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1.1 Der Begriff der »Randgruppe«

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Der Begriff der Randgruppe wurde in Deutschland vor allem in den 1960er Jahren im Rahmen der Aktivitäten der Studentenbewegung als Bezeichnung für sozial Deklassierte in die öffentliche Diskussion eingeführt. Die Studentenbewegung und deren intellektuelle Vertreter*innen hatten auch Einflüsse auf die Sozialpolitik, die Sozialarbeit und die Sozialpädagogik2. Die Kritik an kapitalistischen Verwertungsinteressen und an der Ausbeutung des Proletariats bewirkte eine Politisierung innerhalb der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik. War bei Marx noch die Arbeiterschaft das revolutionäre Subjekt, wurde diese durch Marcuse (1967) als Folge der sozialen Integration der Arbeiterschaft durch sozial Deklassierte und andere Minderheiten ersetzt. Sie sollten fortan zum Subjekt der Bildung einer neuen Gesellschafts- und Wirtschaftsform avancieren. In diesem Kontext entwickelte Marcuse die Hoffnung, dass solche »Randgruppen« die Utopie einer besseren Welt realisieren sollten. In den 1980er Jahren verlor der Begriff vor dem Hintergrund des Beginns der Massenarbeitslosigkeit und des zunehmenden Einflusses Sozialer Bewegungen im Sozialbereich an Bedeutung (vgl. Brocke 1996). Seitdem wird er eher diskriminierend und stigmatisierend verwendet, wenn es z. B. um die Kritik abweichenden Verhaltens bzw. der Eigenverantwortlichkeit abweichender Personen geht. In der kritischen Sozialarbeit wurden mit dem Begriff der »Randgruppe« vor allem Jugendliche bezeichnet, die nicht dem Mainstream angehören. Darunter fielen z. B. kriminelle und gewalttätige Jugendliche, Punks, ausländische Jugendliche, Kinder aus kinderreichen Familien und von Alleinerziehenden, Straßenkinder und -jugendliche, Schulverweigerer, aber auch rechtsextreme Jugendliche. Angesichts der Individualisierung und der Pluralisierung unserer Gesellschaft verschwimmen klare schichtspezifische Zuordnungen jedoch immer mehr. Zudem bilden diese »Randgruppen« immer individuellere Lebensstile und differenziertere soziale Milieus aus, so dass sie kaum noch als eine gemeinsame Gruppe definiert werden können (vgl. auch Kilb 2010).

Soziale Arbeit mit marginalisierten Jugendlichen

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