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»Oh mein Gott!« Jule hatte sich links bei Laura untergehakt, rechts zog Emily an ihr und Klara lief vor ihnen über den Bürgersteig. Sogar ihr Rücken strahlte Glück aus.

»Es ist so krass, ist euch das klar? Wir sind alle volljährig«, fuhr Jule fort. Beim letzten Wort war ihre Stimme in die Höhe geschossen. Sie waren an der U-Bahn St. Pauli ausgestiegen und standen nun mitten auf der Reeperbahn. Es war Samstagabend, auf der Straße bewegten sich die Menschenmassen vorwärts. Touristen, die einmal die berühmte Hamburger Meile sehen wollten, junge Menschen, die in Feierstimmung waren, aufgetakelte Frauen, bei denen sich Laura immer wieder fragte, wie sie in den hochhackigen Schuhen auch nur einen Meter laufen konnten, und größere Gruppen alkoholisierter Männer, die alberne Hütchen oder rosa T-Shirts trugen und unentwegt aus Bauchläden Schnaps tranken.

Die vier Mädchen drängelten sich durch die Menschenmenge vorwärts. Neben ihnen grölten ein paar junge Männer so laut, dass Klara fast schreien musste: »Sag mal, kommt Jan eigentlich auch?«

»Ich weiß nicht.« Laura versuchte, cool zu klingen, aber es gelang ihr nicht recht.

Klara schüttelte den Kopf. »Mensch, Laura, du wolltest ihm doch Bescheid sagen. Einen besseren Grund als deinen achtzehnten Geburtstag gibt es wohl nicht.«

Laura fuhr sich durch die Haare. Sie hatte versucht, sie zu glätten, allerdings wandten einige Locken sich bereits wieder unkontrolliert von ihrem Kopf ab. »Ich weiß, ich weiß. Ich wollte ja auch, aber dann war plötzlich schon der Abiball, alle lagen sich in den Armen, und diese blöde Kuh hat sich die ganze Zeit an ihn rangeschmissen … ich bin gar nicht mehr dazwischengekommen …«

»Du redest nicht schon wieder von Katharina, oder?« Mit Schwung drehte sich Klara zu ihrer Freundin um. »Wie oft soll ich es dir noch sagen, von der will er nichts.«

»Ach, als ob du das so genau wüsstest. Wahrscheinlich hat er es dir in einer ruhigen Minute gesagt, oder was?«, fragte Laura sarkastisch.

»Nein, das nicht gerade.« Klara blieb stehen und grinste ihre Freundin an. »Aber er hat sofort zugesagt, als ich ihn für heute Abend eingeladen habe. Und er hat dabei ziemlich glücklich ausgesehen.«

»Du hast was?« Plötzlich floss das Blut heißer durch Lauras Körper. Ihr war, als würde ihr Herz sich selbstständig machen und davongaloppieren.

»Schon gut, habe ich gern gemacht.« Klaras Grinsen wurde breiter. »Er wartet schon im Molotow auf uns. War ja klar, dass wir da zuerst hingehen.«

Laura schüttelte den Kopf und blickte kritisch an sich hinunter. Sie hatte ewig vor dem Kleiderschrank gestanden und dann doch wieder nach ihrem Lieblingsoutfit gegriffen: ausgewaschene Slim-Jeans, dazu ein schwarzes T-Shirt und ihre dunklen Sneakers. Nichts Besonderes. Jan brezelt sich auch nie auf, versuchte sie, sich zu beruhigen, als sie weitergingen. Deshalb magst du ihn doch. Er gibt nie vor, etwas zu sein, was er nicht ist. Shirt, Jeans und sein Lächeln. Das reichte. Reichte vollkommen, um ihre Beine in einen Wackelpudding zu verwandeln.

Klara riss sie aus ihren Gedanken. »Hey, nun zieh nicht so ein Gesicht. Du bist doch sonst so selbstbewusst. Und kein Typ dieser Welt sollte das zerstören.«

Laura lachte. »Du hast Recht«, sagte sie und straffte ihre Schultern. »Dann man tau, auf geht’s!«

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