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Steve Earle „Train A Comin’” (1995)

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Abseits von Nashville hat die Rootsmusik längst die Attitüde des kernigen Bessermenschentums aufgegeben. Drogen, Depressionen: alles da. Auch bei Steve Earle. Er schien am Ende, seit Jahren kein Ton. Jetzt ist er zurück und beschließt seine traurige Bluegrassplatte symptomatisch mit Townes Van Zandts Moritat von Caroline aus dem „Tecumseh Valley“. Caroline, in der Fremde erschüttert vom Tod des Vaters, zu dem sie zurückkehren wollte, wird zur Hure, deren fatalistische Lust die Freier fasziniert. Natürlich stirbt sie, und auf dem Abschiedsbrief steht ein Lebwohlgruß ans Tecumseh-Tal, das verlorene Eden. Eine Klischeegeschichte, durch Poesie und Ellipsen vorm Kitsch gerettet. Und Earles Platte, grandios gestaltet von Norman Blake (dobro, g), Peter Rowan (md) und Roy Huskey (b), ist im Ganzen genau dasselbe: ein leiser Gruß ans vergangene Paradies. In Earles Stimme, in jeder Silbe, die er singt, liegen alle Drinks und Sniffs und Joints seines Lebens. Ich weiß nicht, ob große Kunst nur um den Preis der Selbstzerstörung zu haben ist. Aber am Ende einer solchen Platte bin ich fest davon überzeugt, einen ganzen Abend lang.

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