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4.3.3 Kontinuitätshypothese

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Eine ausschließliche Generalisierung der beiden vorausgehenden Theorien ist wenig sinnvoll (Komp, 2006). Vielmehr müssen Faktoren wie Gesundheit, Fähigkeiten, Kompetenzen, Persönlichkeit, Umwelt und bisheriger Lebensstil berücksichtigt werden. So würde die erste Theorie einen Aktionismus geradezu herausfordern und nur den als zufriedenen Menschen ansehen, der über einen hohen Anteil an Aktivitäten und über zahlreiche Sozialkontakte verfügt. Bei der Betonung der Theorie des Rückzuges wäre nur der nach innen gekehrte Mensch zufrieden und würde somit die vielfältigen Angebote der Alten- und Behindertenhilfe in Frage stellen.

Die Kontinuitätstheorie kann inhaltlich als Synthese aus Aktivitäts- und Loslösungstheorie verstanden werden. Sie geht davon aus, dass weder nur Aktivität noch ausschließlich Rückzug bei der Bewältigung des Alterungsprozesses hilfreich sind, sondern die Möglichkeit, alte Interessen, Gewohnheiten und Aufgaben beizubehalten. Dabei sind Diskontinuitäten zwischen mittlerem und höherem Erwachsenenalter, verursacht z. B. durch den Tod von Angehörigen, Wohnortwechsel, nachlassenden Gesundheitszustand oder Reduktion des sozialen Netzwerkes, negativ zu bewerten. Die Kontinuitätstheorie geht davon aus, dass Menschen ihren früheren Lebensstil fortsetzen, wenn sie älter werden. Atchley (1999) berichtet, dass »die Kontinuitätstheorie sich mit der Konstruktion und Verwendung von Erhaltens-Mustern befasst, die dazu dienen, das Leben zu verbessern und sich an Veränderungen anzupassen« (ebd., S. 7). Menschen verlassen sich auf die Verwendung bekannter Denk- und Verhaltensmuster, wenn sie sich an Veränderungen anpassen, die mit dem Alter eintreten. Lebensumstände (z. B. mangelnde Finanzen, schlechte Gesundheit, Witwenschaft) können Menschen jedoch daran hindern, ihren vorherigen Lebensstil aufrechtzuerhalten.

Die Kontinuitätshypothese berücksichtigt zwar individuelle Differenzen des Aktivitätsgrades, Interessen und Gewohnheiten, sieht aber die Kontinuität im Lebenslauf als wichtigen Garanten für zufriedenes Altern an. In der starken Betonung der Vermeidung von Diskontinuitäten kann Kritik an der Theorie formuliert werden. Die angeführten Diskontinuitäten stehen in Abhängigkeit zu verschiedenen anderen Faktoren wie Einkommen, Gesundheitszustand, soziale Beziehungen und Freizeitgestaltung. Individuelle Problematiken werden in der Kontinuitätstheorie zwar erfasst, jedoch nicht in Verbindung mit sozial ungleichen und altersbedingten Lebensphasen gesetzt (vgl. Backes & Clemens, 2013, S. 138). Für Menschen mit geistiger Behinderung ist auch diese Theorie nicht hinreichend differenziert. Kontinuität im Lebenslauf ist für Menschen mit geistiger Behinderung kaum zu erreichen, da gerade ihre Lebensverläufe von ständigen Diskontinuitäten geprägt sind. Institutionelle Vorgänge, wie z. B. Berufsaustritt oder Wohnortwechsel, machen es dem alten Menschen mit geistiger Behinderung unmöglich, Kontinuität aufrechtzuerhalten.

Altern mit geistiger Behinderung

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