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Unbefriedigende Konfirmation

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Den Konfirmandenunterricht haben Eberhard Arnold und seine Schwester Clara mit großen Erwartungen verknüpft und waren dann eher enttäuscht, dass die kirchliche Unterweisung ähnlich langweilig und bemüht fromm ausfiel wie der Religionsunterricht im Gymnasium. Die Konfirmation selbst war auch keine Offenbarung. Carl Franklin Arnold hatte seiner Familie eine vergleichsweise bescheidene Feier verordnet. Eine Patentante aus Berlin kam zu Besuch; den kurzen Weg von der Kirche nach Hause legte man ausnahmsweise per Droschke zurück. Nachmittags stießen ein paar Freunde der beiden Geschwister zur Gesellschaft. Es gab harmlose Spiele im Salon und zum Ausklang mehrstimmige Volkslieder. Nachdem alles vorbei war, muss Eberhard noch einmal das Gespräch mit seinem Vater gesucht haben. Sinngemäß fragte er ihn, ob und wie die Konfirmation, die Vergewisserung des Glaubens, persönlich erfahrbar werden könne. Carl Franklin Arnold musste ihm eine befriedigende Antwort schuldig bleiben. Er hatte zwar im Haushalt der Gildemeisters in Bremen eine innige und fröhliche Frömmigkeit erlebt; die Pflegeeltern und ihre Verwandten standen in der Tradition des Biblizisten Samuel Collenbusch und des pietistischen Bremer Pastors Gottfried Menken. Den Respekt vor diesen Vorbildern hatte er übernommen; z. B. mutete er Frau und Kindern endlose Lesungen aus alten Predigten von Menken zu; aber ihre selbstverständliche und unbeschwerte Art zu glauben war ihm fremd geblieben. Er empfand stets eine tiefe Ehrfurcht vor dem heiligen Gott und seinen Geboten und fühlte sich verpflichtet, mit dem größten Ernst um persönliche Heiligung und sittliche Besserung zu kämpfen. Stundenlang konnte er über Psalmtexte meditieren oder im Gebet mit Gott um die tiefsten Menschheitsfragen ringen. Dazu schloss er sich in seinem Arbeitszimmer ein. Wenn er nach Stunden die Studierstube verließ, erlebten ihn die Kinder oft zerknirscht und bedrückt. Kraft oder gar Freude fand er im Gebet offenbar nicht. Seinem Sohn konnte er auch nichts anderes sagen: er versprach sich Gewissheit der Vergebung oder gar des ewigen Heils nur durch diesen harten und mühsamen Weg, durch ständiges Ringen und Beten.

Schärfer als jemals vorher ist Eberhard Arnold anlässlich seiner Konfirmation die soziale Kluft zwischen den gebildeten, wohlhabenden Ständen und den einfachen Leuten aus der Arbeiterschicht bewusst geworden. Auslöser war die Kleiderordnung. So wie sie zur Kirche gezogen waren – er im neuen schwarzen Anzug, Clara im weißen Kleid –, konnten sich das buchstäblich nur gut betuchte Familien leisten. Ärmere Kinder hatten keine extra Gesellschaftsgarderobe. Er fand das ungerecht und zog für sich daraus die Konsequenz, dass er sich mit Standesunterschieden nicht abfinden wollte. Der Entschluss blieb vorerst ohne praktische Folgen, außer für die Dienstmädchen im elterlichen Haushalt: Er behandelte sie von da an freundlicher und nahm ihnen die eine oder andere Handreichung ab.

Eberhard Arnold

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