Читать книгу Was sind Heilpflanzen und ihre Wirkungen? - Martina Kloss - Страница 4
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Eine Heilpflanze ist eine Pflanze, die aufgrund ihres Wirkstoffgehalts zu medizinischen Zwecken oder zur Linderung von Krankheiten eingesetzt werden kann. "Heilpflanzen" ist ein Sammelbegriff. Es enthält sowohl Kräuter als auch andere Heilpflanzen. Die Unterscheidung zwischen Heilpflanzen und Giftpflanzen liegt zum einen in der hergestellten Arznei und zum anderen in der applizierten Dosis.
Heilpflanzen werden heute vor allem in Deutschland im Rahmen der Phytotherapie eingesetzt, in einigen europäischen Ländern und den USA spielen sie aufgrund chemisch synthetisierter und definierter Wirkstoffe nur eine untergeordnete Rolle. Andererseits sind die Pharmaindustrie und die Pharmakologie zu dem Schluss gekommen, dass die Gesamtheit der sekundären Pflanzenstoffe ein nahezu unerschöpfliches Reservoir für neue hochwirksame Arzneimittel ist. Die kaum erforschte und katalogisierte Flora der tropischen Urwälder und der in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verwendeten Pflanzen birgt diesbezüglich ein nicht unerhebliches Potenzial. Heilpflanzen werden auch wild gesammelt oder im Hausgarten gepflanzt, um als Hausmittel oder gegen Krankheiten zur Verfügung zu stehen. Die häufigste Form der Verwendung ist Heiltee.
Gewürze im Medizinschrank
Die meisten Gewürzpflanzen haben auch eine meist schonende, heilende Wirkung. Thymian lindert Husten, fördert die Verdauung und reinigt das Blut. Wacholderbeeren machen verdauliche oder blähende Speisen wie Kohl magenschonend. So viele Gewürzpflanzen sind im weiteren Sinne Heilpflanzen.
Schön gesund
Eine andere Gruppe von Pflanzen wird hauptsächlich in der Kosmetik verwendet. Das Aroma und die Wirkstoffe dieser Pflanzen werden bei der Herstellung von Seifen und Shampoos verwendet oder finden ihren Weg in Hautcremes. Sie wirken auch heilend, fördern die Zellregeneration oder ihre Düfte, insbesondere die ätherischen Öle, wirken sich positiv auf unser Wohlbefinden und unseren emotionalen Zustand aus. Dadurch können die kosmetischen Pflanzen auch den Heilpflanzen zugerechnet werden. Daher wird im englischsprachigen Raum häufig der Begriff "Heil- und Aromapflanzen" verwendet. Die großen Überlappungsbereiche machen sich insbesondere bei den in der Aromatherapie und in Teepflanzen verwendeten Heilpflanzen bemerkbar. Pfefferminztee oder Kamillentee sind medizinisch und gleichzeitig ein erfrischendes Getränk. Darüber hinaus spricht der Duft und der Dampf unsere Sinne und unseren Körper an und somit eigentlich aromatische und kosmetische Pflanzen.
Kultur und Tradition prägen Verwendung
Die Verwendung von Heilpflanzen ist in vielen Fällen kulturspezifisch. Traditionell verwendeten die Menschen meist nur die in der jeweiligen Umgebung natürlich vorkommenden Heilpflanzenarten. Erst mit Entdeckungsreisen und zunehmendem Handel gelangten auch ausländische Pflanzen, als Samen oder in getrocknetem Zustand, in die regionale Volksmedizin oder Küche. Trotz der globalen Dimension des heutigen Arzneipflanzenhandels ist die Zahl der nicht einheimischen Arzneipflanzen, die in großem Maßstab verwendet werden, in vielen Regionen relativ gering. Dies ist zum Teil auf den hohen Preis der Ware und der daraus hergestellten Produkte zurückzuführen. Andererseits muss eine Pflanze, die eine gewisse heilende Wirkung auf die Menschen in der Region hat, in der sie wächst, diese nicht unbedingt entwickeln, wenn sie in Menschen in anderen Regionen verwendet wird. Der gleiche Pflanzentyp kann daher in einer Region und nicht in einer anderen als Heilpflanze angesehen werden.
Heilpflanzen
Unter Heilpflanzen sind solche Heilpflanzen (oder Heilkräuter) zu verstehen, die der Einzelne nicht mehr direkt verwenden kann, wie die Giftpflanzen. Heilpflanzen versorgen Apotheker und die chemisch-pharmazeutische Industrie vielmehr mit Wirkstoffen für einen Teil ihrer Produkte. Beispiele sind:
Schlafmohn (Papaver somniferum) liefert das für die Medizin unentbehrliche Morphin, Codein und etwa 60 weitere Wirkstoffe (in diesem Fall Alkaloide). Die Pflanze als Ganzes, der eingedickte Milchsaft (= Opium) oder die Opiumtinktur werden heute in der Medizin kaum noch verwendet.
Der Wollfingerhut (Digitalis lanata) enthält viele wertvolle Herzglykoside (Cardenolid). Die therapeutische Anwendung des Arzneimittels ist heute aufgrund des Einflusses der Cardenolidglykoside durch Begleitstoffe und der unzureichenden Reproduzierbarkeit bei der Herstellung der Zubereitungen weitgehend obsolet. Bevorzugt werden die isolierten oder teilsynthetisch modifizierten Cardenolidglykoside eingesetzt. Das Medikament wird daher fast ausschließlich zur industriellen Herstellung von Cardenolidglykosiden eingesetzt. Der Wollfingerhut ist heute eine der wichtigsten Heilpflanzen.
Die tödliche Kirsche (Atropa belladonna) liefert die Tropanalkaloide Atropin, Hyoscyamin und Scopolamin. Die isolierten Alkaoide werden heute als Tranquilizer, Antispasmodika und in Augentropfen eingesetzt.
Der Chemiker stellt künstlich viele in Pflanzen vorkommende Substanzen her. Nur zehn Prozent aller auf der Erde vorkommenden Pflanzen wurden bisher genau auf medizinisch wirksame Substanzen untersucht; Ein Mangel, der sicherlich auf die chemische Dominanz zurückzuführen ist. Vielleicht hätte es schon lange ein Heilmittel für Krankheiten gegeben, die noch nicht heilbar waren, wenn sich die Forscher mehr auf Pflanzen als auf Retorten konzentriert hätten.