Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 44
Doch als das unerhörte Ereignis
Оглавлениеtatsächlich eines Samstags stattfand, am Steinhügelgrab, die Mittagssirene war gerade fertig, da erschraken sie derart, die Herrschaften Schattschneider und Schmedt auf der Günne, daß sie nur lässig die Hand vom Lenker nehmen und das Kinn leicht hochreißen und: vorbeiziehen konnten –
– um sich den Rest des Tages darüber zu streiten, wie »das Ganze« zu bewerten war: Hatte sie etwa gelächelt? Und wenn ja (denn bereits in diesem Punkt konnten sie keinen Konsens erzielen), war das ein erfreutes Lächeln gewesen oder vielmehr: ein spöttisches? Hatte sie ihnen vielleicht angesehen, weshalb sie sich hier herumtrieben, jenseits der Demarkationslinie, die von der Autobahn ins Tecklenburger Land geschnitten wurde oder … traf sie gar täglich auf irgendeinen der AG? Zum Beispiel auf Charli? Dessen lila eingefärbten Hamster sie letzthin ebenso ausführlich gestreichelt hatte wie seinerzeit das Meerschwein;[39] oder auf Kötte höchstpersönlich? Der ja vor der letzten AG-Sitzung ganz offen angefragt hatte, und zwar auch in Richtung Weibereck, ob ihn wer begleiten wolle?[40]
Gegen Abend legten sie sich an eine ihrer Lieblingsstellen in eins ihrer Kiefernwäldchen und leerten eine Flasche Chianti, was sonst. Max erzählte vom »Goldenen Schuß«, vom »beat-club« und, wenn Gregor allzulange dazu schwieg, von »Bonanza«;[41] Gregor erzählte von Gregor Samsa und Josef K. und, wenn Max allzulange dazu schwieg, von K., der’s ihm, schon wegen des herrlichen K’s, besonders angetan hatte[42] – wenn sein Vater gewußt hätte, welche Schätze ihm da der Reihe nach von seinem Schreibtisch entwendet wurden!
Dann schauten sie hoch ins schwankende Grün der Baumwipfel, ins Weiß der Wolken, ins Blau des Himmels. Bis das alles zusammengeflossen war in ein schlierendes Grau, ein schummerndes Schwarz, und lau die Nacht dazu emporknisterte.