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Sehen und Hören
ОглавлениеÄltere Erwachsene mit einer geistigen Behinderung sind nur selten imstande, Veränderungen sensorischer Eindrücke zu melden und sind sich oft nicht bewusst oder fähig zu verstehen, wie diese Sinnesverluste ihre Fähigkeit, mit der Umgebung zu interagieren, negativ beeinflussen.
Wenn diese Verluste nicht rechtzeitig erkannt und durch Hilfen kompensiert werden, kann dies zu funktionellem Stillstand oder Rückentwicklung führen; in einigen Fällen sogar zur sozialen Isolation und Depression.
Sowohl für die Funktion des Sehens als auch des Hörens sind regelmäßige (jährliche) Gesundheitsuntersuchungen nötig. Da diese sensorischen Möglichkeiten sehr wichtig für die persönliche und soziale Situation und die Qualität des Lebens in den Bereichen der Freizeit, des Wohnens und der Arbeit sind, werden national und international visuelle und auditive Screeningprotokolle für Menschen mit geistiger Behinderung entwickelt.
Außer den regelmäßigen Untersuchungen des Auges sollte in der alltäglichen pädagogischen Begleitung auf Handlungen geachtet werden, die Indikatoren für Augenprobleme sein können wie z. B. schielen, blinzeln, sich auf die Augen schlagen, Zusammenkneifen der Augen, Reiben der Augen, Schließen oder Bedecken eines Auges, sehr nahe am Fernseher sitzen oder Objekte näher ins Gesichtsfeld bringen.
Wenn eine Augenoperation nicht indiziert ist, gibt es viele Unterstützungsmöglichkeiten, um das Sehen zu optimieren. So kann die visuelle Funktion verbessert werden durch
• helle Farben für den Raum und für Gegenstände (rot, gelb, orange),
• kontrastierende Farben,
• mehr Licht in den Raum zu lassen, aber manchmal auch gedämpftes Licht,
• Nachtlichter zur Orientierung,
• große und fette Buchstaben bei wichtigen Alltagshilfen,
• Vermeiden von grellem Licht durch Sonnenschein und Spiegel,
• Zentrieren von Licht auf Gegenstände und Funktionsflächen, die gerade gebraucht und benutzt werden.
Im Alter können hohe Töne oft Schwierigkeiten bereiten, man kann bei Hintergrundlärm kaum die Stimmen der sprechenden Personen wahrnehmen. Um sozialer Separation als Folge vorzubeugen, sollte man die Hörfunktionen regelmäßig überprüfen und auf erste Anzeichen von Hörproblemen, wie z. B. Fernseher sehr laut stellen, lautes Sprechen, Rückzug aus sozialen Situationen etc., achten.
Auch kann die Hörfunktion bei Altersschwerhörigkeit durch ein Hörgerät korrigiert und verbessert werden, wenn dieses durch den Betroffenen akzeptiert wird. Aber auch wenn dies nicht der Fall sein sollte, können noch immer die Umgebungsumstände verändert werden, z. B. durch
• Mindern des Hintergrundlärms,
• Ansehen der Person beim Sprechen,
• in das »bessere« Ohr sprechen,
• deutliches Artikulieren, langsam und mit tieferer Stimme sprechen,
• Unterhaltung an ruhigen Orten,
• mehr Zeit geben, das Gesprochene zu verstehen.
Wenn ältere Leute Schwierigkeiten haben, Laute zu unterscheiden, führt lautes Rufen eher zu weiterem Nicht-Verstehen.
Für Hörprobleme gibt es auch weniger tiefgreifende Ursachen und Lösungen, wie Verstopfung des Ohres und Reinigung von Ohrenschmalz.