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Das Ärzte-Verschwinden

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Wie haben die Ärzte mitgespielt? – Gar nicht!

Es gab keinen königlichen Hofarzt oder untergeordneten Arzt, der bei der »Geburt« Ludwigs des Vierzehnten der »werdenden Mutter«, Anna von Österreich, assistiert hat.

Der seit über 50 Jahren amtierende Hofarzt Jean Héroard – Autor des Journals über Kindheit und Jugend von Louis XIII – hatte ab Karl dem Neunten vier französischen Königen gedient und war 76-jährig am 8. Februar 1628 bei der Belagerung der protestantischen Festung La Rochelle gestorben.

Héroards zwei Nachfolger Charles Bouvard und Pierre Séguin ziehen sich vor der »Geburt« Ludwigs des Vierzehnten zurück oder werden »aus dem Verkehr genommen«, was hier hieße, an der Baby-Transaktion nicht beteiligt. Ein dritter Arzt wird nicht eingestellt.

Héroards erster Ersatz, der neue königliche Leibarzt Charles Bouvard, meldete die Königin-»Schwangerschaft« auffällig früh. Schon fünf bis sechs Wochen nach der mundpropagandistisch verbreiteten »Empfängnisnacht« Anfang Dezember 1637 hat Dr. Bouvard am 14. Januar 1638 dem politischen Staatsmacht-Inhaber, Kardinal Richelieu, eine Erklärung übermittelt, in der von der Schwangerschaft Anne d’Autriches geredet wird. Unverzüglich nach seiner Mitteilung verabschiedet sich der Leibarzt aus der Funktion des »médecin du roi«.

Als Nachfolger fungiert Pierre Séguin, der heute in keiner Enzyklopädie mehr »auftritt«. Séguin meldet sich ein paar Wochen vor der avisierten »Geburt« Ludwigs des Vierzehnten krank und übergibt seinem »Neffen« die Verantwortung! Dieser in den Berichten nicht namentlich erwähnte »Neffe« wird wegen angeblich sich verzögernder amtlicher Formalitäten nicht mehr rechtzeitig eingestellt, so dass buchstäblich bei der »Geburt« von Ludwig 14 kein Arzt anwesend ist!

1989 hat eine detailgenaue Recherche zu den Umständen der »Geburt« von Louis XIV Behauptungen über die Anwesenheit von Ärzten beim »Erscheinen« des Dieudonnés als Fantasie enttarnt (143). Kein Arzt wollte seinen Eid des Hippokrates brechen. Schweigen zu dem Geschehen, von dem mindestens zwei Ärzte etwas mitbekommen haben – ja, aber nicht als Geburtsvortäuscher tätig sein müssen.

Das trifft vor allem für den fast zehn Jahre lang amtierenden zweiten Hofarzt Ludwigs des Dreizehnten zu, Charles Bouvard (1572–1658). Er war Medizinprofessor am »Collège de France« in Paris, »von gebieterischem Naturell, er beherrschte zu seiner Zeit die medizinische Fakultät und untersagte Dissertationen, wenn sie seinen Anschauungen widersprachen. Er hat während seiner Tätigkeit als ›Arzt des Königs‹ für Ludwig den Dreizehnten 200 Arzneien zusammengestellt, ebenso viele Darmspülungen beim König vorgenommen und allein in einem einzigen Jahr 47 Aderlässe absolviert.« (126). Als Bouvard Anfang 1638 den Königshof verließ, war er 65/66. Er lebte danach noch 20 Jahre, wirkte auch weiter als Arzt. Héroard war bis wenige Tage vor seinem Tod für Ludwig 13 tätig.

Ein Mann wie Bouvard mit einer so starken ärztlichen Identität wollte sich nicht vor den Karren eines medizinischen Scheingeschäfts spannen lassen. Das haben auch die Inszenateure der Königsfälschung begriffen. Bouvard als Geburtshelfer-Simulant – das hätte bei Fehlgehen der Aktion seine Laufbahn beendet, ja, die ganze Pariser Medizinische Fakultät diskreditiert! Denn Bouvard, ebenso wie Héroard, war auch Autor medizinischer Bücher. Unmöglich, ihn bei einem solchen Wahrheitskomplott, das die »Königsfälschung Louis XIV« bedeutete, persönlich direkt mitwirken zu lassen!

Kein Arzt präsent bei der für damalige Zeiten spätgebärenden Königin von Frankreich, der ersten Frau der Christenheit, nach angeblich vier Fehlgeburten und sechs unwillentlichen Schwangerschaftsabbrüchen! Nicht zehn Spezialisten und Berufene aus ganz Europa zugegen am Wochenbett der Königin oder abrufbereit hinter der Tür ihres Wöchnerinraums für den Fall von Komplikationen? Dass das alles noch mit rechten Dingen zugegangen sein soll, kann die Geschichtsschreibung »ihrer Oma erzählen«!

Der Tatbestand der Ärzte-Vakanz bei dieser Geburt von Weltrang, einer Geburt von exorbitantem Weltinteresse daran, wer nach dem über 20-jährigen Passen des »sterilen« Ehepaars nun der Nachfolger auf dem Thron Frankreichs sein, ob er lebensfähig und überhaupt ein »Er« werden wird – diese Ungereimtheit allein enthüllt das Unternehmen »Kronprinz« als die Camouflage der Lieferung eines längst anderswo und von anderen Eltern gezeugten und geborenen männlichen Säuglings, um den sich in der Nacht vom 4. zum 5. September 1638 kein Geburtshelfer mehr Sorgen zu machen brauchte.

Schon ab dem demonstriert zweiten Monat der »Scheinschwangerschaft« zeigte sich die Königin nicht mehr im Louvre. Sie nahm ab dem berechneten vierten Monat – nachdem der Staatschef, Kardinal Richelieu, Ende April 1638 die »anderen Umstände« der Königin in einer Regierungserklärung publik gemacht hatte – die nicht endenden Gratulationsdelegationen aus der ganzen Welt nur noch entrückt thronsitzend entgegen, im damaligen Auswärtsschloss Saint-Germain-en-Laye am heutigen westlichen Stadtrand von Paris.

Richelieu orderte zur »Überwachung der Geburt« eine dubiose Pariser Hebamme, Mademoiselle Personne, die in den Chroniken keinen Vornamen hat und von der kein einziges Wort über das Geschehen erhalten ist. Sogar ihr Nachname wird nicht eindeutig wiedergegeben. Mal heißt sie »Personne« mit einem S, mal heißt sie ohne S »Péronne«. Mit ihrem Namen »Personne« käme die Zweideutigkeit des französischen Wortsinns »niemand« heraus. Witz des »Schicksals« oder Ausrutscher, jedenfalls »überwachte« »Niemand« diese Geburt, weil niemand dafür erforderlich war. Es bedurfte nur eines Transportes des gesunden männlichen Säuglings von einem Top-Secret-Platz in der Nähe des Château neuf Saint-Germain-en-Laye in den Showroom mit dem Wochenbett der Königin, deren Wehen angeblich am 4. September 1638 samstagnachts 23 Uhr begonnen hatten.

Dann gingen am Sonntagvormittag des 5. Septembers 1638 die Türen des Schlafzimmers der Königin auf, und der »Dieudonné« alias Deputy-Donné oder Pape-Donné, das lebende Kuriengeschenk für Frankreich, wurde auf den Armen seines sich glücklich gebärdenden Offizial-Vaters, Ludwigs des Dreizehnten, erstmals dem vor den Gemächern der Königin versammelten Hof präsentiert.

Der Erzbischof von Paris, Kardinal de Gondi, unternahm eine »Nottaufe«. – Warum denn das? Nottaufen wurden nur bei todbedrohten Kindern vorgenommen, nicht bei strotzend gesunden, wie Louis XIV es war.

Der Glaube an den Teufel, der ein Baby hole, wenn es zu lange nicht getauft worden war, mahnte zur Eile! Die reale Geburt Ludwigs des Vierzehnten lag schon ein paar Monate zurück, weil die Beteiligten der »Operation Kronprinz« für wenigstens kurze Zeit die Gesundheit der Jungs aus der »Bourbon-Bébé-Fabrique« kontrollieren wollten.

Als Geburtszeit wurde 11:22 bis 11:38 Uhr vormittags am Sonntag, dem 5. September 1638, angegeben.

Und zwei berühmte Astrologen, Jean-Baptiste Morin und Hugo Grotius, bestätigten den Glanz des von Campanella errechneten Lebensausgangspunktes dieses Teufel-aus-dem-Sack-hervorgezauberten Hofbabys.

Die Königsfälschung

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