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Sozialraumorientierung – ein Handlungskonzept

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Mit dem Begriffspaar Sozialraum-Orientierung wird deutlich gemacht, dass das hier zu beschreibende »Handlungskonzept Sozialraumorientierung« eine bestimmte Ausrichtung hat und die Perspektive auf den programmatischen Aspekt »Sozialraum« in oben beschriebener Bedeutung richtet. Diese spezifische Sichtweise bietet Orientierung im Sinne einer konzeptionellen Ausrichtung des Handelns (s. o. zu »Handlungskonzept«) auf soziale und räumliche Zusammenhänge. Grundlage dieser Orientierung ist die Beschäftigung mit der sozialen Konstitution und Konstruktion von Räumen sowie deren unterschiedliche Bedeutungszuschreibungen und gesellschaftliche Bedingtheiten. Dabei genügt es nicht, um die soziale Bedingtheit der Konstitution und Konstruktion von Raum, entsprechend der oben beschriebenen Raumtheorien, zu wissen, sondern zur Orientierung bedarf es ebenfalls der Kenntnis und des Verstehens unterschiedlicher Raumdefinitionen gesellschaftlicher AkteurInnen (Institutionen und Bevölkerung) und deren zugrunde liegenden Interessen. Ganz gleich, ob es sich um ein für behördliche Planungsräume übliches territoriales Raumverständnis oder um Milieu bedingt unterschiedliche Aktionsräume von Bevölkerungsteilen handelt, lassen sich die jeweiligen Prozesse des »Raum Schaffens« (Schroer 2006) bzw. der »(An)Ordnung von sozialen Gütern und Lebewesen« (Löw 2001) sowie der sozialen »Syntheseleistungen« nach charakteristischen Merkmalen untersuchen.

Mit dem Raumverständnis und -begriff sind auch sozialpolitische Diskurse über den »Umbau des Sozialstaats« vom »Welfare-State« zum »Workfare-State« und vom »versorgenden« zum »aktivierenden« Staat verbunden (Dahme/Wohlfahrt 2003). In deren Rahmen wird die Verantwortung für soziale Probleme und deren Bewältigung tendenziell auf die lokale Ebene und schwerpunkmäßig auf das Individuum, den Bürger oder die Bürgerin verlagert, wobei sich der Staat aus der Verantwortung zurückziehen und die Entwicklung den Marktmechanismen überlassen soll (Giddens 1998). In diesem Zusammenhang ist die dezentrale räumlich-territoriale Orientierung an lokalen Steuerungseinheiten (Stadt, Gemeinde, Quartier) und die sozialpolitische Orientierung an selbstverantwortlichen Individuen und leistungsfähigen Gemeinschaften (Nachbarschaft, Bürgerengagement, Kommunitarismus, vgl. Etzioni 1998) zu hinterfragen und mit den Verursachungsgründen und Bewältigungsbedingungen sozialer Probleme zu konfrontieren.

Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit in der Sozialen Arbeit

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