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Verschiedene Künstler „A Means to an End. The Music of Joy Division” (1995)
Оглавление1980, kurz nachdem Ian Curtis sich erhängt hatte, war ich in England. Damals wechselten die Teens gerade die Kleiderfarbe. Sie trugen jetzt Schwarz und lächelten nicht mehr und waren kurz angebunden. Curtis, Sänger von Joy Division und König der Hoffnungslosigkeit, hatte ihnen die Hoffnung genommen. Damals schien das respekteinflößend konsequent: vom Tod nicht nur zu singen, sondern ihn auch zu suchen. No future. Das hätte die Poseure des Rock, die koketten Hohlköpfe der großen Geste zum Schweigen bringen müssen für immer. Hat es aber nicht. Egal: Poseure kriegen Hits, aber nicht solche Tributes. Joy Division kriegt eins. Codeine errichten „Atmosphere“ kontrapunktisch zum Original als dürres Gerüst unter grauem Himmel, Stanton-Miranda geben „Love will tear us apart“ (der postumen JD-Single) Tempo und Tiefe. Viele, die hier kondolieren, verzichten auf Keyboards, zitieren aber die geslappten, schleppenden Wavebässe und jene schmutzigen Rhythmusgitarren von 1980, die in kühle Kurzriffs verliebt waren und so was wie Soli bourgeois fanden. Viel Verzerrtes, Schattiges ist auf diesem Tributesampler, und wenn man ihn hört, wechseln die Kleider wieder die Farbe. Wie damals, 1980.