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Einführung

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Eberhard Arnold ist eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Zeitgenosse und Gesprächspartner von Karl Barth und Martin Buber, Karl Heim und Paul Humburg, Leonhard Ragaz, Georg von Viebahn und Friedrich Wilhelm Foerster. Rühriger Publizist und Verleger. Innovativer Pädagoge, Entwickler einer erstaunlichen Erziehungsmethode. Chronist und Impulsgeber der Jugendbewegung. Vater einer dynamischen, in jeder Hinsicht merkwürdigen christlichen Lebensgemeinschaft. Wiederentdecker und Interpret einer jahrhundertealten geistlichen Tradition. Ein mittelmäßiger Dichter, aber ein scharfsinniger Denker. Eine buchstäblich herausragende Gestalt. Man erzählt sich, bei einem Besuch in Berlin in der Weimarer Zeit sei Eberhard Arnold wie ein Wundertier begafft worden. Ein moderner Franziskus – gleich mehrere seiner Zeitgenossen haben unabhängig voneinander diesen Vergleich gewählt. Wo und wann immer etwas von seiner Persönlichkeit aufleuchtet, ahnt man kraftsprühendes Leben.

Seltsam nur: dieser interessante Mann scheint sich zu verstecken. Seine Konturen verschwimmen hinter all den Schriften und Büchern, hinter den Tausenden von Briefen, die er geschrieben hat. Sein Bild löst sich völlig auf in der Bewegung, die sich heute noch auf ihn beruft. Er bleibt im Schatten hinter der blendenden Wahrheit, für die er eintrat. Er geht auf in der überwältigenden Wirklichkeit, zu der er sich ein Leben lang mit aller Konsequenz bekannt hat.

Wer war Eberhard Arnold? Wie wurde er, was er war? Wie war er? Denn zweifellos war auch er ein Mensch und kein glattgeschliffener Monolith. Was hat ihn gefreut, gequält, herausgefordert? Wo sind Brüche, Weichenstellungen in seinem Leben gewesen? Was ist die Summe seines Lebens? Was geht es uns heute an? Das sind die Fragen, die zur Entstehung dieses Buchs geführt haben. Die Antworten finden sich teils in, teils zwischen den Zeilen.

Man kann die Lebensgeschichte Eberhard Arnolds wie einen Roman lesen und wird eine äußerst spannende Dramaturgie darin entdecken, die auf den Dramaturgen und Regisseur dieses Lebens verweist. Man kann die Lebensspanne Eberhard Arnolds aber auch als einen Ausschnitt der Zeitgeschichte, der Kirchengeschichte, der Kulturgeschichte betrachten. Es war nicht gerade die langweiligste Periode des 20. Jahrhunderts.

Ich hatte das Vorrecht – so empfinde ich es bis heute –, dass ich in den späten 80er und frühen 90er Jahren die Bekanntschaft einiger beeindruckender Menschen machen konnte – Weggefährten Eberhard Arnolds aus den 20er und 30er Jahren, schon damals allesamt hochbetagt. All diese Zeitzeugen sind mittlerweile verstorben. Ich denke mit großer Hochachtung und Dankbarkeit an sie. Namentlich an Marianne Zimmermann und Edna Jory, Arnold Mason und Kathleen Hasenberg, Walter Hüssy, Irmgard Keiderling, Sophie Löber und Rudi Hildel – und an EmyMargret Arnold-Zumpe, Eberhard Arnolds älteste Tochter.

Die Familie Arnold hat mir Einblick in viele persönliche Dokumente gewährt. Die Bruderhöfe in England und den USA haben mir alle erdenkliche Hilfe geleistet. Vor allem, indem sie mir die über Jahrzehnte hinweg hervorragend dokumentierten Schriften Eberhard Arnolds zugänglich gemacht haben. Insofern ist dieses Buch auch eine Würdigung der Männer und Frauen, die durch alle Wirren der Zeit hindurch auf drei Kontinenten das Bruderhof-Archiv gepflegt und damit einen unermesslichen Schatz an geschichtlichen Zeugnissen gehütet haben.

Markus Baum

Eberhard Arnold

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