Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 17

So kam’s,

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daß Gregor den Rest der Woche darüber nachdachte, ob die Neue vielleicht doch ein bißchen blond war und wie er’s Erps plausibel machen konnte, daß er sein Rüschenhemd plötzlich nicht mehr wollte. Erps war zwar nicht gerade der Kötte der AG, aber – trotz seiner geradezu gregorianischen Zwergwüchsigkeit – so was wie dessen inoffizieller Stellvertreter: Auf seiner Oberlippe versuchte sich bereits der rötlich aufstoppelnde Schimmer eines Schnurrbarts; fast über die gesamte Länge seiner Stirn zogen sich dicke dunkelrote Narben, von denen jeder was andres zu berichten wußte; letzten Herbst hatte er, und auf die Nachfragen der Nachbarkinder war er währenddessen mit keinem Wort eingegangen, hatte er die Gitter von den Kellerkästen beidseits der Erpenbeckschen Haustür abgedeckt, hatte sich im Gebüsch versteckt und derart glaubwürdig nach Hilfe geschrien: daß seine Mutter aus dem Haus geeifert kam, über den Treppenabsatz hinaus gleich im Schwung hinein ins erstbeste Loch hinunter. Und sich ein Bein dabei gebrochen hatte. Seither galt Erps als der unbestrittne Beherrscher der Burwiesen, und ausgerechnet dem sollte Gregor klarmachen, daß er …

… sich so allein gelassen fühlte mit seinem Problem! Max war und blieb komisch, wich aus, und von den andern Klassenkameraden konnte Gregor sowieso niemand um Rat fragen, die diskutierten im Religionsunterricht ständig über »antiautoritäre Erziehung« und »bewußtseinserweiternde Drogen« und »Ostpolitik« – wobei sich Gregor immer weit, weit weg wünschte, wenngleich er nicht wußte wohin, und es für angeraten hielt, den Mund zu halten. Und erst mal die andern machen zu lassen.

Die hatten ja auch leicht reden, die waren ja alle schon irgendwo »dran gewesen«, die hatten’s geschafft.

Ob die Neue vielleicht doch ein bißchen blond und blauäugig und warum so was plötzlich von solcher Wichtigkeit war? Als die Pausenglocke ging, merkte Gregor, daß er die ganze Stunde über Kilroys[19] gemalt hatte, anstatt die Englisch-Hausaufgaben zu erledigen:


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