Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 12
Und verfluchte,
Оглавлениеwährend er einen stoischen Blick auf die Englisch-Hausaufgaben warf, die morgen während der Religionsstunde zu bewerkstelligen waren, und verfluchte, während er seine Fußballschuhe wienerte, und verfluchte – seinen Vater: Seit der von der Raiffeisenkasse zur Spardaka[13] gewechselt war, blockierte er, abgesehen von Donnerstagen, an denen er sich »zum Sparen« im Schützenverein traf,[14] blockierte er mit seiner notorischen Rauf-und-runter-Rechnerei Abend für Abend das Wohnzimmer. So daß Gregor fast jede wichtige Sendung verpaßte und sich selbst von einem Ecki oder Charli Belehrungen gefallen lassen mußte, wie viele Schüsse im »Aktuellen Sport-Studio« rein und wie viele danebengegangen waren.[15] Oder wie lange Kuli überzogen hatte.[16]
Als er den Spiegel nach dem Zähneputzen behauchte, wußte er nichts hineinzuschreiben. Dann tauchte aus den Schlieren sukzessive dieses Gesicht wieder auf, mißtrauisch sich selbst beäugend, das freilich den Fehler nicht finden konnte. Den Fehler, der alles so flau, so verwackelt, so irgendwie vergeblich aussehen ließ und der ganz sicher auch dafür verantwortlich war, daß ihn die Frau an der Kasse, als er vorgestern in beiläufigster Manier eine Karte für »Spiel mir das Lied vom Tod«[17] verlangt hatte, daß ihn die Frau glatt – – – Und sich dann sogar den Ausweis zeigen ließ (»Tatsächlich, fast sechzehn!«); kein Mensch würde einen Max nach dem Ausweis fragen! Nicht mal einen Lutti oder Erps, obwohl die doch gerade erst fünfzehn geworden waren.
Und wenn man sich den Rest geben wollte, mußte man bloß noch auf die Schultern blicken, aus denen die Schlüsselbeinknochen so elend hervorspitzten, auf die Brustwarzen, die so mutlos auf den Rippen herumrutschten, und: dann war’s wirklich zum Davonlaufen.