Tanzbein schwang. In Menüform hieß das: Mama machte den Braten, Papa wahlweise die Kartoffelknödel oder er drückte Spätzle durch den Apparat und machte den Salat. Das Familienleben war zum Großteil reglementiert. Die Sitzordnung am Esstisch lautete: ich neben Mama, Papa mir gegenüber und später, als Marcus, mein Bruder, größer wurde, saß er rechts neben mir, also Mama gegenüber. Meine Tischmanieren habe ich im Kinderhort erlernt, da gab es nicht viel zu meckern, aber klar – eine Mutter findet immer etwas, woran sie etwas aussetzen kann. An die Essen erinnere ich mich dennoch gerne, vor allem wenn es meine Leibspeise Sauerbraten mit Kartoffelknödel gab. Da bin ich ganz ein schwäbisches Mädle. Maultaschen und Linsen gingen auch immer. Überhaupt plätscherten die abendlichen Mahlzeiten wie ein kleiner Gebirgsbach vor sich hin, stetig, ruhig und doch wurde viel geredet. Die Atmosphäre war entspannt, so dass Gespräche stattfinden konnten. Jeder ist zu Wort gekommen. Schulthemen wurden vermieden. Ich hatte kein gesteigertes Interesse daran, und meine Eltern hätten sich dafür interessieren müssen, taten sie aber nicht. Im Wohnzimmer bekam ich einen eigenen Sessel, Mama die Couch und Papa ein Eck davon. Auch die Hausarbeiten wurden aufgeteilt. Samstag war Putztag, an dem ich verdonnert wurde, das Bad und mein eigenes Zimmer zu putzen sowie die Betten zu machen. Mama machte die Wäsche, das durfte Papa nicht, weil er niemals ihren Ansprüchen genügte. Er kümmerte sich ums Auto, putzte aber auch. Ich glaube, auf ihre Art waren sie glücklich miteinander. Sie wussten es nicht besser, waren ziemlich jung und mit sich selbst beschäftigt. Sie wollten so unbedingt eine gute Familie sein. Meine Mutter diktierte das, was sie sich hinsichtlich einer Vorzeigefamilie vorstellte, und Papa machte geduldig mit.

Der Supergau waren unsere Sonntage. Zum Regelwerk einer Vorzeigefamilie zählte der gemeinsame Sonntagsausflug. Komme was wolle. Nach dem Sonntagsbraten verschwand meine Mutter ins Bad, entfernte die Lockenwickler und toupierte sich ihre blonden Haare zu einem Berg wie aus Zuckerwatte. Nur eben, dass dieser nicht durch Zucker gehalten wurde, sondern durch eine Dose Haarspray, die mir die Luft zum Atmen nahm. Ich kann bis heute kein Haarspray riechen. Anschließend stiegen wir in unseren weißen Opel Kadett (nur am Rande: er hatte ein schwarzes Dach! Ein schwarzweißer Opel Kadett, das glaubt kein Mensch. Als wären wir die Figuren auf dem Schachbrett, die in bestimmten Zügen gehen mussten.) und die erste Handlung war nicht, den Gang einzulegen, sondern sich einen Glimmstengel anzuzünden. Da waren sich beide einig. Es dauerte keine dreißig Minuten, da konnte Papa am Wegrand anhalten und ich kotzte wie ein Reiher. So viel zum Thema Sonntagsbraten mit Drei Wetter Taft und Zigarette. Ich hasste die Dose, die im Bad auf der Ablage stand. Allein der Geruch verursachte bei mir einen Würgereiz, daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich hielt im Grunde genommen nur durch, weil ich wusste, dass es, nachdem wir es auf einen Parkplatz geschafft hatten und wir ein Stück zu Fuß die Schwäbische Alb hoch spaziert waren, nach dem Mittagessen einen leckeren Kuchen gab. Ich liebte Kuchen. Wenn wir auch mal mal nicht unseren vermaledeiten Ausflug unternahmen, kaufte Papa beim Bäcker Kuchen. Und ich liebte ihn dafür.

Dass ich einen anderen leiblichen Vater als meinen Papa habe, erfuhr ich mehr durch Zufall – den es ja nicht gibt. Mit vierzehn Jahren ist einem mitunter langweilig. So fing ich eines Tages mit jeglichem Desinteresse und ziellos an, in den Schubladen im Wohnzimmer zu kramen. Bis ich Papiere in den Händen hielt, Schreiben von Richtern, dem Jugendamt, mit meinem Namen und Bestimmungen über Bezahlungen, die folgen sollten. Mein Vater hatte bestritten, dass er mein Vater sei, kam aber letztendlich nicht darum herum, zahlen zu müssen. Ich war schockiert. Und schloss dieses Wissen nicht in die Schublade zurück, das ging nicht mehr, sondern vergrub es an einem inneren Schattenplatz. Einzig meiner Schulfreundin Gabi vertraute ich mich an, ohne ein großes Thema daraus zu machen. Wir gingen einen Schicksalsbund ein, denn ihre Mutter lebte mit einer Frau zusammen, von der wir nicht wussten, ob es wirklich eine Frau oder doch eher ein Mann war. Sie wurde Niki genannt. Der leibliche Vater von Gabi war Koch in Äthiopien unter Kaiser Haile Selassie, der 1974 von Mengistu Haile Mariam, einem seiner Offiziere, gestürzt wurde, der mittels eines diktatorischen Regimes einen sozialistischen Staat etablieren wollte. Hörte sich aufregend an, war es für Gabi aber nicht. Denn er war nicht da. Wie meiner. Also alles in allem hatte ich sogar Glück gehabt. Denn ich hatte Papa. Man fragt sich natürlich, wie so eine Geschichte vor mir verheimlicht werden konnte. Lotte, Manne und Anne mussten es gewusst haben, denn sie waren um einige Jahre älter und konnten sich bestimmte Dinge zusammenreimen. Ich weiß bis heute nicht, ob es ein Schweigegelübde oder Schweigegeld gab, denn rückwirkend erinnere ich mich an Szenen, in denen Mutter plötzlich Gespräche abblockte. Irgendwann kam der Tag der Offenbarung. Ich schäme mich heute dafür, weil es so klischeehaft war. Ich war also siebzehn Jahre und wollte in die Disco zum Tanzen. Mama war noch bei der Arbeit, also fragte ich Papa. Beziehungsweise setzte ihn in Kenntnis. Er wollte nicht, dass ich weggehe, bis ich ihm wütend den Satz aller Sätze adoptierter Kinder entgegenwarf »Du hast mir nichts zu sagen. Du bist überhaupt nicht mein Vater!«. Ich hörte den Sand durch die Enge der Sanduhr fließen, während mein Papa in sich zusammenfiel. In diesem verlangsamten Raum der Stille sammelten sich in seinen Augen Tränen, in denen der Schmerz über die Ungerechtigkeit des Lebens konzentriert war und über den Lidrand nach außen drängten. Er flüsterte »Schäm Dich«, und wenn ich mich auch trotzig in die Disco verdrückte, diesen moralischen Bann befolgte ich und tue es bis heute. Er hatte es als Letzter verdient, meinen Zorn zu spüren. Doch auch er trug für seinen Teil der Geschichte die Verantwortung. Das Erstaunliche war, dass trotz alledem in der Familie weiter geschwiegen wurde. Um das Kapitel »Vater«, dem ich hier und heute nicht mehr Aufmerksamkeit zollen möchte, »abzuschließen«, beschloss ich mit 35 Jahren, ihn kennen zu lernen.

Bereits fest in der Seglerszene integriert, war ich beruflich in Hamburg auf einer Messe und beschloss, meinen leiblichen Vater anzurufen und mich mit ihm zu treffen. Für mich war das praktisch, da ich jederzeit gehen konnte, wenn ich es für richtig hielt. Google gab es noch nicht, ich fand seinen Namen ganz banal im Telefonbuch. Ich rief ihn noch von Benediktbeuern an, wo ich zu dem Zeitpunkt mit Horst und Manuel lebte. Klar war ich etwas aufgeregt, allerdings war ich das Telefonieren gewohnt und in diesem Moment war er so etwas wie ein Kunde für mich, mit dem ich etwas besprechen musste. Das Gespräch verlief kurz. In etwa so: »Hallo?« »Hallo! Kennen Sie eine Margrit Beck?« Mit dieser Frage wollte ich testen, ob er es wirklich war, denn es wäre schon ein arger Zufall gewesen, wenn ein Namensdoppelgänger meine Mutter gekannt hätte. »Ja, bist Du es, Marion?« fragte er zurück und bekannte, dass er mich und meinen Namen kannte. »Ja.« Seine Stimme klang zumindest sympathisch. »Ach weißt Du, ich weiß schon, warum du anrufst. Aber glaube mir, damals war alles so schwierig.« Blablabla – schon hier dieses »hätte, wenn und aber«. Dann kam er relativ bald mit der Frage: »Möchtest Du nicht mal nach Hamburg kommen?« Ich konterte unumwunden mit »Ja, deswegen rufe ich ja an!« und suchte schnell einen Nachmittag-Termin für unsere Verabredung. Mama und Papa wussten übrigens nichts davon, Horst schon, doch war es kein Thema zwischen uns. Ich wollte mit dieser ganzen Geschichte meinen inneren Frieden schließen. Ja, es fühlte sich nicht gut an, wenn jemand kein Interesse an der Weltwerdung seines Kindes hatte. Ja, es fühlte sich nicht gut an, von der Mutter samt Familie jahrelang belogen worden zu sein. Ja, solange man keine Erklärung dafür bekommt oder sie hören möchte, schwankt man auf dem Schiff der Wahrheit zwischen Rechtfertigung und Wut. Aber was half das? Ich hatte gelernt, Dinge zu akzeptieren, Dinge, die nicht lebensnotwenig sind, nicht in mein Gepäck zu stopfen und in Notsituationen mich sogar davon zu trennen und sie über Bord zu werfen.

Meinen Vater hatte ich mir in meiner Fantasie als attraktiven Mann vorgestellt. Künstler, vor allem Musiker, verwegen und sexy. Oder vielleicht eine männliche Sachertorte, die für eine Frau allein zu mächtig ist? Als er öffnete, stand ein Mann um die sechzig mit fettigen Haaren im Jogginganzug im Rahmen der Tür. Hinter ihm tat sich ein schwarzer Schlund auf. Instinktiv wollte ich die Flucht ergreifen. Ich zwang mich über die Schwelle und lief ihm durch einen dunklen Gang in die Küche hinterher. Es roch mufflig und war unaufgeräumt. Die Einrichtung war spärlich. In der Küche bot er mir einen Kaffee an, den ich widerwillig annahm und bitter bereute, die Tasse war ungespült und klebrig. Dieser hinkende ungepflegte Mann ging mir bereits nach kurzer Zeit auf die Nerven. Er war ein blöder Typ, der nur über sein Leben jammerte. Über seine Exfrau, die ihn ausgenommen hatte, über Krankheiten, Tod und Teufel. Ein menschlich verbitterter Sozialfall. Ich war hin und hergerissen zwischen Mitleid und Abscheu. Ich erfuhr, dass er geheiratet und ich zwei Halbschwestern hatte, er aber wieder geschieden war. Nach einer Stunde, die sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt hatte, ergriff ich desillusioniert die Flucht.

Ich besuchte ihn zwei weitere Male. Nach zwei Jahren – keine Änderung. Im Jahr 2000 lebten wir in Pinneberg, und ich lud ihn an einem Samstagnachmittag zu uns nach Hause ein. Ich holte ihn sogar in Hamburg ab. Diesmal hatte er sich etwas vorbereitet. Er war besserer Stimmung und gepflegter. Das lag wohl auch daran, dass er zu diesem Zeitpunkt Hausverkäufer für Parfums und Sprays war. Die Unterhaltung war belanglos und die Art unserer Beziehung blieb außen vor. Ich stellte ihm keine unangenehmen Fragen. Ich fragte mich natürlich schon, welche Eigenschaften ich genetisch mitbekommen hatte, welche ich auslebte, ohne es zu wissen. Aber ehrlich: Was ist davon relevant? Ob ich ihm ähnlich sehe? Ich bin zufrieden mit meinem Aussehen, ob meine Nase seiner entspricht oder nicht. Ich habe gelernt, dass die Dinge, die ich an mir gut oder schlecht finde, meine sind, und es in meiner Entscheidung liegt, sie zu integrieren oder zu verändern. Dass das Gefühl, geliebt und angenommen zu sein, ein innerer Ozean ist, den man alleine durchsegelt. Im Großen und Ganzen war es diese Erfahrung, die es mir ermöglichte, die Mutter von Manuel zu werden. Manuel wusste von Anfang an, wer seine Adoptiveltern sind. Wir haben nichts verschwiegen, wir haben den Weg nach Costa Rica gesucht, wir haben aber auch nichts bis in die Tiefen analysiert. Ich hatte gehofft, dass er – wie ich – seinen eigenen Weg durch seine Geschichte geht. Ich glaube, dass er das in vielen Teilen getan hat. Manchmal schneller, als wir mithalten und verstehen konnten. Aber ich greife voraus. Seit dem Nachmittag in Pinneberg bin ich meinem Vater nicht mehr von Angesicht zu Angesicht begegnet. Ich hatte ihn nochmals versucht zu erreichen, da war sein Hamburger Anschluss aber nicht mehr besetzt. Nachdem er von sich aus nicht versucht hatte, den Kontakt zu halten, hatte ich ihn ad acta gelegt.

Um das Wesen von Papa zu beschreiben, möchte ich von meinem Bruder Marcus erzählen. Er kam auf die Welt, als ich elf Jahre alt war. Ein Alter, in dem einen der Brustansatz und gleichaltrige Jungs interessieren, keineswegs zu stillende Babys. Mit zwei Jahren wurde Marcus zu meiner Gürtelschnalle. Keuschheitsgürtel war noch nicht nötig, aber durchaus in der elterlichen Auslage. Nachmittags nahm ich den kleinen Hosenscheißer überall mit hin, auch zu meinen Freundinnen. Im Urlaub auf dem Campingplatz am Luganer See in Italien hatte ich ihn ebenfalls im Schlepptau. Mama saß den lieben langen Tag im Liegestuhl und fiel über ihre Zeitschriften, über Gretchen und Pletchen und Kochrezepte, die niemals den Weg in unsere Töpfe fanden, fernab des Alltags in eine tiefe Entspannungs-Trance. Die Nähe zum Wasser mied sie in Ermangelung von hinreichender Schwimmpraxis. Für mich unvorstellbar. Noch unvorstellbarer, dass Papa brav daneben saß und sich manchmal dann auch langweilte. Uns Kindern hat er das Schwimmen beigebracht. Zum Glück mögen Italiener Kinder, was meinen Wert mit Marcus als Schatten bei den Jungs in die Höhe trieb. Marcus war als Nachzügler vom Rest der Familie sehr verwöhnt. Papa hatte, glaube ich, fast alles für ihn gemacht. Wo vormals durch meine Mutter ein strenges Regiment an Regeln und Vorschriften herrschte, schaffte es Marcus, die Ordnung durchaus ins Wanken zu bringen. Sogar auf dem Sofa durfte er essen und trinken! Zum Glück war Mama arbeiten. Papas gutes Herz, seine charmante, lustige, joviale Art gepaart mit einer chronischen Harmoniesucht machten ihn manchmal nachgiebig. Wer konnte es ihm übelnehmen. Mein Bruder hat sich zu einem feinen Kerl entwickelt. Nach der Schule machte er eine Metzgerlehre, arbeitete allerdings nur kurze Zeit als in seinem Beruf. Er bekam einen Job als Maschinenführer in einer Buchdruckerei. Dann lernte er die Liebe kennen, und zwar zu einer wunderschönen, lebhaften Griechin, die er heiratete, und mit ihr zog er in diesen herrlichen mediterranen Teil Südosteuropas. Ich besuchte ihn dort einmal und hatte gehofft, dass er Fuß fasst. Er arbeitete als Maschinenführer in einer Firma, die europäische Münzen herstellte. Leider ging die Ehe nach ein paar Jahren auseinander. Marcus plante, 2012 zurück nach Deutschland zu kommen, um in Manuels Zeitarbeitsfirma in Hamburg zu arbeiten, wozu es leider nie kam. Heute lebt Marcus mit zwei Hunden in meiner Nähe. Als ich mit zwanzig Jahren – da war er neun Jahre alt – nach Amerika ging, hatte er sich sehr verlassen gefühlt. Ich denke, dass ich damals als ältere Schwester in den entscheidenden Jahren ein Lot für ihn war, zwischen einer ängstlichfürsorglichen Mutter, die sehr bestimmend war, und einem Vater, der vielleicht manchmal seine Träume aus den Augen verloren hatte. Auch wenn ich nicht mehr für ihn verantwortlich bin, bleibe ich seine große Schwester und liebe meinen kleinen Bruder und großen Teddybären aufrichtig und von Herzen. Er ist Papa sehr ähnlich. Vielleicht deswegen.

M.E.L.

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