Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 58

die im Vorfeld geklärt, jeden Tag aufs neue geklärt werden mußte – und sei’s, daß man bei Ulli aufkreuzte und sie scheinheilig bat, ein Paar Lederherzen auf irgendwelche durchgewetzten Pulli-Ärmel zu nähen: drehte sich alles um die Frage, ob sie kommen würde. Nicht Ulli, versteht sich, die kam ja selbst dann, wenn sie nicht eingeladen war, sondern –

»Sie kommt!« konnte Gregor vermelden und in aller Ruhe die blauen, die roten, die grünen Glastiere ordnen, weil sich Max gar nicht satthören wollte an diesen zwei Silben, weil sich Max nicht entscheiden wollte, ob er vor Glück aus dem Häuschen geraten oder vor lauter neuen Sorgen verzweifeln sollte, weil Max Beweise forderte und schließlich – da wurden gerade die letzten versprengten Reste an Violett, Gelb, Weiß zu einer bunten Murano-Herde zusammengetrieben – unverhohlen um Hilfe bat: Wenn das wahr sei, was Gregor behaupte, dann müsse schleunigst jetzt was passieren.

Als man am Aldruper Damm eintraf – völlig durchnäßt und doch auf eine beschwingte Weise mit sich und der Welt zufrieden –, war’s unübersehbar: Max schlenkerte sich um Kopf & Kragen, stakste telephonierend durch sein Kellerchaos, und morgen bereits sollte das Fest stattfinden. Soeben wurde Vogler bearbeitet, einen Eimer Waldmeisterbowle anzusetzen und seine Schwester zu überzeugen, daß sie …

»Keine Panik, Max, wir kriegen das hin«, gab sich Gregor gelassen und widmete sich so lange dem Trockenreiben seiner Brillengläser, bis Max begriff. Dann trugen sie fast alle Möbelstücke in den ersten Stock hinauf und alle Matratzen, deren sie habhaft werden konnten, hinunter. Im Bastelraum seines Vaters fand Max ein paar Pferdedecken aus dem Krieg, die sie an die Wände nagelten: da, wo die Diskothek stehen sollte. Nachdem sie eine rote 25-Watt-Birne aufgetrieben hatten, entzündeten sie probeweise ein Räucherstäbchen; nachdem sämtliche Lichtschalter abgeklebt waren, legten sie Friday On My Mind auf. Und rockten los wie die Landesmeister.