Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 14
Mit einer Katastrophe
Оглавлениеbegann der Nachmittag danach: Das Schild »Pst! Soundcheck!« hing an der Türklinke, das Mikrophon stand auf einem Stapel »Reader’s Digest« und also exakt auf Höhe des Lautsprechers, sogar der Moderator hatte sein Wort gegeben, jedes Lied auszuspielen bis zum letzten Ton: da schrillte das Telephon unten los und, einen Gitarrenlauf später, die ganze Welt. Gregor duckte sich und hoffte, daß der Sänger von Led Zeppelin halbwegs dagegenhalten würde mit seinen Schreien; aber als er’s treppauf muttern hörte, wußte er, daß er Stairway To Heaven auch diesmal nicht komplett aufs Band kriegen würde. Und als dann alles so geschehen war, wie’s irgendwie immer geschah, wenn der WDR mal was andres als deutsche Schlager spielte, da spürte er einen ordentlichen Haß auf Max, der ihm zur Begrüßung nichts Wichtigeres mitzuteilen wußte, als daß ihn Kötte soeben angerufen hatte, Kötte! Und davor schon Vögler, Erps, Charli, Lutti.
Das Telephon stand gleich neben dem Treppenabsatz: auf einer Vitrine, die in sämtlichen Etagen von winzigen gläsernen Katzen, Hunden, Rehen, Hirschen, aber auch von Löwen, Bären, Büffeln bevölkert war; und obwohl’s Gregor liebte, so nebenbei ein wenig Aufregung in die Murano-Herden zu bringen – seine Mutter ordnete streng nach »Brehms Tierleben«, Gregor hingegen nach dem Farbkreis –, obwohl er schon nach dem erstbesten blaugrünen Rehkitz gegriffen hatte, schwieg er sich dann doch lieber bis zur Wohnzimmertür, schwieg sich ins Wohnzimmer hinein. Denn in der Küche klebte man mittlerweile Rabattmarken in kleine Rabattmarkenheftchen und war dabei sehr drauf bedacht, sich einen Spalt zum Flurgeschehen offenzuhalten.