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Scott Walker „Tilt” (1995)

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Alle zehn Jahre auftauchen, der Welt einen Brocken hinschmeißen, verschwinden. Bei Scott Walker ist das nicht kokett, eher religiös. Der Mann eignete sich zum Guru, wäre er nur sichtbarer. Aber er will heilige Ruhe und wird so zum Mythos. „The sun ain’t gonna shine anymore“ ahnte er schon vor 30 Jahren als einer der Walker Brothers. Seit 1967 erkundet er solo die verdunkelte Welt. Dabei werden seine Platten mehr und mehr zu einer liturgischen Form des Pop, zu Kunstmusik mit Bariton. Ihr Klima ist eisig und verschlossen. Kalte Streicher, Noisefetzen, rasselnde Perkussion. Und darin treibt unberührt diese pathoszitternde Stimme, singt Gedichte, hebt Verse durch Wiederholung ins Rituelle. Nur Tim Buckleys „Starsailor“ ist vergleichbar. Wenn Walkers neue CD losläuft, fühlt man sich augenblicks wie ein Flipper, an dem jemand zu heftig ruckelte: erstarrt. Oder besser: tilt.

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