Читать книгу Düsterstrand - Meike Messal - Страница 17
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Ihm war schlecht. Oh Gott, wie sein Bauch wehtat. Stöhnend schob er das Tablett mit einem Fuß von sich. Den Teller hatte er abgeleckt, ebenso die Schale mit dem Pudding, nachdem er alles in sich hineingeschlungen hatte. Jetzt hatte er fürchterliche Bauchschmerzen. Erneut beugte er sich nach vorne, die Arme fest an seinen Bauch geschoben, als ein weiterer Krampf seinen Körper beben ließ. »Lieber Gott, bitte«, stöhnte er. Schweißtropfen rannen über sein bleiches Gesicht.
Diesmal war es ihm egal, als er den Schlüssel in dem rostigen Schloss hörte. Er hatte nicht die Kraft, den Mönch anzusehen, der kerzengerade im Türrahmen stand.
»Du hast gegessen!« Scharf wie eine Sichel durch hohes Gras schnitt die Stimme durch den Raum. »Ich habe dir gesagt, dass du nicht essen darfst.«
»Bitte!« Es fiel ihm schwer, zu sprechen, keuchend pfiff er das Wort heraus. »Bitte, ich will zu Mama.«
Er sah den Schlag nicht kommen. Sein Kopf stieß hart gegen die kalte Mauer und für einen Moment war er wie benommen. Dann kam der Schmerz und er heulte auf.
»Was habe ich dir gesagt? Du redest nur, wenn du dazu aufgefordert wirst!« Mit einer schnellen Bewegung hatte sich der Mönch gebückt und die Fessel um seinen Fuß geöffnet.
Er keuchte. Lauf! Lauf weg! Mühsam rappelte er sich auf, stützte sich auf seine Hände, knickte weg. Ein erneuter Krampf schüttelte seinen Körper.
Ausdruckslos starrte der Mönch auf ihn hinab. Dann packte er ihn plötzlich am Arm, zog ihn nach oben und hielt ihn angewidert von sich weg, als sei er ein lästiges Insekt. Er seufzte schwer. »Ich glaube, wir haben uns immer noch nicht verstanden. Du musst genau das tun, was ich dir sage. Dafür wirst du belohnt. Wenn du aber nicht gehorchst …« Sein Griff verstärkte sich, die Finger krallten sich in seine Haut. »Ich habe dich gewarnt. Du bist selber schuld.«
Grob packte er ihn und zog ihn hinter sich her. Schleifte ihn über den Boden, durch die Tür in einen langen Gang. Neonröhren an der Decke erleuchteten diesen hell und tauchten ihn in ein grünliches Licht. Rechts und links führten viele Türen in weitere Räume, große, schwere Eisentüren, so wie seine.
Oh Gott, wo war er hier gelandet, ein riesiges Gefängnis war das, überall nur Türen, Kacheln und kaltes Licht. Er hatte gedacht, dass er froh sein würde, wenn er endlich aus seinem finsteren Raum kommen würde. Doch jetzt hatte er nur noch Angst. »Wohin bringst du mich?«, flüsterte er.
Der Mönch gab ihm keine Antwort. Mit großen Schritten eilte er den Gang hinunter, schleifte ihn mühelos hinter sich her. Schließlich hielt er vor einer Tür und stieß sie auf.
Der Junge schloss die Augen. Denn mit einem Mal überkam ihn die fürchterliche Gewissheit, dass er die Hölle noch gar nicht gesehen hatte. Die Hölle fing jetzt erst an.