Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 28

Gleich vorn die Bar

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verschlug uns erst mal jeden Kommentar: eine rotglühende Theke und davor die sieben Halbweltwunder der Stadt, mit hochtoupierten Haaren, gewaltig glitzernden Gehängen, mit breiten Augenlidern und viel, viel Hals, umledert von Gürteln, als deren Schnallen handtellergroße Löwenrachen schnappten; doch ehe wir uns, mit Andrés Hilfe, in Sicherheit bringen konnten an einen der seitlichen Tische, übernahm Kötte die Regie – »Wer sitzt, ist out!« – und zwang uns dazubleiben, die Halbweltwunder rückten ein wenig pikiert mit ihren Hockern, eine fette Frau in Netzstrümpfen und Hauspantoffeln (wir nannten sie bereits beim zweiten Mal die »Tresenschlampe«) schlappte Pils herbei und Korn: Also gut. Es konnte losgehen.

Wenn die kleinen Fernseher nur nicht gewesen wären! Nicht überall gewesen wären, wo man hinblickte – die kleinen fiesen Bildschirme, die unsern Blicken – noch dazu in Farbe! – jeden Fluchtpunkt verstellten und unsern laut tönenden Anfangselan zum Verstummen brachten: weil man dauernd wegschauen wollte, während man doch aufs neue stets hinschaute; und dazu lief, wie zum Hohn, Rex Gildo oder Peggy March, Wencke Myhre … Ach ja, die Musik, Gottseidank! Die fanden wir dermaßen daneben, daß wir wieder unser Thema hatten. Und sobald die silberne Glitzerkugel an der Decke sich zu drehen begann und den kleinen schummrigen Raum zum riesigen Weltall weitete, in dem die Sterne als Lichtflecken über den Teppichboden huschten, sobald die Temptations loszeterten, die Bee Gees und sogar dieser dämliche Franzose, der dem Gejapse seiner Begleiterin meist bloß ein notorisches »Je t’aime« beizustöhnen wußte,[30] sobald der Samtvorhang zur Seite ruckelte und die Tischlampen überall runterdimmten: war der Sound zwar noch immer keinen Deut besser, aber man hatte sowieso Grund genug, die Bildschirme zu ignorieren.

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